Was sich kusst das liebt sich
geschlossen.« Sie drehte sich herum und stützte das Kinn in die Hand. » Hast du eigentlich deine Einstellung zum Thema Beziehungen geändert? Könntest du dir vorstellen, auf Dauer mit jemandem zusammen zu sein?«
Max stützte sich auf einen Ellbogen auf, und Neve konnte genau die unschlüssige Miene erkennen, die über sein Gesicht huschte, ehe er sein typisches Grinsen aufsetzte. Er würde die Frage also mit einer seiner üblichen Plattitüden beantworten, weil er keine Lust hatte, Neve einen allzu tiefen Einblick in Gefühle zu gewähren, die er sich selbst nicht eingestehen wollte. » Ach, Neve«, sagte er leichthin, » es gibt so viele Frauen auf dieser Welt, da wäre es doch ungerecht, wenn ich mich nur an eine einzige binde– und damit meine ich keine Fesselspielchen.«
Sie hätte es wissen müssen. Er hatte sich in den vergangenen Wochen absolut vorbildlich verhalten, liebevoll und fürsorglich, ja, er hatte nicht einmal den Drang verspürt, abends auszugehen, aber er hatte sich standhaft geweigert, noch einmal über seinen Ausbruch in Manchester zu reden. Er sprach weder über seine Therapie noch wollte er Neve verraten, ob er sich noch immer leer fühlte. Stattdessen bediente er sich der bewährten Abwehrmechanismen: Spott, süffisantes Grinsen, neunmalkluge Bemerkungen.
» Aber nehmen wir mal an, dass William nicht zurückkommt. Was würde dann aus uns werden?«, hakte Neve nach.
» Es ist doch müßig, darüber nachzudenken«, sagte er so fröhlich, dass ihm Neve am liebsten eine gescheuert hätte, obwohl sie eben noch eine Zukunft mit ihm in Erwägung gezogen hatte. » Er kommt doch zurück, oder?«
» Ja, aber wenn er es nicht täte, gäbe es dann deiner Meinung nach für uns eine Zukunft?« Max starrte jetzt an die Decke und konnte deshalb nicht sehen, dass Neve die Zeige- und Mittelfinger verschränkte.
» Hör zu, Neve, ich verspreche, ich werde ein bisschen Trübsal blasen, wenn wir Schluss machen müssen– und wir werden definitiv Schluss machen, sobald Mr California wieder da ist und mit dir in den Sonnenuntergang reitet. Wir haben doch ohnehin nichts gemeinsam. Du bist geradezu Furcht einflößend intelligent, während ich mir gern die Zeit mit der gründlichen Lektüre von Illustrierten wie heat vertreibe.« Er betrachtete sie mit diesem verdammten Grinsen im Gesicht, als würde ihn die Aussicht, künftig ohne sie existieren zu müssen, kein bisschen traurig machen. » Was ist mit deinem Vorsatz passiert, etwas mehr im Hier und Jetzt zu leben?«
» Nichts ist damit passiert«, antwortete Neve hastig. Höchste Zeit für einen Themenwechsel. » Ich hab ja nur gefragt.« Sie beugte den Kopf, damit ihr die Haare ins Gesicht fielen und Max ihre bedrückte Miene nicht sehen konnte. » Gehst du jetzt mit Keith raus, oder war das nur ein leeres Versprechen?«
Max schwang die Beine aus dem Bett und stand auf. » Erst mache ich uns etwas zu essen. Toast?«
» Ja, bitte. Zwei Scheiben«, sagte Neve, um einen unbekümmerten Tonfall bemüht.
» Vier«, sagte Max fest. » Wir haben seit dem Frühstück nichts mehr gegessen.«
» Treffen wir uns in der Mitte– drei.« Max’ Überzeugung, dass ihr Körper nach sechs Uhr abends noch reichlich Kohlehydrate verarbeiten konnte, würde ihr definitiv nicht fehlen. » Mit ein klein wenig kalorienarmem Brotaufstrich.«
Max schnaubte und klopfte ihr spielerisch auf den Hintern. » Dieser Butterersatz schmeckt echt übel. Ich mache uns ein paar Würstchen, und ich glaube, ich habe noch eine Dose Spaghetti Hoops in Tomatensauce da.«
» Keine Nudeln für mich«, protestierte Neve, was Max mit einer wegwerfenden Handbewegung quittierte, ehe er hinausging.
Zumindest wusste sie jetzt, dass er nicht auf Dauer mit ihr zusammensein wollte. Somit konnte sie sich voll und ganz auf William konzentrieren, und das Schlussmachen mit Max sollte ein Kinderspiel werden– er würde es mit Humor nehmen und insgeheim vermutlich sogar ein wenig erleichtert sein, weil er seiner Therapeutin jetzt erzählen konnte, dass er durchaus in der Lage war, eine Beziehung zu leben, wenn er denn wollte, was aber nicht wirklich der Fall war. Schade eigentlich– er könnte einen tollen Freund abgeben, wenn er auf sein cooles Gehabe verzichten und ein Mädchen in sein Herz lassen würde.
Neve beschloss, noch vor Ende nächster Woche mit ihm zu reden. Auf diese Weise blieben ihr noch gute zwei Wochen, um das Ende ihrer Pfannkuchenbeziehung zu betrauern, wenngleich ihr das im Moment
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