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Was Pflanzen wissen

Was Pflanzen wissen

Titel: Was Pflanzen wissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Chamovitz
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neben Pflanzen, die man gegen die Käfer abgeschirmt hatte, und kontrollierten die Luft rund um die verschiedenen Blätter. Dafür zogen sie insgesamt vier Blätter von drei verschiedenen Pflanzen heran: Von einer Pflanze, die von den Käfern angegriffen worden war, wählten sie je ein angefressenes und ein intaktes Blatt, eines von einer gesunden und nicht befallenen Nachbarpflanze sowie ein Blatt von einer Pflanze, die von jedem Kontakt mit Käfern und befallenen Pflanzen abgeschirmt worden war. Dann identifizierten sie die flüchtigen Stoffe in der Luft um jedes dieser Blätter.
    Heil fand heraus, dass die Luft um die angefressenen und die gesunden Blätter derselben Pflanze im Wesentlichen dieselben flüchtigen Substanzen enthielt, während die Luft um das Kontrollblatt von diesen Gasen frei war. Außerdem enthielt die Luft rund um die gesunden Blätter der Limabohnen, die neben von Käfern befallenen Pflanzen standen, dieselben flüchtigen Stoffe wie die, die man bei den angefressenen Pflanzen gefunden hatte. Diese gesunden Pflanzen wurden dann auch mit geringerer Wahrscheinlichkeit von Käfern gefressen.
    (8) Wilde Lima- oder Mondbohnen (Phaseolus lunatus) .
    Mit dieser Versuchsanordnung konnte der Wissenschaftler Martin Heil frühere Untersuchungen bestätigen, weil er zeigte, dass die Nähe zu den attackierten Blättern den unbeschädigten einen Vorteil bei der Verteidigung gegen die Insekten brachte. Aber Heil war nicht davon überzeugt, dass die angefressenen Blätter zu anderen Pflanzen »sprechen«, um sie vor dem drohenden Angriff zu warnen. Vielmehr postulierte er, dass die Nachbarpflanzen eher mit einer Art von olfaktorischem Lauschangriff ein internes Signal abfingen, das in Wirklichkeit für andere Blätter derselben Pflanze bestimmt war.
    Um seine Hypothese zu testen, modifizierte Heil seine Versuchsanordnung in einer einfachen, aber raffinierten Weise. Er stellte die beiden Pflanzen nebeneinander, umschloss aber die attackierten Blätter 24 Stunden lang mit Plastiktüten. Als er die gleichen vier Typen von Blättern wie im ersten Experiment überprüfte, erhielt er nun andere Resultate. Das befallene Blatt gab weiterhin dieselben chemischen Stoffe ab wie vorher, aber die anderen Blätter an derselben Ranke und an benachbarten Ranken ähnelten jetzt der Kontrollpflanze: Die Luft um die Blätter war rein.
    Heil und sein Team öffneten die Tüte um das befallene Blatt und bliesen die Luft mithilfe eines kleinen Ventilators in eine von zwei möglichen Richtungen: entweder zu den Nachbarblättern weiter oben an der Ranke oder von der Ranke weg ins Freie. Sie überprüften die Gase, die von den Blättern weiter oben am Stängel ausgeschieden wurden, und maßen, wie viel Nektar sie produzierten. Die Blätter, die mit Luft von dem attackierten Blatt angepustet wurden, begannen bald selbst die gleichen Gase abzusondern und produzierten auch Nektar, während die Blätter, die nicht der Luft des angegriffenen Blattes ausgesetzt wurden, gleich blieben.
    Die Ergebnisse waren bedeutsam, weil sie offenbarten, dass die Gase, die von einem attackierten Blatt ausgeschieden werden, für dieselbe Pflanze nötig sind, damit sie ihre restlichen Blätter vor künftigen Angriffen schützen kann. Anders gesagt, warnt ein Blatt, wenn es von Insekten oder Bakterien angegriffen wird, seine »Geschwister«, damit sie sich gegen die drohende Gefahr wappnen können, ähnlich wie auf den Wachtürmen der Chinesischen Mauer Feuer entzündet wurden, um vor einem herannahenden Feind zu warnen. Auf diese Weise gewährleistet eine Pflanze ihr eigenes Überleben, da Blätter, die die Gase der angegriffenen Blätter »gerochen« haben, selbst widerstandsfähiger gegen den drohenden Überfall werden.
    (9) Heils Experimente. Auf den beiden oberen Zeichnungen ließ Heil Käfer die grau getönten Blätter attackieren und überprüfte dann die Luft rings um andere Blätter sowohl derselben Pflanze wie auch der Nachbarpflanze. Oben links sehen wir, dass die Luft um alle Blätter an beiden Pflanzen herum dieselben chemischen Stoffe enthält. Oben rechts, wo die angegriffenen Blätter mit Plastiktüten isoliert wurden, unterschied sich ihre Luft von denen der übrigen Blätter an beiden Ranken. Unten sehen wir Heils zweiten Versuch. Er blies Luft von den befallenen Blättern entweder zu anderen Blättern derselben Pflanze (links) oder von den anderen Blättern weg (unten rechts).
    Wie steht es nun um die Nachbarpflanze? Wenn sie nah genug an der

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