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Was Paare stark macht

Was Paare stark macht

Titel: Was Paare stark macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Braendli
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unterschiedlichen Bedürfnissen tolerant zu sein, sind der Reihe nach folgende Fragen wichtig: Können wir das Problem ändern? Wenn nicht: Finden wir eine Lösung? Wenn nicht: Was passiert dann?
    Können wir das Problem ändern?
    Der eine liebt das lockere Chaos, der andere die klare Ordnung. Lässt sich die Unstimmigkeit beheben, indem sich der eine dem anderen anpasst und ordentlicher oder eben lockerer wird? Das wäre oberflächlich betrachtet zwar die einfachste Lösung, sie ist aber leider auch die unwahrscheinlichste. Denn wenn sich die Partner so leicht anpassen könnten, wären sie vermutlich gar nicht in diese Auseinandersetzung geraten.
    Wenn wir das Problem nicht ändern können: Finden wir dennoch eine Lösung?
    Lassen Sie die Phantasie spielen. Vielleicht finden Sie ja eine neue, kreative Lösung? Eine detaillierte Anleitung für den Weg dazu finden Sie im Kapitel «Mit unterschiedlichen Bedürfnissen zurechtkommen» (Seite 44). In einem ersten Schritt formulieren Sie beide Ihre Bedürfnisse und hören einander zu, ohne zu werten. Argumentieren Sie nicht, sondern lassen Sie die Bedürfnisse des anderen als solche stehen. Je besser Sie herausarbeiten können, weshalb etwas für Sie emotional so wichtig ist, desto eher können Sie auf das Verständnis des Partners zählen.Wenn Sie erkennen, dass der Partner sein Bedürfnis nicht dazu missbraucht, um Sie zu kontrollieren oder zu dominieren, dann werden Sie häufig von selber dazu bereit sein, einzulenken. Wechselseitige Toleranz schlägt hier Brücken.
    LÖSUNGEN FINDEN – EIN BEISPIEL
    Die Vorgeschichte
    Alena ist vor einigen Monaten in die Wohnung ihres Freundes Mirko gezogen. Sie ärgert sich zunehmend darüber, dass Mirko gebrauchtes Geschirr in der Wohnung herumliegen lässt, und bittet ihn, die Gläser und Teller jeweils gleich in den Geschirrspüler zu legen. Trotz der Ermahnungen findet sie fast täglich in irgendeinem Zimmer schmutziges Geschirr. Alena fühlt sich von ihrem Freund mehr und mehr schikaniert, weil sie ihn schliesslich mehrfach gebeten hat, das Geschirr wegzuräumen – es sei ja «keine grosse Sache». Inzwischen wird sie bereits beim Anblick der ersten Tasse wütend.
    Mirko dagegen sieht nicht ein, was daran so tragisch sein soll, wenn mal ein Glas etwas länger herumsteht. Alenas Vorwürfe kontert er damit, dass sie schliesslich auch öfters Dinge liegen lasse.
    Die Aussprache
    Alena und Mirko überlegen in einem ersten Schritt, was wirklich hinter ihren Bedürfnissen und dem Verhalten des anderen steckt. Nachdem beide in sich gegangen sind, formulieren sie ihre Anliegen:
    Alena erzählt, sie fühle sich ausgenutzt und gering geschätzt. Sie habe das Gefühl, es sei für Mirko selbstverständlich, dass ein stehen gelassenes Glas von ihr weggeräumt werde.
    Mirko hingegen berichtet, er fühle sich in der Wohnung, in der er vorher allein gewohnt habe, eingeschränkt. Ihn selber störe das Geschirr nicht und er erwarte auch nicht, dass Alena es wegräume. Aber er fühle sich zunehmend kontrolliert, ob er im Haushalt auch ja alles richtig mache.
    Die Lösung
    Beiden ist klar, dass sie an ihren unterschiedlichen Bedürfnissen in Bezug auf Ordnung nicht viel ändern können. Dank der Aussprache hat Alena aber erkannt, dass Mirkos unachtsam zurückgelassenes Geschirr nichts mit ihr oder einer Geringschätzung ihrer Bemühungen zu tun hat. Sie kann leichter akzeptieren, wenn mal etwas liegen bleibt. Mirko seinerseits ist achtsamer mit dem Geschirr, seit er realisiert hat, was für ein Signal er damit an Alena aussendet.
    Was, wenn wir keine Lösung finden?
    Sie haben sich ernsthaft bemüht – und doch keine Lösung gefunden, die für Sie beide stimmt? Es kommt vor, dass ein Problem unlösbar ist und sich trotz wechselseitiger Toleranz kein Kompromiss findet – nämlich dann, wenn die Bedürfnisse besonders existenziell und unverrückbar sind. Das kann zum Beispiel im Bereich sexuelle Treue, gegenseitige Achtung und Vertrauen oder bei religiösen oder moralischen Überzeugungen der Fall sein.
    In solchen Fällen ist es wichtig, dass man dem Partner seine Bedürfnisse und Beweggründe sehr genau darlegt. Denn nur so hat er die Chance, die Hintergründe eines Verhaltens oder Wunsches zu verstehen – und gegebenenfalls zu akzeptieren, dass es keine Lösung, keine Möglichkeiten des Einlenkens gibt. Die Konsequenz daraus ist meist die Beendigung der Partnerschaft. So weit kommt es aber nur selten, da in der Regel einer der beiden Partner

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