Was sich kusst das liebt sich
seinem Kampf gegen die nasse Baumwolle und rannte schnurstracks ins Bad. Wäre sie ein normales Mädchen gewesen, hätte sie sich in die Badewanne gelegt, während er duschte, oder sie hätten sogar gemeinsam baden können. Aber sie war kein normales Mädchen, und sie konnte es Max nicht verdenken, dass er mehrfach an die Tü r hämmerte und wissen wollte, wie lange es noch dauerte .
Schließlich schloss sie die Tür auf, damit Max duschen konnte. Sie kämmte sich inzwischen die Knoten aus den Haaren und cremte sich mit Feuchtigkeitslotion ein, denn ihre Haut fühlte sich stellenweise schrecklich trocken an. Dabei beobachtete sie Max verstohlen im Spiegel. Sie liebte es, wie sich sein Bizeps unter der Haut bewegte, als er sich mit einem Handtuch die Haare trocken rubbelte, und ließ den Blick über seine langen, schlanken Beine, die knackigen Pobacken und die zwei süßen Grübchen direkt darüber gleiten. Dreh dich um, dachte sie, weil sie ihn nun von vorn sehen wollte. Dann fiel ihr auf, dass sie ihn mit offenem Mund anstarrte und praktisch vor sich hinsabberte.
In diesem Moment drehte er sich tatsächlich um, und sie griff hastig nach ihrer Tube Feuchtigkeitscreme und drückte sich einen großen Klecks ins Gesicht.
» Du hast gestern Abend übrigens wirklich sexy ausgesehen, um deine SMS zu zitieren«, bemerkte er beiläufig.
» Oh, Gott, erinnere mich nicht daran!«
» Aber in ein Badetuch gewickelt und mit nassen Haaren und diesem Zeug im Gesicht finde ich dich noch hübscher«, fuhr er sanft fort. » Ich hätte kein Problem damit, wenn du den Rest des Wochenendes so rumlaufen würdest.«
» Ich bin nicht hübsch«, schnaubte sie und betrachtete kritisch die Schatten unter ihren Augen. » Du hast ganz offensichtlich einen schweren Sehfehler. Aber danke trotzdem für das Kompliment.«
» Hm, mir scheint, du reagierst schon nicht mehr ganz so ablehnend auf Komplimente wie früher.« Er schlug mit seinem Handtuch nach ihr und grinste über ihr entrüstetes Gezeter. » Du bist hübsch, Neve. Finde dich damit ab.«
Neve schlüpfte in einen flauschigen Frotteebademantel und ging hinaus ins Zimmer. Eine Wand bestand vollkommen aus Glas, und jetzt, da sie dem Regen nicht mehr ausgesetzt war, fand Neve Gefallen daran, wie er draußen alles im Licht der Scheinwerfer und Straßenlaternen glänzen ließ.
» Soll ich uns einen Tisch unten im Restaurant reservieren, oder willst du auswärts essen?«, fragte Max und legte ihr die Hände auf die Taille.
Es war Samstagabend, und die ganze Stadt lag ihnen zu Füßen, und… » Ich muss mich also doch noch mal anziehen und mir die Haare föhnen?«
» Naja, meinetwegen kannst du auch im Bademantel rausgehen, aber ich fürchte, nicht alle Menschen teilen meine liberale Einstellung, was die passende Aufmachung für ein Restaurant angeht. Wir können natürlich auch im Zimmer bleiben und es uns auf Mandys Kosten so richtig gut gehen lassen.«
Neve drehte sich um. » Macht es dir etwas aus? Mir tut nämlich immer noch alles weh, und ich habe sechs Blasen von diesen dämlichen Schuhen…« Sie hätte noch einige weitere Gründe zur Klage gehabt, wurde jedoch von einem ohrenbetäubenden Magenknurren unterbrochen. Es dauerte ewig, und es klang wie ein Donnergrollen.
» Ich habe ordentlich zu Mittag gegessen, nachdem ich vorhin einfach davongestürmt bin, aber hattest du irgendetwas außer diesem einen Stück trockenem Toast?«, fragte Max.
Neve schüttelte den Kopf. Sie war so daran gewöhnt, nicht auf ihren Körper zu hören, wenn er stündlich nach Nahrung verlangte, dass sie erst jetzt bemerkte, was für einen Hunger sie hatte. Ein unbändigen, gefräßigen Bärenhunger. Hätte Max sie nicht im Arm gehalten, sie hätte sich vermutlich auf der Stelle auf den Boden geworfen, um die Tischbeine des Couchtisches anzuknabbern.
» Ich will ein Steak«, verkündete sie. » Ein schönes, blutiges Steak… und einen Salat.«
» Wenn wir davon ausgehen, dass du alles herausgekotzt hast, was du gestern gegessen hast, und dann noch die Trainingseinheit gestern Vormittag mit einrechnen, und den langen Spaziergang, der mit einem Sprint zum Auto endete… Naja, ich glaube, das macht ungefähr minus fünftausend Kalorien. Ich finde, du kannst dir ein paar Kohlehydrate dazu gestatten.«
» Führe mich nicht in Versuchung, Max.«
» Langweile mich nicht mit deinem Diätgeschwätz, Neve.«
Sie einigten sich auf einen Kompromiss: Max würde eine extragroße Portion Pommes bestellen, und
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