Was sich liebt, das küsst sich - Gibson, R: Was sich liebt, das küsst sich - Nothing but Trouble
Freizeitraum. Das Licht von den vielen Bleiglasfenstern warf milchige Flecken auf den Fußboden aus Stein und Holz und vermittelte ihr das Gefühl, sich in einer Villa in der Toskana aufzuhalten. Sie fragte sich, ob seine Exfrau das Haus ausgesucht hatte, denn auch, wenn sie nur wenig über Mark wusste, schien es seinem Geschmack nicht zu entsprechen. Er schien ihr mehr der Typ zu sein, der auf moderne Architektur stand.
Der Teppich in dem riesigen Raum ließ das Klappern ihrer Sohlen verstummen. Im Fernsehen liefen gerade die 12-Uhr-Nachrichten mit der Wettervorhersage für die nächste Woche. Der Ton war so leise gedreht, dass sie ihn kaum hörte. Die Vorhänge standen offen, und die späte Morgensonne strömte durch die große Verandatür, ließ den Teppich zu einem helleren Beige verblassen und reichte nur bis knapp vor die große Chaiselongue, auf der Mark lag und schlief. Seine
rechte Hand ruhte auf seinem Bauch, wobei die blaue Schiene einen starken Kontrast zu seinem weißen T-Shirt bildete; die linke lag neben ihm, mit der Handfläche nach oben, die Finger um die Fernbedienung. Die permanente Sorgenfalte zwischen seinen Augenbrauen war verschwunden, seine Stirn glatt. Er wirkte jünger, weicher als sonst, was ihr angesichts des kantigen Gesichts und der dunklen stacheligen Bartstoppeln seltsam vorkam.
Wenn ich mal erwähne, dass ich sechs Monate lang keine Nummer mehr geschoben habe, lassen Sie dann hier Nutten antanzen? , hatte er gefragt, und sie biss sich auf die Lippe, um nicht loszuprusten und ihn aufzuwecken. Sie hatte mal für einen Comedian gearbeitet, der sie tatsächlich gebeten hatte, ihm eine Nutte zu organisieren. Er war Stammkunde bei einem speziellen Begleitservice gewesen und hatte gewollt, dass Chelsea die Frau abholte, bei ihm absetzte und zwei Stunden später zurückkam, um sie wieder nach Hause zu fahren. Als Chelsea sich weigerte, hatte der Comedian der Frau stattdessen ein Taxi bezahlt.
Anders als der Comedian hatte Mark Bressler bestimmt kein Problem damit, »an die Frau zu kommen«. Er sah blendend aus und hatte eine unverfälschte sexuelle Aura, die ihn umgab wie eine Giftwolke. Wenn er nicht gerade einen Fetisch hatte, konnte sie sich nicht vorstellen, dass er sich Nutten kommen ließ.
Sie lief zu den schweren Vorhängen und zog sie zu. Nur gut, dass sie sich nicht mehr so leicht kränken ließ. Hätte er die Bemerkungen über ihre großen Titten vor ein paar Jahren gemacht, wäre sie in Tränen ausgebrochen und aus dem Haus gerannt, was vermutlich genau der Grund war, warum er sie beleidigt hatte.
Mal wieder.
Als sie sich wieder zum Raum wandte, rieb er sich mit der verletzten Hand über Bauch und Brust, wobei das Kratzen seiner Schiene neben den leisen Stimmen aus dem Fernseher kaum hörbar war. Er schlug die Augen nicht auf, und sie fragte sich, ob sie ihn zum Mittagessen wecken sollte. Stattdessen schlich sie sich auf Zehenspitzen aus dem Raum. Lieber den schlafenden Bären nicht wecken.
Sie begab sich wieder an die Arbeit und beantwortete FanPost. In den nächsten zwei Tagen schrieb sie hauptsächlich neutral gehaltene Antworten oder löschte unangemessene Nachrichten. Am Mittwoch nahm sie sich eine Auszeit, um Mark zu einem Arzttermin zu fahren, und am Donnerstag chauffierte sie ihn zum Verizon-Telefonladen. Beide Male war er ein so schrecklicher Beifahrer, dass sie damit drohte, ihn in ihrem Honda rumzukutschieren, wenn er nicht die Klappe hielt.
Er tat es. Ein paar Minuten.
»Verdammte Scheiße!«, fluchte er, als sie ihn an jenem Donnerstagnachmittag vom Verizon-Telefonladen nach Hause fuhr. »Der ist uns fast in die Seite reingefahren.«
»Knapp vorbei ist auch daneben«, zitierte sie ihre Mutter.
»Anscheinend nicht, sonst wäre Ihr Wagen nicht so eingebeult. «
Ihr Honda war nicht »so eingebeult«. Er hatte ein paar unbedeutende Parkplatzdellen. »Das war’s. Von jetzt an nehmen wir meinen Wagen. Sie beschimpfen mich als Zecke und Nörglerin, aber Sie sind der schlimmste Beifahrer im ganzen Staate Washington und halb Oregon.«
»Sie kennen gar nicht alle Beifahrer in Washington und halb Oregon.«
Sie ignorierte seinen Kommentar. »Sie meckern, wenn ich zu schnell ausschere. Sie motzen, wenn es nicht schnell genug geht. Sie murren, wenn ich bei Gelb über die Ampel fahre, und nörgeln, wenn ich halte«, schimpfte sie. »Für jemanden, der im Leben so viel hat, beklagen Sie sich ganz schön viel.«
»Sie wissen einen Scheiß über mein Leben.«
»Ich
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