Was sich liebt, das küsst sich - Gibson, R: Was sich liebt, das küsst sich - Nothing but Trouble
weiter.
Wir hatten in meiner Wohnung in Redmond Sex. Es war eine der schönsten Nächte meines Lebens. Ich hab Dir meine Nummer gegeben, doch Du hast mich nie angerufen. Zuerst war ich verletzt, aber als ich von Deinem Unfall hörte, war ich sehr traurig. Ich hoffe, Du wirst bald wieder gesund.
Lydia
Sie wusste nicht, was schlimmer war. Dass Lydia mit einem Mann geschlafen hatte, den sie in einer Bar kennengelernt hatte, oder dass sie sich in einem öffentlichen Forum dazu bekannte. Was Marks Verhalten betraf, war sie nicht überrascht. Angewidert ja, aber nicht überrascht. Schließlich war er Profisportler.
Liebe Lydia , schrieb sie zurück.
Sorry, dass ich mit Dir im Bett war und mich nie mehr bei Dir gemeldet habe. In der Beziehung bin ich ein ziemlicher Arsch. Ich möchte mich im Namen aller Männer, die je einer Frau versprochen haben, sie anzurufen, und es nie getan haben, bei Dir entschuldigen. Andererseits, was hast Du erwartet, Lydia? Arbeite an
Deinem Selbstwertgefühl, und hör auf, mit Männern zu schlafen, die Du in Bars kennenlernst.
Chelsea lehnte sich zufrieden zurück und las sich das Geschriebene noch einmal durch. Doch statt auf »Antworten« klickte sie auf »Entfernen« und löschte Lydias unangemessenen Brief samt ihrer Antwort.
Der nächste Brief begann so:
Mark, Du Wichser,
Karma kann ganz schön beschissen sein. Der Schlag, den Du Marleau verpasst hast, war verdammt noch mal regelwidrig. Ich bin froh, dass Du im Koma liegst.
Dan aus San Jose
Auch diese Nachricht löschte sie. Etwas so Schreckliches zu schreiben war unverzeihlich, und sie war nicht der Meinung, dass sie Dan auch noch mit einer Antwort belohnen sollte.
Sie beantwortete noch ein paar Mails und las dann:
Mark, mein Sohn und ich verpassen kein einziges Chinooks-Heimspiel und lassen uns nie eine Gelegenheit entgehen, Sie spielen zu sehen. Sie sind eine Inspiration für meinen achtjährigen Sohn Derek, der Sie letzten Sommer im Eishockey-Jugendcamp kennenlernen durfte. Sie waren sein Trainer und lehrten ihn, niemals aufzugeben. Er spricht ununterbrochen von Ihnen und will aufgrund Ihrer Ermutigung später Eishockey-Profi werden.
Mary White
Verwundert hob Chelsea den Blick vom Monitor und betrachtete die Poster, Trophäen und anderen Erinnerungsstücke im Raum. Ein Chinooks-Trikot mit der Nummer »12« auf dem Rücken und dem Namen »BRESSLER« quer über der Schulterpartie hing in Plexiglas unter einem zerbrochenen Eishockeyschläger an der Wand. An einer anderen Wand hing ein Bild von Mark im tiefblauen Trikot, auf dem seine Haare verklebt und verschwitzt wirkten. Ein breites Lächeln umspielte seine Lippen und ließ seine geraden weißen Zähne aufblitzen. In der Hand hielt er einen Puck mit einem weißen Stoffklebestreifen, auf dem die Zahl »500« geschrieben stand.
Alle diese Andenken bedeuteten ihm etwas und erzählten die Geschichte seines Lebens. Eines erfüllten Lebens, das aus Heldenverehrung, Eishockey, Sex mit x-beliebigen Frauen und Inspiration für kleine Jungs bestand.
Seine Version kannte sie nicht. Und verstand sie ehrlich gesagt auch nicht. Er besaß so viel, hatte solches Glück und war doch so wütend. Es war, als hätte er einen Schalter umgelegt und den lachenden, lächelnden Mann aus den Interview-Ausschnitten von sich abgekappt. Der Mark Bressler, den sie kannte, war eher wie der Mann aus den Videoclips, auf denen er die Fäuste schwang und auf dem Eis Zweikämpfe gewann.
Nein, sie verstand seine Wut und seine düstere Stimmung nicht, doch sie wurde auch nicht dafür bezahlt, ihn zu verstehen. Sie sah wieder auf den Computerbildschirm und machte mit der Arbeit weiter.
Liebe Mary , schrieb sie.
Es hat mir Freude gemacht, Derek letzten Sommer zu trainieren. Es freut mich zu hören, dass er nicht aufgeben
will. Eines Tages werde ich kommen, um ihn in der NHL spielen zu sehen.
Ciao,
Mark Bressler
Sie scrollte zur nächsten Mail und nahm sich vor, Mark auf das Jugend-Eishockeycamp anzusprechen. Gefallen würde ihm das nicht. Er würde ihr wahrscheinlich Penetranz vorwerfen und dass sie versuchte, sein Leben zu organisieren. Er würde sie als Zecke beschimpfen, aber irgendwer musste sein Leben ja managen.
Nach zehn weiteren Nachrichten in vierzig Minuten stand sie auf und streckte sich. In dem Tempo bräuchte sie ewig, um die Briefe fertig zu kriegen, und vermutlich war genau das der Grund, warum er es ihr aufgetragen hatte. Sie ließ die Arme wieder sinken und lief durchs Haus zum
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