Was sich kusst das liebt sich
zur Seite zu treten und die beiden hereinzulassen.
» Hey, Neve, sag deiner Schwester, sie soll sich verpissen.« Max hatte sich zu ihnen gesellt, und auf einmal standen in ihrem winzigen Flur drei riesengroße Menschen und ein stämmiger Hund, der ständig ihre Schienbeine rammte.
» Ich bin Douglas, Neves Bruder«, sagte Douglas. Er würdigte Neve keines Blickes, sondern musterte Max und den Hund prüfend. » Ich schätze mal, du bist Neves Freund, und das ist wohl der Höllenhund.«
Max sagte nichts, obwohl es sein gutes Recht als mutmaßlicher Freund und Besitzer des mutmaßlichen Höllenhunds gewesen wäre, Douglas in die Schranken zu weisen. Was dann wohl das endgültige Aus des von Neve so sorgfältig geplanten perfekten Geburtstagssonntags gewesen wäre.
Sie atmete hörbar auf, als Max ein freundliches Lächeln aufsetzte und Douglas die Hand hinstreckte, sodass diesem nichts anderes übrig blieb, als sie zu schütteln. » Ich bin Max, und das ist Keith, aber das hat dir Celia bestimmt schon erzählt.«
Neve starrte Celia bitterböse an. » Ich habe doch klipp und klar gesagt, ich bringe dir einen Teller Essen runter. Was war daran so schwer zu verstehen?«
» Nichts, aber Max hat gesagt, wenn ich ihm ein Geschenk bringe, darf ich mitessen.«
» So habe ich das nicht gesagt.«
» Und dann ist mir Douglas über den Weg gelaufen, der gerade Strohwitwer ist, und der Duft deines Hühnchens quält ihn schon seit einer Stunde«, faselte Celia.
» Komm schon, Neve, unser letztes Familienessen ist schon ewig her, und ich hab mich am Geschenk beteiligt«, sagte Douglas.
» Das muss dann aber ein echt tolles Geschenk sein«, brummte Neve. Sie scheuchte ihre Geschwister in die Küche, hielt Max aber an seinem Pullover zurück. » Tut mir leid«, zischte sie ihm ins Ohr. » Ich richte ihnen zwei kleine Teller her und werfe sie raus.«
» Schon gut. Ich werde ein paar peinliche Geschichten aus deiner Kindheit aus ihnen herausquetschen.« Er hauchte ihr einen Kuss auf die Wange. » Und ich kriege mehr Geschenke. Alles bestens.«
Aber es war nicht alles bestens, im Gegenteil. Alle kamen ihr in die Quere, während Neve versuchte, letzte Hand ans Essen zu legen, und Keith unaufhörlich knurrte, weshalb sie ihn schließlich ins Wohnzimmer sperrten. Douglas holte einen zusätzlichen Stuhl aus seiner Wohnung, der erst mit antibakterieller Handlotion desinfiziert werden musste, weil er womöglich vor Charlotte-Keimen strotzte.
Als die drei endlich Ellbogen an Ellbogen und Knie an Knie um ihren winzigen Küchentisch versammelt saßen, knallte Neve das Hühnchen auf den Tisch und verschränkte die Arme vor der Brust. » Gebt Max eure Geschenke, dann gibt es Essen«, befahl sie.
Die Tesco-Tüte wechselte den Besitzer, und Max brachte daraus zwei Flaschen Cava zum Vorschein (der Doppelpack im Angebot für fünf Pfund, wie Neve wusste), des Weiteren eine Schachtel Pralinen von Quality Street und ein Paar Homer-Simpson-Socken.
» Ach du liebe Zeit, schämt ihr euch denn gar nicht?«
» An einem Sonntagnachmittag um vier sind die Optionen äußerst eingeschränkt.« Celia hielt sich wie ein bettelnder Hund die Hände vor die Brust. » Essen? Jetzt? Bitte?«
» Okay, okay.« Neve nahm seufzend das Brotmesser zur Hand, das heute als Tranchiermesser fungieren musste. » Aber ich bin echt sauer auf euch zwei.« Ihre Wut war nicht gespielt– sie musste ihre drei Ofenkartoffeln für das öffentliche Wohl opfern, und trotzdem würde es nicht für alle reichen. Das Bio-Hühnchen hatte mehr gekostet, als sie sonst für ein gutes Paar Schuhe ausgab, und sie hatte gehofft, sich davon noch mindestens eineinhalb Tage ernähren zu können.
Sie ließ sich auf den Platz zwischen ihren Geschwistern und gegenüber von Max plumpsen und begann, das Gemüse auf den Tellern zu verteilen, wobei sie Celias Beteuerung, sie sei gegen Brokkoli und Karotten allergisch, ignorierte.
Es war nicht das Sonntags-Dinner, das sie geplant hatte, und sie hatte auch nicht vor, die Kerzen anzuzünden, die sie extra gekauft hatte, und die Flasche Sekt, die im Kühlschrank stand, blieb zu, jawohl. Alles war ruiniert.
Während Celia ihr detailverliebt von ihrem Schäferstündchen mit einem Tattookünstler in Berlin berichtete, spießte Neve griesgrämig ihre Karotten auf und versuchte mit halbem Ohr der Unterhaltung zwischen Max und Douglas zu lauschen, für den Fall, dass Douglas anfing, Max nach seinen Absichten in Bezug auf sie zu befragen. Nicht, dass das
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