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Was sich kusst das liebt sich

Was sich kusst das liebt sich

Titel: Was sich kusst das liebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manning Sarra
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‚Wenn ihr nicht endlich den Mund haltet, dann…«
    » …setzt es eine ordentliche Kopfnuss«, krähten alle drei Slater-Geschwister im Chor.
    Max tippte Neve mit der Fußspitze an. » Und was hast du inzwischen gemacht?«
    » Ich habe versucht, Eustacia Goes to the Chalet School zu lesen, obwohl mir Celia ständig ihre Ballett-Barbie um die Ohren gehauen hat.«
    Celia bemühte sich um eine reumütige Miene, während sie an einem Hühnerknochen nagte. » Ich muss zu meiner Verteidigung anführen, dass ich erst sechs war. Jedenfalls war Dad so genervt, dass er, als wir an einer Tankstelle hielten…«
    » Wir mussten an jeder Tankstelle halten, weil Mum aufs Klo musste, sobald er den Motor gestartete hatte«, erklärte Douglas, obwohl Neve zu bezweifeln wagte, dass es ihrer Mutter recht war, wenn diese Information an die Öffentlichkeit gelangte, schon gar nicht am Sonntagabend beim Essen. » Celia und ich sind mitgegangen, weil ja alles besser ist, als im Auto sitzen zu bleiben, aber Neve hat sich nicht von der Stelle gerührt, weil sie unbedingt weiterlesen wollte. Und als wir zurückkamen, war der Wagen weg! Was sagt man dazu?«
    » Ähm, keine Ahnung. Gab es mehrere Ausgänge, oder hattet ihr einfach die Orientierung verloren?«
    » Von wegen!«, echauffierte sich Celia. » Dad ist einfach ohne uns weggefahren. Wir mussten uns eine geschlagene Stunde lang die Beine in den Bauch stehen, bis er zurückkam. Damals gab es noch keine Handys, und Mum wollte gerade von einer Telefonzelle aus die Polizei rufen, weil sie dachte, die beiden wären entführt worden. Da kam er schließlich angefahren, und wir durften erst einsteigen, nachdem wir ihm versprochen hatten, dass wir die Klappe halten würden.«
    » Es waren bloß zwanzig Minuten«, korrigierte Neve sie. » Maximal eine halbe Stunde. Und wir sind nur auf die andere Seite der Tankstelle gefahren.«
    » Ich finde es unglaublich, dass du ihn einfach ohne uns hast wegfahren lassen.« Das hatte Douglas bis heute nicht verwunden, obwohl es jetzt 17Jahre her war.
    » Ich habe doch gar nicht gemerkt, dass ihr nicht da wart!«, beteuerte Neve zum hundertsten Mal. » Ich war gerade bei dem Kapitel angelangt, in dem sie in einen Blizzard geraten und in einer Berghütte Zuflucht suchen müssen. Es war unheimlich spannend.«
    » Erzähl Max, was ihr gemacht habt«, befahl Celia. Neve fand, dass ihre Entrüstung etwas dick aufgetragen wirkte, doch Max sah grinsend zwischen ihnen hin und her.
    » Wir haben uns im Restaurant je eine Portion Rührei mit Pommes und Bohnen in Tomatensauce gegönnt und zum Nachtisch ein Cornetto, und dann hat Dad ein bisschen Zeitung gelesen, und ich mein Buch, und wir haben kein einziges Wort gewechselt«, berichtete Neve. » Es war herrlich.«
    » Während wir uns mit labbrigen Käsesandwiches begnügen mussten«, setzte Douglas hinzu. » Und nachdem wir wieder eingestiegen waren, hielten wir es ganze fünf Minuten aus, still zu sein.«
    » Zwei«, korrigierte ihn Neve trocken und betrachtete die Reste des Hühnchens. Wenn sie Glück hatte, konnte sie daraus noch eine Hühnersuppe kochen. » Seid ihr fertig?«
    Sie hatten alle aufgegessen bis auf Max, der noch seine besonders knusprig aussehende Ofenkartoffel auf dem Teller liegen hatte. » Wenn du die nicht mehr isst, kann ich sie dann haben?«, fragte Celia und zielte bereits mit der Gabel darauf, doch er schlug ihre Hand weg.
    » Nein. Die ist für Neve.«
    Neve entging nicht, dass sich Celia und Douglas mit einem vielsagenden Blick angrinsten, während ihr Max das Prunkstück überreichte und sie die Augen schloss, um ihren kurzen Kohlehydrat-Glücksmoment ungestört genießen zu können.
    » Danke«, sagte sie, als sie fertig war. Es gab noch Nachtisch, der allerdings nicht durch vier geteilt werden konnte, aber Neve stellte zu ihrer eigenen Verblüffung fest, dass sie nicht mehr das Bedürfnis verspürte, ihre Geschwister baldmöglichst rauszuwerfen. Sie musste sich widerstrebend eingestehen, dass es richtig schön gewesen war, mal wieder im Kreise der (halben) Familie zu essen, und Max würde bestimmt nicht seinen zweiten Cava o pfern, wenn er Celia und Douglas hätte loswerden wollen.
    » Ich hätte da mal eine Frage, was Neve angeht«, verkündete er, nachdem er die Flasche fachmännisch geöffnet hatte. Neve bemerkte ein verdächtiges Funkeln in seinen Augen, hatte aber keine allzu große Angst, dass es peinlich für sie werden könnte. Sie hatte ein untadeliges Leben geführt.
    »

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