Was sich kusst das liebt sich
Bedürfnisse vorerst gründlich gestillt waren, nicht schaffte, sich nackt auf dem Bett zu räkeln.
» Und, hast du schon Spaß?«, fragte Max grinsend, doch das verging ihm prompt, als ihn Neve in den Oberarm boxte. » Aua! Was sollte das denn, bitteschön?«
» Ich empfinde die Frage als eine Beleidigung«, sagte sie, während er sich den Arm rieb.
» Tja, ich schätze, es ist ziemlich gut gelaufen.« Er steckte ihr eine Erdbeere in den Mund, von der er erst die Schokolade heruntergegessen hatte. » Und ich muss sagen, Neve, du hast ein paar richtig geile Kniffe drauf, und außerdem hast du mich kein einziges Mal gefragt, ob ich dir nicht irgendwelche Journalisten vorstellen oder ein Fotoshooting für dich organisiern könnte.« Er lehnte sich auf die Ellbogen zurück. » Einmal meinte eine meiner Eroberungen unmittelbar nach dem Sex: ›Das war nicht übel, aber jetzt muss ich los, mein Mann passt auf die Kinder auf.‹«
Neve riss die Augen auf. » Das ist… nicht gut.« Sie biss sich auf die Unterlippe. » Glaubst du, du hast mittlerweile weniger Bindungsängste?« Sie wusste nicht, warum sie gespannt den Atem anhielt, während sie auf seine Antwort wartete. Es war seltsam, das Thema ausgerechnet jetzt anzuschneiden, nach dem, was soeben geschehen war. Aber vielleicht war es ja gar nicht schlecht, ihnen beiden in Erinnerung zu rufen, dass ihre Beziehung nicht für die Ewigkeit gemacht war, sondern für acht Wochen oder mehr, je nachdem.
Er zuckte die Achseln. » Keine Ahnung. Ich meine, wir sind jetzt zwar schon zwei Monate zusammen, aber das ist ja nur zum Schein. Vielleicht habe ich ja bloß deshalb kein Problem damit, weil ich weiß, dass wir nicht irgendwann zusammenziehen oder gemeinsam Geschirr aussuchen werden.«
Das war ihr zwar bewusst gewesen, aber der Gedanke, dass sie irgendwann nicht mehr mit Max zusammen sein würde, versetzte Neve trotzdem einen Stich. Er war ihr erster Liebhaber. Der erste Mann, der sie nackt gesehen hatte. Der erste, der ihr gesagt hatte, dass sie schön war, als sie sich für ihn zurechtgemacht hatte– und als sie sich für ihn ausgezogen hatte, und gleich noch einmal, nachdem sie das erste Mal miteinander geschlafen hatten. Wie seltsam, dass manche Menschen sich nie wiedersahen und nie wieder miteinander redeten, nachdem sie miteinander im Bett gewesen waren.
» Nein, aber wir bleiben doch Freunde, wenn das hier vorbei ist, oder?« Max grunzte bloß, und sie stupste ihn mit dem Finger an. » So einfach wirst du mich nicht los. Ich weiß, wo du wohnst, Max.«
» Warten wir erst einmal ab, wie du darüber denkst, nachdem du mit Mr California geschlafen hast«, sagte Max und griff nach der letzten Erdbeere, ohne sie anzusehen.
» Ich werde genau gleich darüber denken«, protestierte Neve. » Und nenn ihn nicht so.«
» Tut mir leid.« Sein Tonfall strafte seine Worte Lügen. Max ließ die Erdbeere hoch über Neves Mund baumeln, sodass sie sich aufrichten und an seiner Schulter abstützen musste, und dann nutzte er die Gunst der Stunde, um sie in die Arme zu schließen, ehe sie fertig gekaut und geschluckt hatte. » Du leuchtest förmlich nach dem Sex. Steht dir gut.«
» Damit meinst du wohl die roten Flecken in meinem Gesicht und… Autsch! Was soll das denn?«, fauchte Neve, als Max ihr mit der flachen Hand auf den Po klatschte. Sie rieb sich die schmerzende Stelle.
» Ich musste es tun– du hast schon wieder angefangen, dich selbst zu kritisieren. Denk an unsere Abmachung.«
Neve seufzte. » Wenn das so weitergeht, bin ich in einer Stunde grün und blau.«
» Dann wirst du dich eben etwas mehr bemühen müssen«, entgegnete Max mitleidlos und legte eine Hand um ihre linke Brust. » Ich habe nämlich gewisse Pläne für die kommende Stunde, und die wären ernsthaft gefährdet, wenn dein Hintern so wund wäre, dass du nicht mehr darauf liegen kannst.«
Neve warf einen Blick nach unten und legte prüfend die Hand auf seine Boxershorts. Tatsächlich, das war nicht nur eine Falte im Stoff. » Noch mal?«
Max drücke sie bereits nach hinten. » Wir haben so viel Zeit vergeudet. Das müssen wir irgendwie aufholen.«
Kapitel 30
Jemand hatte Neves Welt in zwei Hälften geteilt. In der einen lebte Max, und dort war sie überwiegend nackt, was aber kein Problem darstellte, da Max es ebenfalls war.
In der anderen Hälfte stolperte sie chronisch übermüdet durch den Tag und blinzelte in den hellen Sonnenschein, an den sie sich nach dem kalten, grauen Frühling
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