Was sich liebt, das küsst sich - Gibson, R: Was sich liebt, das küsst sich - Nothing but Trouble
soll.«
Er plusterte sich auf. »Sie brauchen nichts für mich zu tun.«
Unerschrocken stellte sie sich vor ihn und blickte hoch in sein Gesicht. Das Licht, das aus dem vorderen Bereich des Hauses kam, fiel über seine Nase und seine Brust. Sein Mund war noch verkniffener als sonst. »Die Chinooks zahlen mir gutes Geld, damit ich Ihnen helfe.«
»Egal, was Sie kriegen, ich zahle Ihnen das Doppelte, wenn Sie kündigen.«
Irgendwie bezweifelte sie, dass er ihr zwanzig Riesen geben würde. »Es geht mir nicht nur ums Geld«, schwindelte sie. »Ich finde Erfüllung in meiner Arbeit. Sie brauchen mich, und …«
»Ich brauche Sie nicht.«
»… und«, fuhr sie unbeirrt fort, »wenn Sie mir nicht sagen, womit ich Ihnen helfen kann, muss ich mir weiterhin selbst was einfallen lassen.«
»Na schön. Sie können den siebentausend Eishockeyfans antworten, die Ihnen so am Herzen liegen.«
Es war ja nicht so, als hätte sie noch nie Fanpost beantwortet. »Was soll in der E-Mail drinstehen?«
»Eine E-Mail für alle ist mir zu unpersönlich.« Er schlug einen Bogen um die Treppe und steuerte auf den dunklen Flur zu. »Sie sollten jede einzeln beantworten.«
Sie blieb wie angewurzelt stehen und rief ihm entgeistert nach: »Was?«
»Schreiben Sie allen Fans persönlich«, wiederholte er, und seine Stimme verhallte hinter ihm.
Obwohl ihr der Schreck in die Glieder gefahren war, zwang sie sich, ihm zu folgen. »Ich dachte, eine ›Danke für Ihr Mitgefühl-Blabla‹-E-Mail wäre ausreichend.«
»Blabla ist zu unpersönlich.« Er betrat einen gewaltigen Raum mit einem der imposantesten Fernseher, die sie je gesehen hatte, einer riesigen Ledercouch, einer großen Chaiselongue und drei Pokertischen. Sie blieb in der Tür stehen.
»Schreiben Sie, wie viel mir ihre Briefe bedeuten«, rief er ihr zu. »Und beziehen Sie sich individuell auf jede Mail, damit sie glauben, ich hätte sie persönlich gelesen.«
»Was für ein Arschloch«, flüsterte sie.
Er fuhr herum und warf ihr einen finsteren Blick zu. »Haben Sie Arschloch zu mir gesagt?«
Die Hälfte seiner Knochen mochte zertrümmert gewesen sein, aber sein Gehör funktionierte einwandfrei. Also deutete sie dreist auf die Pokertische und log das Blaue vom Himmel. »Nein. Ich sagte: ›Pokertische auch noch.‹ Spielen Sie viel Poker?«
»Früher ja.« Er schnappte sich die Fernbedienung von einem Beistelltischchen und wandte sich zum Fernseher. »Legen Sie jetzt langsam mit den E-Mails los.«
Arschloch , formte sie hinter seinem Rücken trotzig mit den Lippen. Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und begab sich zurück ins Büro im vorderen Bereich des Hauses. Das dumpfe Klappern ihrer hölzernen Keilabsätze auf den Fliesen klang wie Totengeläut. »Siebentausend E-Mails«, stöhnte sie. Zehntausend Dollar .
Sie zog sich den Stuhl hinterm Schreibtisch hervor, auf dem Mark vorhin gesessen hatte, und rief ihre Schwester an. »Ich muss wissen, wen ich kontaktieren muss, wenn ich auf Marks Gästebuch auf der Chinooks-Website zugreifen will«, erklärte sie. »Die E-Mail-Adressen der Leute, die sich eingetragen haben, sind nämlich nicht zu sehen.« Nach weiteren langatmigen Erklärungen schnappte sie sich aus einer Schublade einen Stift und einen Klebezettel-Block und notierte sich einen Namen und eine Nummer. Dann rief sie den Administrator der Website an, der sich zum Glück nach einigem Hin und Her überzeugen ließ, dass sie keine Irre war. Also gab er ihr den Link zum Arbeitsbereich sowie die Zugangsdaten, und innerhalb weniger Minuten war sie drin. Babyleicht. Doch jetzt kam der schwierige Teil, nämlich die vielen Briefe zu beantworten.
Das erste Dutzend Nachrichten enthielt von Herzen kommende Genesungswünsche für Mark. Alle Fans schienen sich große Sorgen um ihn zu machen und ihn wie einen Helden zu verehren. Chelsea klickte auf »Antworten« und schrieb im Grunde allen dasselbe:
Herzlichen Dank für Ihre Anteilnahme und dass Sie sich die Zeit genommen haben, mir zu schreiben. Ihr Mitgefühl und Ihre Unterstützung bedeuten mir sehr viel. Mir geht es gut, und ich fühle mich mit jedem Tag besser.
Mark Bressler
Nach einer Dreiviertelstunde stupider Arbeit stieß sie auf:
Hallo, Mark,
ich bin Lydia Ferrari.
Chelsea grinste. Ferrari. Klar.
Wir haben uns wenige Monate vor Deinem Unfall in der Lava Lounge kennengelernt. Ich trug mein grünes Mini-T-Shirt-Kleid, und Du hast gesagt, ich sähe aus wie Heidi Klum.
Chelsea verdrehte die Augen und las
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