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Was sich kusst das liebt sich

Was sich kusst das liebt sich

Titel: Was sich kusst das liebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manning Sarra
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Akademikern zusammen. Neve unterhielt sich nicht bloß mit ihren Kollegen vom LLA , sondern auch mit ein paar alten Bekannten aus Oxford. Dann plauderte sie eine Weile mit einem Mann, dem sie ein paar Mal in der British Library begegnet war und erfuhr, dass auch er von Unserer lieben Frau vom gesegneten Taschentuch besessen war, die der British Library gelegentlich einen Gastbesuch abstattete. Er murmelte sogar etwas von wegen einen Kaffee trinken gehen, wenn sich ihre Wege das nächste Mal im geisteswissenschaftlichen Lesesaal kreuzten. Es war kein Date, denn er hatte fürchterlichen Mundgeruch, und sie hatte Max, aber trotzdem zauberte die Aussicht ein stolzes Lächeln auf Neves Gesicht, das sich hartnäckig hielt, bis sie– wer hätte das gedacht!– um halb drei Uhr morgens nach Hause kam.

Kapitel 20
    Als Neve am darauffolgenden Nachmittag einem blassen, unrasierten, rotäugigen Max die Tür öffnete, war ihr nicht zum Lächeln zumute. » Du kommst zwei Stunden zu spät, und du siehst furchtbar aus«, sagte sie und ging in die Knie, um Keith zu streicheln.
    » Genauso fühle mich auch«, klagte er. » Ich habe einen unglaublichen Kater. Ich dachte, die frische Luft würde mir gut tun, aber ich will bloß noch sterben.«
    » Das hast du nur dir selbst zuzuschreiben, also erwarte von mir kein Mitleid.« Neve trat zur Seite, und er torkelte über die Schwelle. » Gut, dass ich das Hühnchen erst jetzt ins Backrohr gestellt habe.« Sie errötete leicht, denn dieser Umstand war in Wahrheit auf die Tatsache zurückzuführen, dass sie zwei Stunden lang vergeblich versucht hatte, Yorkshire-Pudding zu machen, und dann hatte William ihr überraschend eine Mail aus Rhode Island geschrieben, wo er einen Vortrag hielt, und sie bei der Zitatrecherche um Hilfe gebeten.
    » Ich glaube kaum, dass ich schon etwas essen kann.« Max ließ sich auf die unterste Stufe plumpsen. » Werde ich wohl je lernen, dass man Bier und Wein nicht mischen darf?«
    Na toll, und was sollte sie jetzt mit ihrem liebevoll gefüllten und dressierten Bio-Hähnchen machen? Neve spürte, wie sich all die positiven Gefühle, die sie nach ihrem letzen Telefonat verspürt hatte, rapide verflüchtigten, aber sie hielt sich zurück.
    » Ich kriege höchstens einen Espresso runter«, sagte Max mit kläglicher Stimme. Im selben Moment schwang die Tür im Erdgeschoss auf.
    » Macht nicht so einen Krach«, bellte Celia. » Ich habe einen Kater und außerdem Jetlag, und auf Pärchen-Zoff habe ich jetzt wirklich keinen Bock.«
    » Wir sind kein Pärchen«, fauchte Neve. » Und nach dem Flug von Berlin nach London wirst du wohl kaum Jetlag haben.«
    » Und ob.« Celia schnüffelte. » Hmmm, was riecht denn da so lecker? Ist das Brathühnchen? Kann ich mitessen?«
    » Nein.« Max hob den Kopf und bedachte sie mit einem bösen Blick. » Das ist mein Geburtstagsessen, und wer mir keine Geschenke bringt, darf nicht mitessen.«
    » Und du lässt zu, dass er so mit mir redet?«, sagte Celia, zu ihrer Schwester gewandt. » Bringst du mir eine Portion runter, wenn es fertig ist? Viele Kartoffeln und… Scheiße, was knurrt mich da an?«
    Keith hatte sich bislang hinter Max versteckt und seinem Herrchen nun die Schnauze auf die Schulter gelegt, um nachzusehen, wo der ganze Lärm herkam. In Anbetracht der Tatsache, dass der Lärm maßgeblich von einem kreidebleichen Wesen ausging, dem die Haare in allen Richtungen vom Kopf abstanden, war sein Knurren und Ohrenanlegen eine durchaus verständliche Reaktion.
    » Das ist Keith«, erklärte Neve. » Er gehört Max.« Sie streckte den Arm aus, um dem Hund den Kopf zu tätscheln, aber er zeigte sogar ihr die Zähne, bis sie ihm die flache Hand hinhielt, um ihm zu signalisieren, dass sie unbewaffnet war. » Er knurrt nur, weil du dich so feindselig verhältst. Er hat mehr Angst vor dir als du vor ihm.«
    » Das sagen alle Hundebesitzer, ehe ihr Hund einem den Arm abbeißt.« Celia wich zurück, Keith knurrte weiter. » Ich lege mich jetzt wieder ins Bett. Schreib mir eine SMS , ehe du mir mein Essen bringst.« Damit knallte sie die Tür zu.
    Neve und Max zuckten zusammen.
    » Schaffst du’s die Treppe rauf, oder soll ich dir eine Decke und ein Kissen runterwerfen?«, fragte Neve unwirsch und schob sich an Max vorbei.
    » Nein, es wird schon gehen«, sagte Max tapfer. » Ich muss mich bloß hinlegen.«
    Es war sein Geburtstag, und wenn er den Tag damit zubringen wollte, seinen Kater zu kurieren, dann war das sein gutes Recht, aber

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