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Was sich kusst das liebt sich

Was sich kusst das liebt sich

Titel: Was sich kusst das liebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manning Sarra
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zusammengekommen bin, lagen wir stundenlang nur auf seinem Bett und haben geknutscht– bei offener Tür, damit seine Mutter hören konnte, falls irgendwelche Druckknöpfe oder Reißverschlüsse geöffnet wurden. Dann kam sie sofort mit zwei Gläsern Johannisbeersaft angetrabt.« Chloe seufzte. » Das fehlt mir total. Sogar der Johannisbeersaft fehlt mir.« Dann spähte sie über Neves Kopf hinweg. » Ich glaube, der Typ da will was von dir.«
    Neve drehte sich um und erblickte zu ihrem Entsetzen ihren Bruder, der mit ihrer missmutig dreinblickenden Schwägerin im Schlepptau auf ihren Tisch zusteuerte. Charlotte hatte in ihrem taubengrauen Jogginganzug von Juicy Couture und den grauen Ugg-Stiefeln (die echten, nicht die Billigvariante) etwas von einer Sturmwolke, wenngleich Sturmwolken selten solariumgebräunt und mit Goldschmuck und falschen Wimpern bestückt waren.
    » Ihr habt doch nichts dagegen, wenn wir euch ein bisschen Gesellschaft leisten?« Douglas nahm Platz. » Wir müssen noch eine halbe Stunde auf unseren Tisch warten.«
    Charlotte musste sich neben Neve setzen, die ihren Stuhl so weit wie möglich von ihr wegrückte. Douglas stellte sich inzwischen Chloe vor, die behauptete, er sähe Neve ähnlich, was gelogen war, denn Douglas repräsentierte optisch wie Celia die keltischen Gene ihrer Familie und galt im Allgemeinen als der Hingucker des Slater-Clans.
    Neve kippte im Eiltempo ihren Pfefferminztee, während ihr Bruder mit Chloe angeregt über den medizinischen Nutzen eines üppigen Frühstücks zur Katerbekämpfung plauderte, was Charlotte zu der völlig unpassenden Bemerkung » Ich hasse gebratene Tomaten« veranlasste. » Wir müssen jetzt gehen«, sagte Neve schließlich und achtete peinlich genau darauf, Charlotte kein einziges Mal zu berühren, als sie aufstand und sich ihre Tasche sowie ihre Jacke schnappte, die über der Stuhllehne hingen.
    » Ich bin ein bisschen enttäuscht«, verkündete Chloe, als sie draußen auf dem Muswell Hill Broadway waren. » Sie guckt zwar mindestens so sauertöpfisch wie Camilla Parker Bowles, aber sie wirkt längst nicht so medusenhaft, wie ich erwartet hatte.«
    » Ich filme sie mit meinem iPhone, wenn sie mich das nächste Mal anbrüllt«, versprach Neve eingeschnappt. Ihre gute Laune war wie weggewischt, vor allem, als sie feststellte, dass es nun zu spät war, um noch einmal nach Hause zu fahren und sich umzuziehen. Also musste sie eben in Jeans und ihren ältesten Converse bei Max aufschlagen. Obenrum trug sie ein Thermoshirt, ein zerknittertes Sommerkleid und darüber eine ihrer allgegenwärtigen Strickjacken. Dass ihre Mutter anrief, während sie im Spirituosenladen versuchte, eine einigermaßen anständige Flasche Wein für unter fünf Pfund zu erstehen, war auch nicht gerade hilfreich.
    Zehn Minuten später stand Neve mit ihrem Rad vor einem großen viktorianischen Haus an einer breiten, von Bäumen gesäumten Allee jenseits des Crouch End Broadway und bemühte sich verzweifelt, das Gespräch mit ihrer Mutter zu beenden. Margaret Slater hatte angeblich angerufen, weil sie im Sunday Mirror einen Artikel über Komasäufer gelesen hatte und wissen wollte, wie viel Alkohol Celia pro Woche konsumierte. Dann hatte sie Neve sanft gemaßregelt, weil Douglas ihr brühwarm erzählt hatte, » dass du nicht einmal ›Hallo‹ zu ihr gesagt hast.«
    » Sie hat auch nicht ›Hallo‹ zu mir gesagt«, hatte Neve indigniert erwidert. » Ich kann nicht fassen, dass du mich deswegen rügst.« Ihre Mutter hatte nicht die leiseste Anhnung, was ihr Charlotte in der Schule angetan hatte, und Neve wollte nicht zugeben, dass sie sich neun Jahre später immer noch von ihr terrorisieren ließ. » Du bist doch selbst nicht gerade ihr größter Fan.«
    » Ja, ich bin der Meinung, dass Douglas etwas überstürzt geheiratet hat, aber jetzt ist es zu spät, und wenn die beiden erst einmal Kinder haben…«
    » Oh, Gott, nein! Sie ist schwanger?«
    » Nein, noch nicht, aber die beiden sind seit drei Jahren verheiratet, und sie wird auch nicht jünger.«
    Charlotte war fünf Monate älter als Neve, aber das war jetzt wohl kaum der passende Zeitpunkt, um ihre Mutter auf diesen Umstand hinzuweisen. Nicht, wenn sich Neve mit der horrenden Vorstellung auseinandersetzen musste, dass in nicht allzu ferner Zukunft eine genetische Kopie ihrer Schwägerin das Licht der Welt erblicken würde. » Müssen wir das unbedingt jetzt besprechen? Ich bin zum Essen eingeladen und…«
    Wie auf ein

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