Was sich liebt das raecht sich - Roman
sie hatte ihr langes dunkelrotes Haar so wild geschüttelt, dass es ihr wirr über die Schultern hing. Sie stemmte die Hände in die Hüften, machte ein beleidigtes Gesicht und fragte sich, weshalb sie keinen tosenden Applaus bekam. Nachdem ihr Judd eröffnet hatte, dass er wieder mal die Absicht hatte, nach Los Angeles zu fliegen, sehnte sie sich verzweifelt nach etwas Aufmerksamkeit.
Elliot legte seinen Romeo-und-Julia -Text zur Seite, klatschte und stieß Martha, die mit leeren Augen in die Ferne starrte, so, als hätte sie dort einen Geist gesehen, unsanft mit dem Ellenbogen an.
»Du bist eine wirklich gute Tänzerin«, erklärte er und hoffte, dass Savannah ihn nicht fragen würde, ob auch ihre Stimme ihm gefiel. Sie war nicht wirklich schlecht, aber, ehrlich gesagt, auch nicht gerade bemerkenswert, und vor allem kein Vergleich zu der von Caities Schwester, von deren Gesang er auf dem Ball der Valentines regelrecht verzaubert worden war.
Martha war zu sehr in ihre eigenen Überlegungen vertieft, um an Savannahs Künsten interessiert zu sein. Mehrmals nacheinander zählte sie die Daten mit den Fingern ab. Nein, sie hatte wirklich recht gehabt, seit zwei Tagen
war ihre Periode überfällig. Was ein kleines Wunder war, weil sie schließlich kaum noch mit Sebastian schlief, aber, wenn sie sich recht entsann, hatte er sich an dem Tag, als Savannah angekommen war, wütend über sie hergemacht. Hätte sie nicht gerade ihre fruchtbare Zeit gehabt, hätte sie ihm rundheraus erklärt, dass er sie in Ruhe lassen sollte, denn schließlich war er den ganzen Nachmittag verschwunden gewesen und hatte sie nach seiner Rückkehr wieder mal behandelt wie den allerletzten Dreck. Er hatte sich über die »widerliche uneheliche Tochter« seines Vaters aufgeregt und seine Tirade mit einer Reihe hässlicher Schimpfwörter aufgepeppt, sodass ihr Zusammensein nicht gerade romantisch ausgefallen war, doch in der Hoffnung, dass sie vielleicht endlich schwanger würde, hatte Martha wild entschlossen mitgemacht.
Vielleicht hatte sie ja darum in den letzten Wochen etwas zugenommen, dachte sie hoffnungsvoll. Vielleicht waren ja nicht die Kekse, sondern die Hormone schuld.
Savannah warf sich neben Elliot ins Gras. »Judd … sorry, Dad führt mich heute zum Mittagessen aus. Er kriecht mir nur aus dem Grund derart in den Arsch, da er schon wieder in die Staaten fliegt und weiß, dass ich deshalb total sauer bin.«
Sie blickte Richtung Himmel und bemerkte die aufziehende dunkle Wolkenwand. Das Wetter hier war schlimmer als zuhause in New York, dachte sie schlecht gelaunt. Zu ihrer Überraschung fehlte ihr ihr Leben dort, aber trotzdem kehrte sie bestimmt niemals dorthin zurück. Sie hatte ein paar Anrufe von ihren Freundinnen bekommen, doch wahrscheinlich einfach deshalb, weil sie hofften, sie lege ein gutes Wort bei ihrem Vater für sie ein. Tja, das könnten sie vergessen. Einige der Mädchen hatten bessere Stimmen als sie, und sie brächte ihre eigene vorteilhafte
Position bestimmt nicht dadurch in Gefahr, dass sie Judd mit der Nase darauf stieß.
Elliot legte seinen Text zur Seite. »Und wohin führt dich Dad zum Essen aus?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. In irgendein schickes Lokal, hat er gesagt.«
Elliot zog die Brauen hoch. Er konnte sich nicht daran erinnern, wann er selbst zum letzten Mal von seinem Vater irgendwohin eingeladen war. Doch es war wohl kaum Savannahs Schuld, dass Judd ihr derart den Vorzug gab. Er überhäufte sie aus freien Stücken mit Geschenken und mit Lob und achtete darauf, dass niemandem aus der Familie verborgen blieb, dass sie sein neuer Liebling war. Elliot fragte sich, was Ace wohl von der ganzen Sache hielt. Wahrscheinlich wäre es ihm vollkommen egal, oder vielleicht war er sogar froh, nicht mehr selbst im Mittelpunkt zu stehen und sein Leben leben zu können, ohne ständig Judds Kritik ausgesetzt zu sein.
Elliot sah Savannah von der Seite an. Mit dem prachtvollen dunkelroten Haar und der sportlichen, geschmeidigen Figur sah sie wirklich fantastisch aus. Auf den ersten Blick war sie sowohl äußerlich als auch charakterlich das genaue Ebenbild von Judd, aber Elliot hatte den Verdacht, dass die Halbschwester nicht halb so dreist und vorlaut war, wie sie ihnen gegenüber immer tat. Zum Beispiel hatte sie sich gleich nach ihrer Ankunft vehement für Martha eingesetzt. Sie verabscheute Tyrannen, und das war zumindest eine durchaus positive Eigenschaft.
»Kennst du eigentlich Darcy
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