Was Paare stark macht
umsetzen?
Erwartungen beeinflussen Verhalten – aber Verhalten beeinflusst auch Erwartungen. Bemühen Sie sich deshalb im Alltag um ein Verhalten, das keinen Anlass zu pessimistischen Erwartungen gibt. Und wenn Sie bemerken, dass Sie dabei sind, negative Erwartungen Ihrem Partner gegenüber aufzubauen, sprechen Sie die Probleme und die störenden Punkte so rasch wie möglich an.
Jonathan und Eva…
…haben seit mehreren Monaten eine angespannte Beziehung. Seit Evas Seitensprung, den Jonathan zufällig entdeckt hat, spricht er kaum mehr mit ihr. Er zieht sich häufig zurück, bastelt stundenlang an seinen Modellflugzeugen oder sieht fern. Beide sind berufstätig, und Eva kommt abends häufig später nach Hause, da sie in einem Warenhaus arbeitet und nach den letzten Kunden abschliessen muss. Während diese Verspätungen für Jonathan früher nie ein Grund zur Besorgnis waren, reagiert er seit dem Vorfall mit Nervosität.
Er befürchtet, dass seine Frau wieder eine Affäre haben könnte, spricht Eva jedoch nicht darauf an. Seine negativen Vorstellungen martern ihn derart, dass er ein Magengeschwür entwickelt.
Anstatt seine Befürchtungen zu äussern, zieht sich Jonathan zurück und meidet Eva – und auch sie geht keinen Schritt auf Jonathan zu. Doch so können die Verletzungen und Befürchtungen nicht aufgearbeitet werden. Und weil der Konflikt totgeschwiegen wird, können negative Erwartungen – die vielleicht gar keine Grundlage haben – das Paarklima zusätzlich vergiften.
Was können Jonathan und Eva tun? Auch wenn es Überwindung braucht und schwierig ist: Die beiden sollten sich zusammensetzen und über ihre Einschätzungen und Gefühle sprechen. Sind die Verletzungen zu tief, sodass ein gutes Gespräch nicht möglich ist, kann es hilfreich sein, eine Paarberatung in Anspruch zu nehmen.
Erwartungsmanagement oder wie man das Zepter in der Hand behält
Wie Sie in den vorhergehenden Kapiteln erfahren haben, beeinflussen Ihre Erwartungen sowohl Ihr Erleben wie auch Ihr Verhalten und das der anderen. Die Erwartungen gegenüber dem Partner basieren zum einen auf Erfahrung: Wenn jemand in Konflikten häufig aufbraust und destruktiv wird, erwartet man dieses Verhalten auch in künftigen Auseinandersetzungen. Zum anderen werden Erwartungen von aussen beeinflusst, etwa durch Freunde, Medien usw.
Zu diesen beiden Einflüssen kommt noch ein dritter Aspekt dazu: Erwartungen werden auch von Ihrer Persönlichkeit und Ihrer eigenen Geschichte in der Kindheit und Jugend geprägt. Vor allem in Situationen, die neuartig oder widersprüchlich für Sie sind, werden Sie häufig auf diesen Typ Erwartungen zurückgreifen. Sie heissen in der Psychologie «Kontrollüberzeugungen».
Es liegt in Ihrer Hand
Kontrollüberzeugungen entwickeln sich im Verlauf des Lebens und beschreiben das Ausmass, in dem eine Person das Gefühl hat, ihr Schicksal oder mindestens denVerlauf eines Ereignisses aktiv beeinflussen zu können. Auf die Partnerschaft bezogen fragt sich also: Glauben Sie, dass Sie in der Lage sind, die Stimmung des andern zu beeinflussen? Oder allgemeiner: Glauben Sie, auf das Schicksal der Beziehung Einfluss nehmen zu können? Ihre Haltung in diesen Fragen ist ausschlaggebend.
Pflege der Partnerschaft bedeutet, dass Sie sich aktiv für deren Wohl einsetzen müssen, dass es letztlich weitgehend an Ihnen selber liegt, ob eine Beziehung eine fruchtbare Zukunft hat und gedeihen kann. Sie sind sozusagen der Gärtner Ihrer eigenen Partnerschaft. Und genau hier kommen die Kontrollüberzeugungen ins Spiel: Sind Sie der Meinung, dass Sie das wirklich können – Ihre Partnerschaft beeinflussen, die Liebe pflegen? Oder glauben Sie eher, dass eine glückliche Partnerschaft ein Geschenk des Himmels ist, eine Frage des Schicksals, im Guten wie im Argen? Oder hängt gar alles vom Partner ab – davon, wie stark und wie lange er Sie liebt und ob überhaupt?
Kontrollüberzeugungen definieren mit, wie Sie sich zu diesen Fragen stellen. Die Psychologie unterscheidet drei Typen:
1. External-defensiv: «Mein Partner hat Kontrolle über sein Verhalten und seine Laune.»
Wer eine external-defensive Kontrollüberzeugung hat, glaubt, dass es allein der Partner in der Hand hat, seine Stimmung zu beeinflussen. Ist er guter Laune, ist das sein Verdienst, genauso wie er Schuld daran hat, wenn er übel gelaunt ist. Er ist es, der seine Laune lebt, der sich das Recht herausnimmt, so zu sein, wie er will. Jemand mit dieser
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