Was sich liebt das raecht sich - Roman
blauen Augen an. Allmählich verlor sie die Geduld. Er hatte ihr die Welt versprochen, sich dann aber erst einmal für ein paar Wochen aus dem Staub gemacht, und sie wollte ein paar Dinge mit ihm klären, ehe er sie wieder verließ.
Judd nippte an seinem eiskalten Sancerre und genoss die Atmosphäre in dem teuren Restaurant, das er selber erst seit kurzem kannte, da es ein Geheimtipp war. Vielleicht bildete sich seine Tochter ein, dass sie ihn um den kleinen Finger wickeln konnte, doch in Wahrheit setzte niemand, nicht einmal Savannah, ihn je unter Druck. Schuhe und Klamotten waren eine Sache, geschäftliche Entscheidungen hingegen traf ausschließlich er, wann und wie es ihm gefiel.
Zu Savannahs Glück war er heute allerdings ausnehmend gut gelaunt. Mit den ganzen Künstlern, die er in der letzten Zeit unter Vertrag genommen hatte, würde Jett wahrscheinlich jede Menge Kohle machen, und mit Shamrock würde es unter der Führung eines strauchelnden,
paranoiden Lochlin langsam, aber sicher den Bach hinuntergehen.
»Ich denke, wir sollten sämtliche wichtigen Leute zu einer Art offenem Abend einladen«, erklärte er abrupt. »Ich habe ein paar Songs für dich, die du einstudieren wirst, und dann werde ich dich hier bekannt machen, bevor es in die Staaten geht.« Ohne Savannah zu fragen, gab er die Dessertkarte zurück und bestellte zwei Tassen schwarzen Kaffee.
»Vielleicht hätte ich ja was gewollt«, schnauzte sie ihn an. Sie hasste es, wenn Judd über sie bestimmte, als wäre sie ein kleines Kind. Manchmal konnte er wirklich ein unglaubliches Arschloch sein.
Judd lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Pech für dich. Du musst langsam anfangen, auf dein Aussehen zu achten. Fettklöße verkaufen nämlich keine CDs.« Er warf einen Blick auf seine Rolex und versuchte gar nicht erst, vor Savannah zu verbergen, dass er mit seiner Geduld am Ende war. Seltsamerweise hatte Darcy ein paar Tage freigenommen und schien sich tatsächlich einzubilden, sie würden sich nicht noch einmal sehen, bevor er wieder in die Staaten flöge, aber da hatte sie sich eindeutig geirrt.
Dann konzentrierte er sich wieder auf Savannah und wollte von ihr wissen: »Weshalb haben dir Darcys Ideen nicht gefallen?«
»Weil sie eine blöde Ziege ist«, gab Savannah ungerührt zurück. Ihren schwarzen Kaffee ließ sie stehen, denn sie hatte ihn schließlich nicht bestellt. »Sie meinte, ich bräuchte einen tougheren Look, doch so sehe ich einfach besser aus, und sie hat sich geschnitten, falls sie denkt, dass sie mich mit schwarzen Fingernägeln und gespenstischem Make-up zu einem verdammten Gothic machen kann.« Sie presste die Lippen aufeinander wie ein trotziges kleines Kind.
Judds Augen fingen an zu blitzen. Er würde es der Frau nicht durchgehen lassen, dass Savannah ihretwegen unglücklich gewesen war. Es machte ihm eine perverse Freude, sie mit irgendeiner Arbeit zu betrauen und danach ihre Ideen in aller Öffentlichkeit herabzuwürdigen. Denn sie war wirklich smart, aber manchmal einfach viel zu überzeugt von sich, und es bereitete ihm endloses Vergnügen, ihr sowohl im Schlafzimmer als auch im Sitzungssaal deutlich zu verstehen zu geben, was für eine Null sie war. Mit einem Mal bemerkte er die säuerliche Miene seiner Tochter, die darauf zu warten schien, dass er wieder auf ihr eigentliches Thema kam. »Außerdem möchte ich dich als Kontrastnummer zu einer anderen Sängerin, an der ich Interesse habe. Sie heißt Iris Maguire.«
Savannah riss die Augen auf, sagte jedoch nichts. Sie wusste, wer Iris Maguire war, weil Elliot ein heimlicher Freund von deren kleiner Schwester Caitie war. Nach allem, was sie über sie gehört hatte, sang Iris wie Mariah Carey oder Beyoncé, und Savannah war sich nicht ganz sicher, ob die Qualität ihres Gesangs dieselbe war. Sie war selbstbewusst und ehrgeizig genug, um die Energieversorgung von ganz London während eines Stromausfalls aufrechtzuerhalten, aber sie wusste auch, wo sie an ihre Grenzen stieß.
»Sie ist augenblicklich in L.A. und nimmt dort Gesangsstunden bei Pia Jordan.« Judd biss die Zähne aufeinander und stellte seine Kaffeetasse auf den Tisch zurück.
Er war außer sich vor Zorn gewesen, als ihm Pia deutlich zu verstehen gegeben hatte, dass die Stimme seiner Tochter Durchschnitt war. Wie konnte sie es wagen, sein Urteil in Zweifel zu ziehen? Dieses verdammte dumme Weib hatte ganz einfach kein Benimm. »Iris hat bald einen großen Auftritt, und ich denke, wir bringen deine erste
CD
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