Was sich liebt das raecht sich - Roman
Vielleicht hatte sie Angst vor ihm, doch das war auch das einzige Gefühl, das sie mit ihm verband. Und das tat weh. Es kratzte an seinem Ego, und er hatte keine Ahnung, wie am besten damit umzugehen war.
Er zwang Darcy, sich mit ihm zusammen umzudrehen, als Savannah wieder auf die Bühne kam. Jetzt hatte das Mädchen schwarze Jeans und eine schwarze Lederjacke an, erschien ruhig und gefasst und trug die von Darcy ausgewählte Ballade fehlerlos mit starker, melodiöser Stimme vor. So gut hatte Savannah nie zuvor gesungen, merkte er. Durch den wogenden roten Nebel vor seinen Augen nahm er wahr, dass ihre Darbietung bescheiden, klassisch und hundertmal besser als bei ihrem ersten Auftritt war. Die Routine, die Savannah im Verlauf der letzten Zeit entwickelt hatte, hatte sie ausschließlich Darcy zu verdanken, doch aus irgendeinem Grund rief diese Erkenntnis einen derartigen Zorn in seinem Inneren wach, dass er sich fühlte wie ein brodelnder Vulkan.
Als die Leute nach Ende des zweiten Liedes anerkennend applaudierten, zerrte er Darcy hinter sich her bis auf
die Straße, winkte ein Taxi heran, warf sie, ohne auf ihre gestammelten Fragen einzugehen, unsanft auf den Rücksitz, nannte die Adresse ihres Hauses, stieß sie in den Lift und schubste sie rüde durch die Wohnungstür.
»Das mit Shay Maguire tut mir leid«, setzte sie zitternd an. »Ich wusste nicht, dass er heute Abend dort sein würde … ich habe ihn nicht eingeladen. Wahrscheinlich hat sein neuer Arbeitgeber ihn geschickt, aber ich habe keine Ahnung, wer das ist. Soll ich es herausfinden? Er wollte es mir nicht sagen … er hasst mich …«
»Du redest wirres Zeug«, fiel Judd ihr ins Wort. »Und was noch schlimmer ist, du langweilst mich.« Er trat drohend auf sie zu. »Du hast keine Ahnung, was du gemacht hast, stimmt’s?«
Darcy schüttelte in Todesangst den Kopf.
Er stieß ein grausames Lachen aus. »Das hätte ich auch nicht gedacht. Lass es mich dir erklären. Keine Frau, die mit mir schläft, verliebt sich in einen anderen, kapiert?«
»Ich habe mich nicht … weshalb solltest du … wer in aller Welt …«
»Du weißt es wirklich nicht, nicht wahr?«, stichelte er. »Arme Darcy, du bist derart im Arsch und so verloren, dass du nicht mal weißt, dass du Shay Maguire liebst.«
Sie blinzelte verwirrt.
»Wenn es nicht so verdammt traurig wäre, wäre es wirklich rührend«, schnaubte er verächtlich, und sie rang nach Luft.
Darüber regte sich Judd so auf? War es wirklich möglich, dass er sauer war, weil er dachte, sie hätte sich in jemand anderen verliebt?
Seelenruhig zog er seine Armani-Anzugjacke aus, hängte sie über die Rückenlehne eines Stuhls und rollte die Ärmel des mit seinem Monogramm bestickten Hemdes
hoch, das von seinem Schneider in der Jermyn Street speziell für ihn angefertigt worden war.
Panisch stolperte Darcy rückwärts. Ihre Nerven waren zum Zerreißen angespannt, und mit wild klopfendem Herzen sah sie zu, wie Judd lässig seine Uhr abnahm.
Er lachte freudlos auf. »Höchste Zeit, dass dir jemand eine Lektion erteilt.«
Damit trat er auf sie zu und drosch mit seinen Fäusten auf sie ein, bis sie besinnungslos vor ihm auf dem Boden lag.
Lexi rutschte unbehaglich hin und her, versuchte, Sebastians Tacker unter ihrer linken Pobacke hervorzuziehen, und stieß einen leisen Seufzer aus, als er sie linkisch nahm. Seit sie sich nicht mehr bei ihm zuhause treffen konnten, gingen sie in sein Büro. Doch mit schokoladeverschmierten Brüsten bäuchlings auf seinem Schreibtisch zu liegen, während ein Stuhl unter der Türklinke klemmte, damit niemand überraschend den Raum betrat, war weder glamourös noch aufregend. Jetzt konnte sie nur noch hoffen, dass Sebastian Martha fallen lassen würde, damit sie in den Genuss all der Milliarden käme, die Sebastian erben würde, nachdem sein Daddy irgendwann ins Gras gebissen hätte.
Sie schlang ihre gebräunten Beine und die hochhackigen Guccis um Sebastians bleichen Rücken, hatte aber plötzlich leichte Schuldgefühle gegenüber ihrem Mann. Leo war ein wirklich netter Kerl, amüsant, ein toller Liebhaber und echter Gentleman, nur eben bei weitem nicht so gut betucht wie die Familie Harrington.
Sie stieß einen Oscar-verdächtigen Lustschrei aus, tat, als ob sie käme, wand sich auf den Papierstapeln, die auf dem Schreibtisch lagen, und konnte dabei nur hoffen, dass sie sich nicht an einem der Blätter schnitt. Von dem Geruch
der Schokolade wurde ihr ein bisschen schlecht, und
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