Was sich liebt, das küsst sich - Gibson, R: Was sich liebt, das küsst sich - Nothing but Trouble
nehmen. Es sein Hirn betäuben zu lassen und sich an einen schönen, angenehmen Ort sinken zu lassen, wo nichts mehr wichtig war.
Er musste an Chelsea und ihr Gespräch über Kontrolle denken und ließ die Pillen wieder in den Behälter purzeln. Er brauchte sie zwar noch als Schmerzmittel, aber in letzter Zeit hatte er sie ziemlich oft nicht wegen der körperlichen Schmerzen genommen. Wenn er nicht aufpasste, würde er sie irgendwann zu sehr mögen.
Er sah Chelsea vor sich, wie sie im kurzen Röckchen Hockey spielte. Wenn er nicht höllisch aufpasste, könnte er irgendwann auch sie zu sehr mögen.
ZWÖLF
Als Bo am Freitagabend von der Arbeit nach Hause kam, gab sie Chelsea eine Visitenkarte, auf der Name und Kontaktdaten eines Medienunternehmens standen, das sämtliche Werbefilme für die Chinooks-Organisation produzierte. Auf der Rückseite hatte sie handschriftlich Namen und Telefonnummer einer Talent-Agentur notiert.
»Ich dachte, das könnte dich interessieren«, meinte Bo. »Meist setzen wir die Spieler für unsere Werbung ein, aber manchmal nehmen wir auch Schauspieler von hier.«
Chelsea inspizierte die Karte und stellte im Internet Nachforschungen über die Agentur an. Je nachdem, wo sie ihre Brust-OP durchführen ließ, würde sich ihr Aufenthalt in Seattle noch ein paar Monate hinziehen, vielleicht sogar noch länger. Sie musste sich überlegen, was sie mit ihrer Zeit anfangen wollte, außer vor der Glotze zu hängen, Nachtclubs unsicher zu machen, Mark Bresslers Fanpost zu beantworten und Termine mit Immobilienmaklerinnen zu vereinbaren. Was hatte sie zu verlieren? Wenn ihr die Talent-Agentur nicht zusagte, wüsste sie es gleich, wenn sie durch die Tür trat. In dem Fall würde sie einfach ihren Lebenslauf nehmen und wieder gehen.
Am Montag rief sie auf dem Weg zur Arbeit dort an und vereinbarte einen Termin für Dienstagnachmittag, weil Mark dann sowieso mit Dereks Training beschäftigt wäre. Eine
Stunde später wechselte sie den Wagen und chauffierte Mark zu der Hausbesichtigung in Bellevue. Die 650 Quadratmeter große Villa am Wasser in Newport Shores hatte in allen Zimmern handverlegten Parkettboden und massive Zier-Eichenbalken. Von den riesigen Fenstern an der Rückseite des Hauses blickte man über einen großen Garten mit einem Pavillon und einem Whirlpool neben dem Schwimmbecken. Zudem verfügte es über eine Bar und einen temperaturgeregelten Weinkeller. Was den Luxusfaktor betraf, stand es auf einer Stufe mit dem Haus, das er gerade bewohnte, und hatte den zusätzlichen Vorteil, eine Million Dollar weniger zu kosten.
Mark stand verloren in der Speisekammer, die etwa so groß war wie Bos gesamte Wohnung, und stellte fest: »Ich brauche kein so großes Haus.«
Chelsea wusste genau, dass sie ihn schon im Vorfeld über die Gesamtquadratmeterzahl informiert hatte.
»Und ich will nicht hinter Gittern wohnen«, setzte er noch einen drauf.
Seine Aversion gegen Gitter hatte er nie erwähnt, aber wenn er sich die Informationen über das Haus angesehen hätte, die sie für ihn ausgedruckt hatte, hätte er das auch vorher gewusst. Als sie das Anwesen wieder verließen, warf sie ihm einen genervten Blick zu und fragte: »Sitzen Sie rum und ersinnen neue Methoden, schwierig zu sein, oder ist das ein natürlicher Reflex? Wie das Atmen?«
Er setzte sich seine verspiegelte Brille auf die Nase. »Ich dachte, ich wäre heute nett.«
»Im Ernst?«
»Ja.« Ein Achselzucken.
Sie schüttelte ungläubig den Kopf. »Ist mir entgangen.« Während der Fahrt zum Zahnarzt achtete sie stärker darauf.
Wenn Nettsein für ihn bedeutete, in unbehaglichem Schweigen neben ihr zu sitzen, dann war er wirklich nett. Doch eine Stunde später auf der Heimfahrt vergeigte er es wieder mit seiner schrecklichen Besserwisserei. Was sie seltsamerweise erholsamer fand als seine Bemühungen, nett zu sein.
»Die Ampel springt gleich auf Rot.«
»Es ist noch Gelb«, widersprach sie und raste über die Kreuzung. »Ich dachte, Sie wollten nett sein.«
»Das kann ich nicht, wenn ich eine Scheißangst habe, ins Jenseits befördert zu werden. Sind Sie auch sicher, dass Sie im Besitz eines gültigen Führerscheins sind?«
»Ja. Ausgestellt vom Staate Kalifornien.«
»Das erklärt alles.«
Im Schutz ihrer Sonnenbrille verdrehte sie die Augen und wechselte das Thema. »Haben Sie Karies?«
»Das war kein normaler Zahnarzttermin. Er wollte bloß meine Implantate überprüfen.«
Mit Zahnimplantaten kannte Chelsea sich aus. Sie
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