Was sich kusst das liebt sich
vorbei war, streckte er ihr die Hand hin, um ihr aufzuhelfen und sagte: » Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.«
» Wie wär’s nächsten Sonntag? Komm doch mit Keith zu mir, und ich koche etwas für dich«, schlug Neve zaghaft vor, während sie nach ihren Schuhen angelte. » Ich bin allerdings keine große Köchin, und ich besitze auch keinen Flammenwerfer… Aber wenn du willst, und wenn ich mich bis dahin an den Gedanken gewöhnt habe, könnten wir dann bei mir eine kleine Pyjamaparty veranstalten.«
» Ich bin dabei. Schließlich geht es darum, dass du deine Beziehungsfähigkeit ausbaust. Aber versprich mir, dass du nie wieder das Wort Pyjamaparty in den Mund nimmst.«
» Okay, ich gebe zu, das klingt ein bisschen teenagerhaft…« Neve lächelte ihn unsicher an. » Dann ist also wieder alles in Ordnung zwischen uns? Du bist auch weiterhin mein Pfannkuchenfreund?«
Er erwiderte das Lächeln. » Absolut. Etwas anderes würde ich ehrlich gesagt nie sein wollen.«
Kapitel 15
Die ausgiebige Knutscherei mit ihrem Pfannkuchenfreund versetzte Neve in den kommenden Tagen in eine regelrechte Hochstimmung. Es kümmerte sie kein bisschen, dass Charlotte offenbar über eine Art sechsten Sinn verfügte und mit dem Besenstiel von unten an die Decke klopfte, sobald Neve ihren Computer einschaltete, um das nächste Kapitel ihrer Lucy-Keener-Biografie zu schreiben. Es störte sie auch nicht, dass William mit Tristram Shandy genauso wenig anfangen konnte wie sie, aber trotzdem darauf bestand, dass sie es zu Ende lasen.
» Wir können doch unmöglich mittendrin aufhören«, sagte er störrisch. » Das wäre ja fast so schlimm, wie wenn man eine Seite umknickt, statt ein Lesezeichen zu verwenden.«
Auch Gustavs ungewöhnlich schlechte Laune konnte Neve nichts anhaben. Er musste eine Woche mit dem Training für den Halbmarathon aussetzen, weil er sich einen Oberschenkelmuskel gezerrt hatte und nutzte die Zeit dazu, sie über die Risiken einer Pfannkuchenbeziehung aufzuklären.
» Ich dachte, du wolltest dich für William, deine große Liebe, aufsparen«, sagte er säuerlich, während Neve auf einer Gummimatte ächzend und keuchend ihre Bauchmuskeln trainierte. » Das deutet auf mangelndes Engagement bei der Verfolgung deiner romantischen Ziele hin. Ich hoffe, du legst bei der Verfolgung deiner Fitnessziele nicht dieselbe Inkonsequenz an den Tag.«
» Es beweist mein hundertprozentiges Engagement.« Neve hielt kurz inne, bis Gustav mit einem Finger auf die Wölbung ihres Bauches zeigte. » Die Beziehung mit Max ist mein Marathontraining, und William ist meine Ziellinie.«
Darauf wurde Gustav noch unwirscher. Er holte sich einen Eisbeutel für seinen Oberschenkel, und als er zurückkam, verdammte er Neve zu zehn Minuten Beinschere. Aber damit konnte er ihr nichts anhaben, im Gegenteil– die Beinschere sorgte dafür, dass sie Muskelmasse aufbaute und Fett verbrannte, und das kam ihr gerade recht.
Nicht einmal die seltsame Atmosphäre im Büro konnte Neves seelischen Höhenflug bremsen. Wann immer sie neuerdings in die Küche kam, ertappte sie Chloe und Rose dabei, wie sie sich aufgeregt im Flüsterton unterhielten. Alle waren nervös wegen der unmittelbar bevorstehenden Jahreshauptversammlung mit den Kuratoren – man dachte an die fehlenden Geldmittel, an Gehaltskürzungen, Viertagewoche, Kündigung. Neve bezweifelte allerdings, dass es so weit kommen würde – bis jetzt hatte sich noch jedes Mal im letzten Moment das nötige Kapital gefunden, und sie war entschlossen, sich dieses eine Mal in ihrem Leben nicht den Kopf über etwas zu zerbrechen, das sie nicht in der Hand hatte.
Das Wichtigste war, dass es mit Max gut lief, denn wenn ihre Pfannkuchenbeziehung erfolgreich war, dann würde die Beziehung mit William ein Kinderspiel sein.
Ja, Neve hatte endlich Spaß. Allerdings hütete sie sich, das Max gegenüber zuzugegeben, denn er würde sie garantiert alle fünf Minuten an seine Verdienste erinnern.
Am darauffolgenden Sonntagnachmittag gegen vierzehn Uhr wich der Spaß jedoch einer gewissen Ermattung. Neve hatte ein Rinderragout auf dem Herd stehen und eine juckende Maske im Gesicht, die ihre Poren verkleinern sollte, und obwohl sie am Mittwoch ihr Bett frisch bezogen hatte, tauschte sie die geblümte Bettwäsche gegen eine bunt gestreifte aus– etwas Männlicheres gab ihr Wäscheschrank leider nicht her. Dann kramte sie in der Schublade mit den Schlafanzügen nach einem passenden Outfit für die Nacht. Wer hätte
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