Was sich liebt das raecht sich - Roman
gegenüber völlig ehrlich war.
Zitternd setzte sich Tavvy auf sein Bett. »Dann hat sie dich also verführt und dich anschließend in der Arbeit angeschwärzt?«
»So könnte man es formulieren«, gab Shay schulterzuckend zu. Der lässige Ton, in dem er sprach, stand in deutlichem Kontrast zu dem, was er empfand. In Wahrheit machte ihn Darcys Verhalten derart wütend, dass er beinahe den Verstand verlor. Er hatte sich allen Ernstes eingebildet, er hätte seine Traumfrau kennengelernt, nur dass Darcy einer von Judds Lakaien war und einfach getan hatte, was ihr von ihm befohlen worden war. Sie empfand nicht das Mindeste für ihn, das stand fest. Darcy hatte eindeutig ihren Beruf verfehlt, denn sie wäre eine glänzende Schauspielerin geworden, dachte er erbost.
Tavvy blinzelte. »Und das hat sie getan, weil sie Judds Geliebte ist? Du sagst, das wäre alles Teil von irgendeinem hundsgemeinen Plan, da Judd Lochlin fertigmachen will?«
»Ich habe keine Ahnung.« Shay raufte sich das Haar. »Das Wichtigste für mich ist jetzt, dass ich nach vorne blicke und mein Leben wieder auf die Reihe kriege. Und genau darüber wollte ich mit dir reden.«
Hinter Tavvys Lidern brannten Tränen des Zorns. »Aber … aber das ist einfach schrecklich«, fiel sie ihrem Sohn ins Wort. »Das ist typisch Judd. Es beweist, dass dein Vater zu Recht in Sorge ist und dass Judd es nicht nur auf
ihn, sondern auf uns alle abgesehen hat.« Sie erschauderte. »Was ist mit Iris in L. A.?«
Shay packte ihre Schultern. »Du übertreibst«, schalt er sie sanft und atmete tief ein. »All das hat mir klargemacht, dass ich endlich auf meinen eigenen Beinen stehen muss. Was, solange ich zuhause wohne, schwierig ist.«
Tavvy hob ruckartig den Kopf. »Was? Willst du etwa ausziehen?«
Shay knabberte an seiner Unterlippe und bedachte sie mit einem unglücklichen Blick. »Ich habe keine andere Wahl. Weil ich endlich die Verantwortung für mich selber übernehmen muss. Dad will mich nicht bei Shamrock haben, und jetzt bin ich auch noch den Job bei der Zeitschrift los. Robin hat ein freies Zimmer, das ich haben kann, um in Ruhe über alles nachzudenken und zu sehen, wie es für mich weitergehen soll.«
»Das kannst du dir doch auch zuhause überlegen«, warf Tavvy mit flehentlicher Stimme ein. »Du solltest jetzt nicht allein sein! Und wie willst du ohne Job die Miete zahlen?«
Shay verschränkte abwehrend die Arme vor der Brust. »Ich habe noch ein paar Ersparnisse, nicht viel, aber fürs Erste reicht’s. Die meisten Leute in meinem Alter haben eine eigene Wohnung, und solange ich euch auf der Tasche liege, brauche ich mich nicht zu wundern, wenn Dad denkt, ich wäre noch ein Kind.« Und genau wie Lochlin war auch Darcy mit ihm umgegangen wie mit einem dummen kleinen Jungen, dachte er. Er war überzeugt gewesen, dass auch sie etwas für ihn empfand. Seiner Meinung nach hatte es zwischen ihnen gefunkt, hatte sich etwas Romantisches und Sinnliches, etwas Echtes zwischen ihnen angebahnt. Bis er unten an der Rezeption herausgefunden hatte, wer sie war, war er davon überzeugt gewesen, dass sie für ihn die Frau fürs Leben war.
Mit einem Mal fiel Tavvys Blick auf die ordentlichen Kleiderstapel auf dem Bett. »O mein Gott. Du ziehst tasächlich aus.« Tränen strömten über ihr Gesicht. Doch auch wenn sie den Gedanken, dass ihr Sohn nicht mehr bei ihnen leben würde, kaum ertrug, konnte sie durchaus verstehen, dass er das Bedürfnis hatte, endlich selbstständig zu sein, und vor allem war ihr klar, dass sein Ego durch die Dinge, die geschehen waren, angeschlagen war. Dann aber kam ihr eine fantastische Idee. »Du könntest doch ins Bluebell Cottage ziehen! Wenn du wieder einen Job hast, kannst du Miete dafür zahlen oder das Haus ein bisschen renovieren, wenn dir das so wichtig ist.«
Shay fing an, den Kopf zu schütteln, dachte allerdings kurz nach. Das zu Pembleton gehörende, am Waldrand gelegene Bluebell Cottage war ein winzig kleines, halb verfallenes Häuschen, über dessen Schwelle schon seit Jahren kein Handwerker mehr getreten war. »Ich könnte es an den Wochenenden renovieren, dann hätte ich wenigstens etwas für mich allein. Doch ich würde gerne Miete zahlen, sobald ich mir das leisten kann. Danke, Mum, der Vorschlag ist wirklich gut.«
Tavvy seufzte erleichtert auf. Wenn Shay ins Bluebell Cottage zöge, hätte sie zumindest das Gefühl, dass er auch weiter ein Teil von ihrem Leben war.
Plötzlich streckte Lochlin seinen wild zerzausten
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