Was sich liebt, das küsst sich - Gibson, R: Was sich liebt, das küsst sich - Nothing but Trouble
hätte Chelsea es mit Mark getrieben. Gleich dort auf der Kücheninsel. Da machte
sie sich nichts vor. Er war nicht der Einzige, der an dem Nachmittag den Verstand verloren hatte. Und genauso wenig, wie sie bezweifelte, dass sie es mit ihm getrieben hätte, gab es auch keinen Zweifel, dass es gut gewesen wäre.
Und zwar richtig gut.
So gut, dass sie aus voller Lunge geschrien, an die Himmelspforte geklopft und ihn angefleht hätte, nicht aufzuhören.
Sie wusste nicht, was bis auf sein blendendes Aussehen und seinen heißen Körper so besonders an ihm war. Bis auf das Feuer in seinen Augen und die Berührung seiner geschickten Hände und seines Mundes, die sie alles andere vergessen ließ. Ihre Moral, ihre Pläne, wer sie war und was sie aus ihrem Leben machen wollte.
Sie hatte schon öfter für fantastisch aussehende Männer gearbeitet. Männer, die sie auf dezente und nicht so dezente Weise hatten wissen lassen, dass sie mit ihr ins Bett wollten. Sie war nie in Versuchung geraten. Für sie war sie nur eine Frau gewesen, die sie attraktiv fanden. Ein Körper. Sie hatten nicht sie persönlich gemeint.
Bei Mark war es was anderes. Da lag manchmal etwas in seinem Blick, wenn er sie ansah. Nicht, als wollte er sie, sondern als bräuchte er sie. Es umgab ihn wie ein heißes Magnetfeld, das sie unwiderstehlich anzog und jeden vernünftigen Gedanken auslöschte. Sodass sie nur noch aus empfindlichen Nervenenden und hitzigem Verlangen bestand und alle Vorsicht und ihren gesunden Menschenverstand über Bord warf, genau wie ihre Klamotten, und ihren nackten Körper an seinen pressen wollte. Ihn überall anfassen und seine Berührung spüren wollte.
Ich war immer nur in zwei Sachen gut. Eishockey und Sex ,
hatte er gesagt. Meine Eishockeykarriere ist vorbei. Bleibt nur noch eins, worin ich gut bin.
Sie hatte ihn nie Eishockey spielen sehen, doch sie stellte sich vor, dass sein Ansatz bei beidem derselbe war. Dass er sich derselben sorgfältigen Präzision bediente, um Tore zu erzielen, wie um bei Frauen zu punkten. Er blieb dran und nahm sich Zeit. Übereilte nichts und tat, was nötig war, um ans Ziel zu kommen.
Vor dem Kühlregal im Whole Foods hatte sie sich gefragt, was der Mann tat, um Frauen zum Schreien zu bringen; jetzt wusste sie es. Und jetzt, wo sie es wusste, hatte sie Angst, dass es die reinste Folter würde, die nächsten Tage, verdammt, die nächsten drei Monate durchzustehen.
Die Angst hätte sie sich sparen können, denn am nächsten Tag fiel Mark in sein altes Verhaltensmuster zurück und ignorierte sie. Genau wie am Tag darauf. Im Grunde sprach er in den nächsten Wochen nur richtig mit ihr, wenn sie ihn zu Terminen chauffierte oder ihn durch die Gegend kutschierte, damit er Immobilien besichtigen konnte. Er sah sich so viele Objekte an, dass sie langsam bezweifelte, dass er je fündig würde. Das Haus war entweder zu groß oder zu klein. Gefiel ihm die Raumaufteilung, sagte ihm die Gegend nicht zu oder umgekehrt. Entweder war ihm das Grundstück zu abgelegen oder die Häuser standen zu eng beieinander. Er war das Goldlöckchen der Wohnungssuchenden und konnte nichts finden, das perfekt passte.
Er wurde oft von Freunden abgeholt und verbrachte viel Zeit im Kraftraum oder auf dem Golfplatz gleich hinter seinem Garten. Zu den seltenen Gelegenheiten, wenn er doch mal mit ihr sprach, war er so extrem höflich, dass sie ihn am liebsten auf den Arm geboxt und ihm gesagt hätte, er solle
damit aufhören und sie stattdessen zu einem hirnrissigen Botengang schicken oder ihre Klamotten und ihre Frisur beleidigen.
Stattdessen stellte er ihr Fragen über ungefährliche Themen wie ihre Schauspielerei. Sie erzählte ihm von der Statistenarbeit, die sie für HBO gemacht hatte. Sie war für einen Werbespot-Dreh in einem Seattler Coffeeshop engagiert worden und hatte für die Rolle der Elaine Harper in einer Theaterproduktion von Arsen und Spitzenhäubchen vorgesprochen. Sie bekam die Rolle nicht, was ein bisschen enttäuschend, aber okay war. Das Stück sollte sowieso erst im September Premiere haben, und sie war sich nicht sicher, wie lange sie danach noch in Seattle bliebe.
Absurderweise war es so, dass sie umso mehr auf ihn achtete, je weniger er sie beachtete. Je mehr er sie ignorierte, desto mehr fiel ihr an ihm auf. Zum Beispiel wie er beim Sprechen das O in die Länge zog. Oder dass er, wenn er gereizt war, sein Ja mit langem A zu einem knappen Jă abhackte. Sie nahm den Klang seiner Stimme durch die
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