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Was scheren mich die Schafe: Unter Neuseeländern. Eine Verwandlung

Was scheren mich die Schafe: Unter Neuseeländern. Eine Verwandlung

Titel: Was scheren mich die Schafe: Unter Neuseeländern. Eine Verwandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Richter
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Promis interviewt?« Ihre schlechte Laune ist verflogen. Ihre Augen leuchten auf. »Weißt du, was ich manchmal zu gerne hätte?«
    Ich spreche es für uns beide aus: »Die neueste BUNTE .«
    Eva lacht und zieht ein verknautschtes Tütchen aus der Strandtasche. Sie raschelt damit unter meiner Nase. Weiße Schaumgummifläschchen? Sie sehen unscheinbar aus, wenn auch etwas zerdrückt. Takaka streckt gierig ihre sandverklebte Hand danach aus.
    »Milk bottles«, sagt Eva. »Müsst ihr kosten. Gibt’s hier überall, kennst du die nicht?«
    Nein, kannte ich nicht. Was nicht von Katjes oder Haribo stammt, kam mir bisher nicht über die Lippen. Neuseeländischen Naschkram gilt es als eingefleischter Lakritzefan besser zu vermeiden. Das führt nur zu Enttäuschungen. Eva raschelt wieder, also greife ich zu. Das Milchfläschchen flutscht zwischen Zunge und Zähnen hin und her. Es ist cremig, vanillig, sahnig. Einfach köstlich. Ich muss zugeben: fast so gut wie eine Lakritzschnecke.
    »Eva«, sage ich kauend, »schieb noch mal die Tüte rüber. Ich glaube, du hast mich umgefixt.«
    Wenn es doch mit allem anderen auch so einfach wäre.
    Eva schüttelt sich Salzwasser aus ihrer roten Mähne. Mit Kindern, Strandtasche und dem Gefühl einer vielversprechenden Freundschaft zwischen uns schlendern wir zurück zum Parkplatz. Ich zerkaue mein letztes Milchfläschchen, Otto zieht sein Boogieboard aus Schaumstoff übers Gras. Schöner könnte der Sommer in Sumner nicht ausklingen. Baxters VW -Bus knattert an uns vorbei. Der Surfer wackelt kurz mit dem Kinn und nickt den Kopf leicht zur Seite. Er lässt sich die Wellen an diesem Nachmittag natürlich nicht entgehen. Ich winke ihm zu, aber er ist schon fort.
    Als wir an Evas Auto ankommen, fährt mir eine Faust in die Magengrube. So fühlt es sich an, als ich sehe, was jemand auf den Geländewagen gesprüht hat. Auf der Heckscheibe: ein schwarzer Penis. Auf der Motorhaube: ein Hakenkreuz. ›Fick dich, Nazi‹ heißt das Bilderrätsel. Oder ›Fick nicht mit Nazis‹?
    Eva ist gefasst. Nur ihr Gesicht ist versteinert.
    »Jörgs Mutter schickt uns immer so ein Spezialmittel.« Die Finger umkrallen den Autoschlüssel. »Damit kriegt man alles weg.«

      [Menü]      
    Wildgänse fliegen durch die Nacht
    IN MEINER INBOX liegen zwei Überraschungseier. Das erste davon ist ein faules: eine E-Mail von Dietmar Sägel. Sein schleimiges »Hallöchen, Frau Kollegin!« transportiert mich zurück in das verqualmte Redaktionszimmer mit Blick auf den Dom. Zu den Tennissocken und der Kantine am Mittag, dunkelblauen Blazern mit Schulterpolstern und Konferenzen über Aufmacher.
    »Hat mich gefreut, dass Sie uns letztens bei dieser Horror-Haus-Geschichte spontan ausgeholfen haben. Wir sollten wieder öfters zusammenarbeiten. Sie haben ja wirklich schöne Themen, so wie diese Würmerfresser neulich im ›Leckerschmecker‹.« Was soll das alles? Warum diese unspezifische Kontaktaufnahme mit einer freien Journalistin, die weder in Hollywood noch in Bagdad sitzt und schon gar nicht vorhat, für die KREIS -Zeitung zu arbeiten? Ein bisschen viel Alarm für meine Wenigkeit. Ich traue Ditze auch nach all den Jahren nicht. Dann kommt’s.
    »So wie Sie schreiben, bekommt man direkt Lust, mal selber nach da unten zu fliegen. Wann ist denn in Ihren Breitengraden die beste Reisezeit? Könnte mir gut vorstellen, meinen nächsten Urlaub bei den kauzigen Kiwis zu verbringen. Wäre ja witzig, wenn man sich nach all den Jahren wiedersieht. Ich halte Sie auf dem Laufenden. Gruß aus Berlin, DS .«
    Ich starre auf meinen Laptop und lache hart auf. Ein deutscher Tourist mehr oder weniger ist nicht das Problem. Aber die KREIS -Säge ist eine Zumutung. Nur sollte man es sich mit ihr nicht verscherzen, falls sie noch immer scharf ist. Also antworten, aber nicht so schnell.
    Die zweite E-Mail ist leichter verdaulich. Flutschig geradezu. Ein Münchner Männermagazin startet eine Serie namens ›Flirt global‹. »Wir wollen berichten, wie Menschen in beliebten Urlaubsländern auf Partnersuche gehen«, schreibt mir die Redakteurin mit Adelstitel. Endlich mal ein wichtiges Thema von länderübergreifender Relevanz. Aufklärerisch geradezu. Genderpolitisch. »Es geht los mit Italien, dann kommt Dänemark, Spanien, USA, DomRep usw. Ganz zum Schluss hätten wir dann gerne Ihr kleines Paradies.«
    Das letzte Wort löst sofort eine extreme Allergie bei mir aus. Wahrscheinlich habe ich es früher selbst zu inflationär

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