Was Paare stark macht
Kontrollüberzeugung geht auch davon aus, dass der Partner die Verantwortung für das Gelingen der Partnerschaft trägt. Man ist überzeugt, dass nur er in der Lage ist, die Partnerschaft tragfähig, positiv und schön zu gestalten. Sich selber schreibt man keinen oder höchstens einen geringen Einfluss zu. Eine external-defensive Kontrollüberzeugung findet man bei Personen mit niedrigem Selbstwert und damit auch häufiger bei unglücklichen Paaren. Denn solche Menschen unterschätzen ihre Einflussmöglichkeiten und leiten daher bei Konflikten auch keine konstruktiven Bemühungen ein – sie sind ja der Meinung, dass diese sowieso nichts nützen würden.
2. External-passiv: «Alles ist dem Zufall überlassen.»
Wie bei obigem Typus sehen auch Menschen mit external-passiven Kontrollüberzeugungen die Macht ausserhalb ihrer selbst. Anders als bei der external-defensiven Einstellung gehen Menschen mit dieser Kontrollüberzeugung aber davon aus, dass die Laune des Partners vom Schicksal bestimmt ist und auch vom Partner nicht beeinflusst werden kann. Es ist in ihren Augen somit eine Frage des Glücks oder des Zufalls, ob der Partner gut gelauntist oder nicht. Und auch die Beziehung selbst ist eine Sache des Zufalls. So, wie man zusammenkam, geht es wieder auseinander: die Partnerschaft als Spielball von Schicksal, Glück und Zufall.
Auch diese Kontrollüberzeugung ist ungünstig und häufiger bei Menschen mit Selbstwertproblemen anzutreffen. Sie trauen sich nicht, etwas zu unternehmen, weil sie im Laufe ihres Lebens gelernt haben, dass Ereignisse und deren Ausgang – Erfolg oder Misserfolg – von ihnen unabhängig stattfinden. Folglich fehlt es ihnen an Motivation, sich für die Partnerschaft einzusetzen, dafür zu kämpfen – sie halten dies für aussichtslos. Diese fatalistische Haltung lähmt ein aktives Bemühen um Verbesserungen in der Beziehung. Entsprechend ist diese Art von Kontrollüberzeugung häufiger bei unzufriedenen Paaren zu finden.
3. Internal: «Ich habe einen Einfluss auf die Stimmung meines Partners.»
Jemand mit einer internalen Kontrollüberzeugung hat das Gefühl, die Laune des Partners aktiv beeinflussen zu können. Falls der Partner also in schlechter Stimmung nach Hause kommt, besteht immer noch die Möglichkeit, diese aufzufangen und ins Positive zu kehren. Wer diese Kontrollüberzeugung hat, traut sich zu, etwas zu verändern, und fühlt sich den Ereignissen nicht einfach schutzlos ausgeliefert.
Diese Überzeugung kann man nicht nur als Einzelperson haben und pflegen, sondern auch als Paar, wenn man zu zweit das Gefühl hat: Wir haben es in der Hand, unser Leben zu gestalten. Dieser Typ ist bei zufriedenen Paaren häufiger zu finden, da hier die Partner zuversichtlich sind, ihre Beziehung konstruktiv gestalten, Schwierigkeiten überwinden und Krisen bewältigen zu können. Partner mit dieser Kontrollüberzeugung packen ihre Probleme an und lassen sich nicht von ihnen dominieren.
Was tun, wenn man sich ausgeliefert fühlt?
Eine externale Kontrollüberzeugung (defensiv oder passiv) ist vor allem deshalb ungünstig, weil sie ein Gefühl der Machtlosigkeit mit sich bringt. Die Betroffenen haben keine Hoffnung, etwas aus eigener Kraft beeinflussen zu können. Es mag wie ein kitschiger Satz aus einer Selbsthilfegruppe klingen, aber Tatsache ist: Man kann sich aktiv dagegen entscheiden, ein hilfloses Opfer zu sein und zu denken: «Wenn der andere erst mal schlecht gelaunt nach Hause kommt, ist der Abend so oder so gelaufen.» Wer das Gefühl hat, Einfluss nehmen zu können, kann stets auch etwas bewirken.
Was aber können Sie tun, wenn Sie merken, dass Sie es sich nicht zutrauen, etwas zu verändern? Hinterfragen Sie in diesem Fall zunächst Ihre Einstellung:
> Schätze ich die Situation realistisch ein? Wer sich machtlos und bedrängt fühlt, schafft es oft nicht mehr, eine Situation sachlich zu analysieren. Versuchen Sie, etwas Distanz zu gewinnen. Atmen Sie tief durch und versuchen Sie, die Sache nochmals ganz nüchtern zu betrachten. Schreiben Sie gegebenenfalls die Kernpunkte Ihres Problems auf, um ein klareres Bild zu gewinnen.
> Kann ich wirklich nichts ändern oder sehe ich vielleicht einfach die Möglichkeit nicht? Genauso sachlich wie die Grundsituation sollten Sie auch Ihre Optionen betrachten. Oft fühlt man sich im ersten Moment viel hilfloser, als man tatsächlich ist. Vielleicht hilft es Ihnen, sich vorzustellen, wie eine andere Person mit dem Problem umgehen
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