Was sich liebt das raecht sich - Roman
für mich ausgegeben hast.« Sie machte eine Pause und atmete erneut tief ein.
Judd packte ihr Handgelenk. »Vergiss nicht, mit wem du sprichst«, fauchte er.
»Wie könnte ich das wohl vergessen? Schließlich erinnerst du mich pausenlos daran.« Sie entriss ihm ihren Arm und rieb sich die rote Haut. Das würde sie ihm nie vergessen, nie! »Du bist ein verdammtes Arschloch, und ich wünschte, ich wäre dir nie begegnet!« Schluchzend rannte sie davon.
Darcy starrte Savannah hinterher. Wie hatte Judd das Mädchen nur so fertigmachen können? Sicher, sie konnte einem furchtbar auf die Nerven gehen, aber dass er sie wie eine totale Versagerin behandelte, hatte sie eindeutig nicht verdient. Jede Menge großer Künstler hatten auch mal schlechte Tage, was aber noch lange nicht das Ende ihrer Karriere war.
»Und du «, zischte Judd sie wütend an. »Das ist alles deine Schuld. Du solltest dich um Savannahs Karriere kümmern, als ich in den Staaten war, doch als ich wiederkam, habt ihr beide euch gestritten wie zwei verdammte Kleinkinder. Wie konntest du sie auftreten lassen, obwohl sie ganz eindeutig noch nicht so weit war?«
Darcy biss sich so kräftig auf die Lippe, dass sie Blut schmeckte. Aber statt Judd mit Kraftausdrücken zu belegen, wurde sie, als sie seinen hasserfüllten Blick bemerkte, kreidebleich. Sie hatte sich immer als starke, erfolgreiche Frau gesehen, die wusste, was sie wollte. Im Verlauf der Monate hatte der Kerl sie allerdings kleingekriegt. Er brüskierte sie beruflich bei jeder sich bietenden Gelegenheit, und auch im Bett genoss er es, sie zu erniedrigen. Darcy konnte nicht verstehen, dass sie je von diesem Typen angezogen worden war.
Wortlos stapfte sie davon, denn sie brauchte dringend frische Luft, traf dann aber eine spontane Entscheidung, als sie unterwegs mit Heidi zusammenstieß. »Im Kofferraum von meinem Wagen liegen noch eine schwarze Jeans und ein paar megaschicke Tops. Würden Sie mir die wohl bitte holen?« Sie drückte der anderen Frau die Schlüssel in die Hand. »Ich denke, Savannah braucht ein anderes Image, wenn sie auch nur noch die geringste Chance bei den Wölfen da draußen haben will.«
Heidi wollte ihr erklären, dass sie sich diesen Auftrag in die Haare schmieren könnte, dann aber sah sie Darcys eingefallenes Gesicht und nickte mit dem Kopf. »Ich werde die Sachen holen. Wird sie die Ballade singen, die Sie ihr vorgeschlagen haben?«
Darcy zuckte mit den Schultern. »Ich hoffe es. Und danach kommt diese vampmäßige Nummer, und wenn sie diese beiden Lieder hinbekommt, hat sie vielleicht noch eine Chance.« Sie nickte Heidi dankbar zu, und plötzlich wurde ihr bewusst, dass es vollkommen sinnlos war, einen Krieg mit solchen Frauen anzufangen. Das war weder angebracht noch klug, und alles, was es einem einbrachte, war ein Gefühl von Einsamkeit und Ausgestoßensein.
Dann gesellte sie sich zu den Journalisten und erkannte,
dass Savannahs erster Auftritt geradezu katastrophal gewesen war.
»Sollte das ein Witz sein?«, fragte der Redakteur einer der angesehensten Musikzeitschriften Englands. »Mir wurde erzählt, dieses Mädchen wäre eine ernsthafte Konkurrenz für die brillante Iris Maguire, doch das ist ja wohl einfach lächerlich.«
»Das ist es nicht«, versicherte Darcy ihm. »Ich kann verstehen, weswegen Sie das denken. Aber geben Sie Savannah eine Chance. Mit ihrem nächsten Lied wird sie beweisen, was sie kann.«
»Das kann ich nur für sie hoffen«, erklärte der Redakteur in ungnädigem Ton. »Sonst werde ich nämlich wie wahrscheinlich auch die meisten anderen gehen.«
Um den Schaden zu begrenzen, arbeitete sich Darcy unermüdlich weiter durch den Raum. Judd war ihr scheißegal, Jett hingegen lag ihr am Herzen, und Savannah hatte eine zweite Chance verdient.
»Möchten Sie vielleicht ein Glas Champagner?«, fragte sie einen breitschultrigen Mann, der mit dem Rücken zu ihr stand, brachte aber, als er sich zu ihr umdrehte, kein Wort mehr heraus.
»Hallo, Shay«, murmelte sie. Sein dunkles Haar war kürzer als bei ihrem Zusammensein in dem Hotel, doch seine grünen Augen mit den langen rabenschwarzen Wimpern waren noch genau wie in ihrer Erinnerung. Trotzdem riss sie sich zusammen, denn der feindselige Blick, mit dem er sie bedachte, hüllte sie in eine Wolke der Verbitterung, die sie beinahe zu schmecken schien.
»Oh, du weißt noch, wie ich heiße? Wow, ich bin geschmeichelt«, stellte er sarkastisch fest, obwohl es ihn erschütterte, wie dünn sie
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