Was Paare stark macht
einfach der Wahrscheinlichkeit und ihrenErfahrungen der letzten Zeit. Denn die Interaktionen sind bei einem unglücklichen Paar bereits zu einem grossen Teil angespannt, gehässig oder destruktiv – diese Erfahrung hat sich eingeprägt und schafft eine negative Erwartungshaltung. Also ist die Annahme, dass der Abend unangenehm verlaufen wird, nichts weiter als die Einschätzung des erfahrungsgemäss wahrscheinlichsten Ausgangs: «Wenn es die letzten Wochen oder Monate so war, wird es auch heute Abend so sein.»
Wie beim Pferderennen setzen unglückliche Paare auf das «Pferd», dessen Sieg sie für am wahrscheinlichsten halten, weil es bereits mehrfach gewonnen hat. Hat sich der Partner über längere Zeit negativ verhalten, wird auch künftig negatives Verhalten von ihm erwartet und er wird als unzulänglicher, unzuverlässiger oder charakterschwacher Mensch abgestempelt.
Und die glücklichen Paare?
Die glücklichen Paare haben es bei der Einschätzung schwieriger. Weil sie nicht in einer Spirale der Negativität gefangen sind, kann an einem Abend so gut wie alles passieren. Die Sache ist völlig offen. Der Partner kann gut gelaunt nach Hause kommen, Blumen mitbringen, einen zu einer Überraschung einladen oder man verbringt zusammen einfach einen gemütlichen, schönen Abend zu Hause. Der Partner kann aber auch ganz neutral nach Hause kommen, weder positiv noch negativ gestimmt, und der Abend ist nichts Besonderes, gibt aber auch keinen Anlass zur Klage. Oder aber der Partner kommt müde, gereizt und energielos nach Hause und möchte seine Ruhe haben, sodass jeder den Abend für sich verbringt. Insgesamt ist es also nie von vornherein klar, wie ein Partner in einer glücklichen Partnerschaft reagiert. Vermutlich meistens positiv, doch sicherlich nicht immer negativ, wie dies bei einer unzufriedenen Partnerschaft der Fall ist oder erwartet wird.
Dieselbe Dynamik zeigt sich bei einem Konflikt. Im Streitgespräch schiessen sich unglückliche Paare schnell auf einem hohen Niveau der Negativität ein. Einer unfreundlichen Bemerkung des einen folgt eine gehässige Bemerkung des anderen, die ihrerseits wieder mit Negativität beantwortet wird, und so weiter. So verstricken sich beide immer tiefer in den Streit und finden kaum mehr heraus.
Während diese wechselseitig negativen Reaktionen bei unglücklichen Paaren in hohem Masse vorhersagbar sind, ist dies bei zufriedenen Paaren anders. Wenn der eine eine negative Äusserung macht und zum Beispiel eine Kritik anbringt, stehen die Chancen gut, dass der Partner es ihm nicht mit gleicher Münze heimzahlt, sondern neutral auf die Kritik reagiert. Es ist sogar eine konstruktive Reaktion denkbar, indem der Partner zum Beispiel positiv auf die Kritik eingeht, einen Lösungsvorschlag macht oder dem Ganzen mit Humor die Schärfe nimmt.
Pflegen Sie Ihre Beziehung und arbeiten Sie an einer positiven Grundstimmung, damit aus einem Funken nicht gleich eine Explosion wird. Dabei spielt Ihre positive Erwartung eine wichtige Rolle. Wird diese immer wieder enttäuscht, suchen Sie das Gespräch mit Ihrem Partner, um gemeinsam eine Veränderung zu erreichen.
Zu diesem Zeitpunkt sind unglückliche Paare bereits gereizt und in tiefer Negativität verstrickt, was sich nicht nur in ihrer Stimmung zeigt, sondern auch körperliche Auswirkungen hat, weil der Körper fleissig Stresshormone ausschüttet. Physiologische Reaktion, negative Emotionen und destruktives Verhalten schaukeln sich wechselseitig hoch. Während es bei einem unglücklichen Paar nun zu einem zerstörerischen Streit kommt, ist bei einem glücklichen Paar der Verlauf offen und wird in den meisten Fällen eine positive Wendung nehmen.
Wenn eine offene Haltung nicht ausreicht
Wenn sich ärgerliche Vorkommnisse häufen und Ihr Partner zum Beispiel mehrmals pro Woche abends zu spät nach Hause kommt, dann wird dieses Verhalten über längere Zeit auf Ihre Erwartungen abfärben. Vielleicht gelingt es Ihnen anfänglich noch, sich positiv einzustellen, doch wird sich diese wohlwollende Erwartungshaltung bald als unangemessen herausstellen, wenn sie immer wieder enttäuscht wird. In diesem Fall gilt es einen Schritt weiter zu gehen und ein klärendes Gespräch zu führen (Anleitungen dazu finden Sie ab Seite 80). Sprechen Sie folgende Punkte an:
> Weshalb kommt Ihr Partner so häufig zu spät nach Hause?
> Was wünschen Sie sich?
> Wie kann das störende Verhalten verändert werden und wie lässt sich die Änderung
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