Was sich kusst das liebt sich
entlanggleiten. Dann küssten sie sich erneut, und obwohl der Raum weiß und blau gestrichen war, hatte Neve das Gefühl, von einem warmen roten Licht umgeben zu sein.
» Bin ich wirklich nicht zu schwer für dich?«, murmelte sie.
» Zum fünften Mal, nein«, sagte Max und strich ihr das Haar aus dem Gesicht, um sie auf die Nasenspitze zu küssen. Er spähte auf die Uhr, die auf dem Kaminsims stand. » Es ist schon spät. Bleibst du hier, wenn ich verspreche, dir nicht an die Thermounterwäsche zu gehen?«
Neve reckte den Hals. Es war fast zehn. William hatte sich um neun melden wollen.
» Ich sollte besser gehen«, sagte sie halbherzig. Die Vorstellung, die angenehm warme Wohnung zu verlassen und sich in der Kälte draußen aufs Fahrrad zu schwingen, war wenig verlockend, und außerdem hätte sie gern noch ein wenig mit Max geknutscht. Aber dann dachte sie an William, an seine erfreute Stimme, wenn er sie begrüßte, sein kehliges Lachen, wenn sie eine auch nur annähernd witzige Bemerkung machte, daran, dass sie sich stundenlang mit ihm unterhalten konnte… Das war noch besser als hierzubleiben und sich von Max küssen zu lassen. Nichts gegen Max’ Kussfähigkeiten– er war, soweit sie das mit ihrer begrenzten Erfahrung beurteilen konnte, ein hervorragender Küsser– aber ein Gespräch mit William toppte einfach alles, und das würde auch immer so bleiben.
Max richtete sich stöhnend auf und stellte die langen Beine auf den Boden. » Nur zum Schlafen. Hast du nicht gesagt, du müsstest üben, neben einem anderen Menschen zu schlafen?«
» Stimmt.« Allerdings hatte Neve während ihrer Knutsch-Session zuweilen den Drang verspürt, sich aus ihren zahlreichen Kleiderschichten zu schälen, Max das T-Shirt vom Körper zu reißen und mehr zu tun als bloß zu knutschen. Was, wenn sich dieser Drang noch einmal bemerkbar machte, während sie nebeneinander im Bett lagen? Außerdem wusste sie nicht recht, was sie davon halten sollte, dass Max gesagt hatte, er würde während ihrer Pfannkuchenbeziehung auch mit anderen Frauen schlafen. Es würde alles verderben, wenn sein Kopfkissen nach einem fremden Parfum roch.
» Hast du schon mal mit einer Frau, mit der… nichts lief, im selben Bett geschlafen?«
Max überlegte. » Nein, aber ich bin bereit, es zu versuchen, wenn du willst.«
» Es ist nicht so, dass ich nicht mit dir schlafen will, aber wir haben eben erst das Küssen gemeistert, und ich muss nach Hause, um einiges zu erledigen…« Es hatte keinen Sinn, ihn anzulügen. Max wusste, dass William der Grund für diese ganze Übung war. Trotzdem rutschte Neve ans Ende des Sofas, ehe sie sagte: » Ich erwarte einen Anruf von William.«
» Meinetwegen kannst du jederzeit nach Hause fahren und mit William turteln, so viel du willst. Du musst ja nicht mit mir schlafen. Aber glaub mir, du verpasst etwas.«
» Naja, wahrscheinlich würdest du dich mit mir ohnehin total langweilen, wo du doch mit den anderen Mädchen, mit denen du schläfst, lauter aufregende Sachen machen kannst.« Neve wollte sich lieber gar nicht erst ausmalen, welche Schweinereien er mit den Frauen, die er sich Abend für Abend aufriss, so trieb, aber es musste doch spannender sein, als ein Mädchen zu küssen, das ein Thermoshirt trug. Trotzdem saß er kerzengerade da und sah aus, als wäre er ganz und gar nicht glücklich darüber, dass Neve gleich auf ihrem Fahrrad in die Nacht entschwinden würde. Er war es eben nicht gewöhnt, abgewiesen zu werden.
» Ich fahre ja nicht nach Hause, um mit William zu schlafen… Das wäre auch schwierig, weil er in Kalifornien ist und ich nicht…« Was faselte sie da bloß für einen Unsinn? Außerdem wollte sie nicht so an William denken– ihre Beziehung war viel spiritueller.
» Ich bumse nicht jede Nacht mit einer anderen«, knurrte Max. » Und auch nicht jede zweite Nacht. Ich habe meinen Schwanz durchaus unter Kontrolle.«
Bei seinen harten Worten zuckte Neve zusammen. » Schon klar, schon klar«, beeilte sie sich zu sagen, obwohl ihr das bis gerade eben überhaupt nicht klar gewesen war. Sie hatten so einen schönen Abend miteinander verbracht, und das Knutschen war einfach paradiesisch gewesen, und jetzt ging auf einmal alles den Bach runter, und sie wusste nicht, wie sie es wiedergutmachen sollte.
» Tja, dann gehst du jetzt wohl besser.« Max stand auf und streckte sich. Und gerade, als Neve zu dem Schluss gekommen war, dass die Situation nicht mehr zu retten und ihre Pfannkuchenbeziehung
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