Was sich kusst das liebt sich
kannte. Sie zog den Reißverschluss zu. Wow, echt bequem, und der Nickisamt fühlte sich unheimlich weich und kuschelig an. Kein Wunder, dass Charlotte die Dinger so liebte und einen in jeder Farbe hatte.
Sie schob den verletzten Fuß vorsichtig in einen Flipflop, schnappte sich Portemonnaie und Schlüsselbund und schlich ins Erdgeschoss hinunter. Um diese Uhrzeit die Treppe hinunterzutrampeln wäre definitiv ein Verstoß gegen ihre Waffenruhe gewesen.
Auf dem Weg zur Tür konnte sie nur an ihr Omelette und die zwei Scheiben Toast denken, die sie in dreißig Minuten essen würde. Zwanzig, wenn sie sich beeilte.
Doch als sie die Haustür öffnete und eine zusammengekauerte Gestalt draußen auf der Treppe sitzen sah, wusste sie, dass das Omelette warten konnte.
TEIL FÜNF
I Close My Eyes And Count To Ten
Kapitel 42
Max fuhr herum, als Neve nach draußen trat.
» Hey«, sagte er. Keith wand sich heftig in seinen Armen.
Was machst du hier? Wie lange sitzt du schon hier draußen? Stell dir vor, ich wollte in ein paar Stunden zu dir. Neve lagen tausend Dinge auf der Zunge, aber sie setzte sich neben ihn und sagte lediglich: » Hey.«
Keith befreite sich, von Wiedersehensfreude übermannt, aus den Armen seines Herrchens, um ein paar Mal zum Gartentor und zurück zu galoppieren, ehe er sich auf Neve stürzte, ihr die Vorderpfoten auf die Schultern legte und ihr ausgiebig das Gesicht ableckte.
» Jaaaa, du bist mein Süßer, nicht?«, gurrte sie, nachdem er sich vor ihr niedergelassen und den Kopf auf ihr Knie gebettet hatte, um sie anzuschmachten.
Sie hatte keine Ahung, weshalb Max hier war und weshalb er kein Wort sagte. Vermutlich fühlte er sich genauso verlegen und gehemmt wie sie. Sie wusste nur, dass sie noch genauso dasaßen wie vor fünf Minuten, aber jetzt waren ihre Oberschenkel aneinandergepresst.
Sie nahm all ihren Mut zusammen und musterte ihn von der Seite, und der Anblick seiner schiefen Hakennase raubte ihr schier den Atem. Statt untätig im Bett zu liegen und ihrem knurrenden Magen zu lauschen, hätte sie sich lieber eine » Würdest du mich bitte, bitte, bitte zurücknehmen«-Rede zurechtlegen sollen, damit sie…
» Was ist denn mit deiner Zehe los?«, wollte Max wissen.
» Mein Fahrrad ist draufgefallen, und der Nagel hat sich gelöst. Ich habe ihn ganz fest verbunden; vielleicht wächst er ja wieder an, wenn…«
» Oh, Gott, hör auf!«, flehte Max und schüttelte sich. » Das ist ja widerlich!«
» Ich weiß«, stimmte ihm Neve frohgemut zu. Sie war frohgemut, weil sie miteinander redeten, selbst wenn es dabei um ihren nekrotischen Zehennagel ging.
» Und was ist mit deiner Lippe passiert?«, fragte Max, denn jetzt sah er ihr ins Gesicht, das von der Laterne auf der anderen Straßenseite beleuchtet wurde. » Und was ist das für ein Kratzer auf deiner Wange? Aus wie vielen Metern Höhe ist dein Fahrrad auf dich draufgefallen?«
» Wenn du findest, ich sehe schlimm aus, solltest du mal Charlotte sehen.«
Max riss die Augen auf.
» Wir sind vorhin aneinandergeraten. Wir haben uns so richtig geprügelt. Sie hat ein blaues Auge abgekriegt. Und sie hat sich das Handgelenk verstaucht, aber ich glaube, das war nicht meine Schuld. Sie ist auf dem geschmolzenen Eis ausgerutscht.«
» Geht es dir gut?« Er hob die Hand, um ihre Wange zu berühren, hielt aber mitten in der Bewegung inne und ließ sie wieder sinken.
» Ja, alles okay.« Jedenfalls hatte sie das bis gerade eben noch gedacht, aber da er es sich ganz offensichtlich nicht gestattete, sie anzufassen, war sie jetzt nicht mehr so sicher.
Sie fragte sich gerade, ob sie einfach gleich zu dem Teil ihres Plans übergehen sollte, bei dem sie ihn in die Arme nahm und ihn küsste, bis er ihr verziehen hatte, da räusperte er sich und sagte: » Ich habe mich übrigens von meiner Therapeutin getrennt.«
» Ach, tatsächlich?«
» Ja.« Er nickte grimmig.
» Heißt das, sie hat Zeit für einen neuen Patienten? Ich brauche nämlich Hilfe von einem Spezialisten für Psychohygiene«, stellte Neve fest. Sie musste einfach weiterreden, und früher oder später würde sie auf das zu sprechen kommen, was sie ihm sagen wollte. » Ich habe mich von Gustav getrennt, aber ich werde ihn bitten, mich wieder zu betreuen, weil ich…«
» Hör zu, Neve, es ist mir egal, ob du Kleidergröße38 trägst oder nicht«, unterbrach Max sie und schob Keiths Kopf auf ihr anderes Bein, damit er die Hand auf ihr Knie legen konnte. » Wenn dich Mr California nur
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