Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Was Oma und Opa noch wussten

Was Oma und Opa noch wussten

Titel: Was Oma und Opa noch wussten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Udo Ulfkotte
Vom Netzwerk:
vor der Haustür schont zudem die Ressourcen: Jeder selbst geerntete Salat spart Kohlendioxid und Energie, die anfallen würden, wenn gekühl- tes Gemüse Tausende Kilometer weit transportiert wird.
       Bauer Ludger Weber hat im Essener Stadtteil Schuir im Ruhrgebiet rund 60 Kleinflächen verpachtet: 50 Quadratmeter Feldfläche kosten von Mai bis Oktober 120 Euro, 100 Quadratmeter kosten 240 Euro. Dafür darf man dann auf einem »richtigen« Stück Acker selbst bei- spielsweise Kartoffeln, Rote Rüben oder Möhren anbauen.
       Es gibt inzwischen viele hundert deutsche Bauern, die Kleinst- flächen an Städter verpachten. Nicht anders ist es in der Schweiz. In Zürich-Altstetten gibt es etwa den »Pflanzplatz« Dunkelhölzli. Dort haben Schweizer eine Art Genossenschaft gegründet: Die Mitglieder holen gegen einen im Voraus bezahlten fixen Preis einmal wöchent- lich eine Tasche mit erntefrischem Gemüse ab und erklären sich be- reit, an mindestens zwei Tagen im Jahr auf dem Feld mitzuhelfen. Das Geschäft läuft prächtig, obwohl der Preis extrem hoch ist: Ein Saisonabonnement für ein bis zwei Personen inklusive zwei Kilo- gramm Gemüse pro Woche kostet immerhin 540 Franken (etwa
    450 Euro). In den Supermärkten Migros und bei Coop kann man zu vergleichbaren Preisen viel Biogemüse kaufen - ohne anstrengenden Körpereinsatz.

    Spielt es eine Rolle, ob man im eigenen Garten oder Schrebergarten allein oder zusammen mit anderen auf einem Acker gemeinsam et- was anbaut? »Ja«, sagt Sonja Hagedorn, »ich wollte schon länger sel- ber Gemüse pflanzen, aber mir fehlte schlicht das Wissen.« Die 41-jährige Mutter von zwei Kindern wohnt in der Schweiz und wurde Mitglied bei einer Genossenschaft, die Gemüse anbaut. An- statt zwei Tage pro Jahr in der Landwirtschaft mitzuhelfen, ver- brachte sie im Sommer 2010 einen guten Teil ihrer Freizeit auf dem Acker. »Die Idee, dass man den Städtern eine Wiese gibt, auf der sie selber Gemüse produzieren können, gefiel mir. Man bekommt ei- nen direkten Bezug zum Essen. Außerdem wollte ich etwas lernen«, sagt sie.
    Viele Städter haben Angst davor, sich für die Bewirtschaftung von Ackerflächen teure Landwirtschaftsgeräte kaufen zu müssen, mit de- nen sie zudem keinerlei Erfahrung haben. Dabei gibt es flächende- ckend Oldtimer-Treckerfreunde, die zum Pflügen häufig gern ihr Ge- rät zur Verfügung stellen, weil sie selbst keinen Acker haben und die Oldtimer mal wieder im Einsatz sehen möchten.
       Wie also werden Sie Selbstversorger? Es muss ja nicht immer gleich ein Großprojekt sein. Wann immer sich ein paar Menschen zusammen tun, haben sie die Möglichkeit, sich kleine Paradiese zu schaffen. Es gibt immer Bauern, die ihre Felder verpachten. Auch Kirchengrund ist oft landwirtschaftliche Fläche und wird alle drei Jahre neu verpachtet. Der Altpächter hat dabei immer Vorrang vor dem Neupächter. Vielleicht haben Sie aber auch einen Biobauern in der Nähe Ihrer Wohnung. Fragen Sie ihn doch, ob er Ihnen gemein- sam mit anderen Familien einen Hektar Land verpachten würde. Bei einer einzelnen Familie wird er Zweifel an dem Projekt haben, aber bei vielen Familien ist die Chance groß, dass die Fläche tatsächlich bewirtschaftet und gepflegt wird. Wenn beispielsweise 15 Familien gemeinsam fragen, dann überlegt er es sich ganz sicher. Die Pacht- preise betragen in Deutschland je nach Region pro Hektar Ackerland im Jahr zwischen 180 und 350 Euro.
    Doch welche Flächen wählt man aus? Je länger ein Acker nicht be- wirtschaftet wurde, umso besser: Im Sommer 2012 wurden mehr als
    100 Ackerflächen in Deutschland untersucht, die seit mindestens
    18 Jahren nicht mehr gepflügt wurden. Das klingt für einen Städter zunächst nach einer Katastrophe. Aber der Test ergab genau das Ge- genteil. Ein durchschnittlicher landwirtschaftlich genutzter Boden enthält zwölf bis 18 Würmer je Quadratmeter. Die seit mehr als
    18 Jahren nicht mehr gepflügten Felder enthielten auf der entspre- chenden Fläche jeweils mindestens 350 Würmer. Bis zu 600 Würmer
    kann man im Ackerboden pro Quadratmeter finden. Die Böden sind dann humusreich und gut mit Nährstoffen versorgt. Es sind ideale Voraussetzungen für den Aufbau der eigenen Selbstversorgung. Was viele nicht wissen: Solche Böden sind auch extrem wichtig für den Umweltschutz, denn ein gut durchlüfteter Boden saugt viel C0 an und speichert es im Boden als Nährstoff für die Pflanzen. Das über- schüssige CO, der Welt könnte

Weitere Kostenlose Bücher