Was sich kusst das liebt sich
Natürlich!«
» Wir könnten nämlich stattdessen auch ein Pogramm ausarbeiten, mit dem du dein aktuelles Gewicht hältst.«
» Nein!« Neve wedelte mit den Armen. » Ich wiege 75Kilo! Ich bin vom medizinischen Standpunkt aus gesehen immer noch übergewichtig. Ich will das nicht mehr. Ich will das weg haben!« Sie kniff sich in den Oberschenkel, um Gustav die Fettpölsterchen zu zeigen, die sie, wenn sie so weitermachte, nie loswerden würde.
» Das sind fünf Pfund, mehr nicht. Wenn du dich künftig wieder an deinen Ernährungs- und Trainingsplan hältst, hast du die in zwei Wochen runter.«
Neve barg das Gesicht in den Händen. » Aber William kommt in zweieinhalb Wochen zurück.«
» William? Ich verliere langsam den Überblick bei all deinen Männern.«
» Es gibt nur zwei Männer, und Max muss ich von nun an aus dem Weg gehen.« Seit Gustavs Waage vorhin wieder 75Kilo angezeigt hatte, stand ihre Entscheidung fest. » Vor Max gab es nur William, und das Ziel, dass ich in ein Kleid Größe38 passe, bis er aus Kalifornien zurückkommt. Und mal ganz ehrlich, das schaffe ich in meiner derzeitigen Verfassung doch nur mit einer Rundum-Fettabsaugung.«
» Neve!«, stieß Gustav hervor. » Ich habe doch von Anfang an klipp und klar gesagt, dass du das hier für dich tust, und nicht für einen Mann. Jeder anständige Mann, der dich liebt, liebt dich um deinetwillen und nicht nur wegen deines Gewichts.«
» Ich tue es auch nicht für einen Mann«, beteuerte Neve, doch es klang selbst in ihren eigenen Ohren hohl. Sie hatte in Oxford genügend anständige Männer kennengelernt, aber die hatten die pummelige Neve allesamt links liegen lassen und sich lieber eine ihrer spindeldürren Kommilitoninnen geangelt, die schauderhafte Gedichte schrieben. Und Max? Der konnte jeden Abend mit einem anderen dünnen, wunderschönen Mädchen nach Hause gehen, und auch er liebte sie nicht um ihretwillen– er liebte sie überhaupt nicht. Und wenn sie William und Max mal außen vor ließ, dann konnte sie nicht erwarten, je von einem Mann trotz ihres Gewichts geliebt zu werden, wenn sie sich selbst nicht liebte. » Du weißt doch, dass ich nicht wegen William angefangen habe abzunehmen, aber jetzt fällt seine Rückkehr eben mit meinem verzweifelten Wunsch zusammen, nicht mehr als 65Kilo zu wiegen und Kleidergröße38 zu tragen. Glaubst du, das schaffe ich?«
Gustav wirkte wenig überzeugt. » Wenn dieser William der Richtige für dich ist, dann geduldet er sich, und du kannst dich auf deine Ernährung und dein Training konzentr…«
» Aber das tue ich doch schon seit sechs Jahren, verdammt noch mal!« Huch, das war ziemlich laut gewesen. » Könnte ich nicht ein paar Wochen Diät machen?«, fuhr sie etwas leiser fort. » Was ist mit dieser Diät für Fettleibige, die sich einer größeren Operation unterziehen müssen, damit es keine Probleme mit der Narkose gibt?«
» Du hörst mir nicht zu.« Jetzt wurde auch Gustav ziemlich laut. » Du lässt gefälligst die Finger von den Modediäten und Abführmitteln, und denk gar nicht erst daran, dich unters Messer zu legen, denn mir kannst du nichts vormachen, und wenn ich es herausfinde, dann bin ich die längste Zeit dein persönlicher Trainer gewesen, Neve!«
» Das kannst du mir nicht antun!«
» Und ob ich das kann. Und ich bin gut vernetzt. Ich werde dafür sorgen, dass du in ganz Nord-London keinen neuen Trainer findest.« Normalerweise hätte Neve jetzt gelacht und ihm gesagt, dass das ein bisschen zu sehr nach der Serie ’Allo ’Allo klang, aber sie war so damit beschäftigt, ihn bitterböse anzustarren und Mordgedanken gegen Gustav, Max, ihren Stoffwechsel und sich selbst zu hegen, dass sie aufsprang, sich ihre müffelnden Turnschuhe schnappte und hinausstolzierte.
Kapitel 35
» Max, es ist vorbei. William kommt in zweieinhalb Wochen zurück, und wir wussten beide, dass wir nicht ewig zusammenbleiben würden. Außerdem hast du meinen Ernährungs- und Fitnessplan durcheinandergebracht, sprich, ich müsste auch dann mit dir Schluss machen, wenn William nicht zurückkäme«, sagte Neve bestimmt. Sie sah zu Celia. » Wie klingt das?«
» Grauenhaft!« Celia verzog missbilligend das Gesicht. » Kannst du’s ihm nicht etwas schonender beibringen?«
» Schlussmachen ist echt ganz schön schwierig«, klagte Neve und setzte sich. Ihr uralter Drehstuhl knarzte. Kein Wunder, sie war ja auch wieder zweieinhalb Kilo schwerer. » Soll ich ihm einfach einen Brief schreiben?«
»
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