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Was Oma und Opa noch wussten

Was Oma und Opa noch wussten

Titel: Was Oma und Opa noch wussten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Udo Ulfkotte
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bar, dass natürlicher Fisch aus dem Meer bald unerschwinglich teuer werden wird. Das gilt für viele Lebensmittel. Man kann das auf allen Kontinenten nachweisen.

    Australien ist das größte Agrarland der Welt und produzierte in ver- gangenen Jahrzehnten immer mehr Nahrung, als die Einwohner es- sen konnten. Nur ein Fünftel der produzierten Lebensmittel wurden im Land selbst gegessen, der Rest wurde exportiert. Doch die Pro- duktion von Weizen, Fleisch und Milch sinkt jetzt wegen klimati- scher Veränderungen von Jahr zu Jahr. Im nächsten Jahrzehnt wird ein weiterer Produktionsrückgang von mehr als 20 Prozent erwartet. Das wird für alle Menschen auf dem Weltmarkt im Geldbeutel deut- lich zu spüren sein, denn parallel dazu wächst die Weltbevölkerung jedes Jahr um etwa 80 Millionen Menschen. Nicht anders ist es in In- dien. Ausgetrocknete Flüsse, sinkende Grundwasserspiegel und un- berechenbare Monsune - das ist dort für die Menschen die Zukunft. In Indien wird nach allen wissenschaftlichen Berechnungen die land- wirtschaftliche Produktivität in den nächsten Jahren um 30 bis 40 Prozent zurückgehen. Viele Leser werden jetzt sagen: »Was geht mich das an?« Die Antwort lautet: Sie werden es im Geldbeutel spü- ren. Unsere Lebensmittel werden drastisch teurer werden. Warum? Derzeit geht ein Drittel der Maisernte in den USA in die Produktion von Biosprit. Das kann auf Dauer nicht gut gehen, wenn weltweit im- mer mehr Agrarflächen für unseren Benzindurst genutzt werden. Ein weiteres Beispiel: In Argentinien bringt der Anbau von Soja einem Bauern bis zu 500 Dollar pro Hektar. Für die Rinderzucht bekommt er nur 180 Dollar pro Hektar. Soja wird massenweise nach China ex- portiert und zwar als Hühnerfutter. Nur noch rund 20 Prozent des weltweiten Sojaanbaus gelangt auch in menschliche Mägen. Und noch ein Beispiel: Zwei Drittel der Russen müssen schon heute zwi- schen 50 und 75 Prozent ihres Einkommens für Lebensmittel ausge- ben. In Russland ist es also schon heute normal, den größten Teil des Arbeitslohns für Nahrungsmittel auszugeben. Wer bitte garantiert uns, dass wir bei weltweit wachsender Bevölkerungszahl und gleich- bleibenden Anbauflächen künftig noch in Massen die gewohnten bil- ligen Lebensmittel in unseren Supermärkten vorfinden werden? Die Antwort: Das kann niemand mehr garantieren, denn Lebensmittel werden jetzt von Jahr für Jahr immer teurer.
    Wir sollten allmählich lernen von jenen, die plötzlich darauf ange- wiesen waren, ihre Lebensmittel zumindest teilweise wieder selbst anzubauen. Und wir sollten jene nicht belächeln, die heute wieder in Städten damit anfangen, selbst Gemüse und Obst anzubauen. Erin- nern wir uns: In den Vereinigten Staaten, England und Kanada wur- den während der Weltkriege Gemüse, Obst und Kräuter in öffentli- chen Parks, in Hinterhöfen und auf Dächern angebaut. In Erinnerung daran setzte Michelle Obama 2009 einen Nutzgarten auf den Rasen des Weißen Hauses. In New York entstanden 1978 erste Nutzbeete auf städtischen Brachen in Spanish Harlem, East Village und Lower East Side. Mit mehr als 600 angeschlossenen Gärten für 20.000 Bür- ger ist dieses »Green Thumb« genannte Projekt heute das größte Community-Garden-Progr amm der USA. Auch die Kubaner haben ähnliche Projekte: Anfang der 1990er-Jahre brach die von der Sowjet- union subventionierte industrielle kubanische Landwirtschaft zu- sammen. Als es in den Läden nichts mehr zu kaufen gab, da entstan- den in den Städten Gärten, die heute für eine Vielzahl der Kubaner frisches Gemüse bereitstellen. In London haben mit Spaten bewaff- nete Globalisierungskritiker im Jahr 2000 Teile des Parliament Square umgegraben. Sie führten das »Guerrilla Gardening« ein. Daraus ent- stand eine weltweite kleine Bewegung von Menschen, die sich bei Nacht und Nebel aufmachen, um an Straßenrändern Gemüse und Blumen auszusäen oder durch Spontanpflanzung in den Gerümpel- ecken der Städte Gärten wachsen zu lassen.

    Was viele Menschen bei der Vorbereitung auf Krisenzeiten nicht be- denken, ist der Kampf um Ressourcen. Es nutzt die schönste Parzelle Ackerland und der liebevoll gehegte Kleingarten auf dem Balkon nichts, wenn andere Menschen das Gemüse über Nacht abernten. In Krisenzeiten werden hungrige Menschenmassen durch die Straßen der Ballungsgebiete ziehen, Geschäfte plündern - und Ihre Vorräte. In einer Krise drohen die größten Gefahren von Ihren Mitmenschen. Je mehr Menschen mitbekommen,

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