Was sich liebt das raecht sich - Roman
hörte, wie ihr unglücklicher Liebhaber mit weinerlicher Stimme in sein Handy sprach.
»Ich vermisse dich, Liebling«, sagte er und klang trotz seines fortgeschrittenen Alters wie ein jämmerlicher Teenager. »Dich und den kleinen Horatio. Nur habe ich diese wirklich wichtige Geschäftsbesprechung und kann unmöglich hier weg.« Pause, dann: »Horatio, mein kleiner Prinz! Wer ist Daddys Lieblingsjunge? Oh, nicht weinen, mein tapferer Soldat, du machst Daddy furchtbar traurig …«
Darcy verzog verächtlich das Gesicht und hätte beinahe ihren kostbaren Champagner wieder ausgespuckt. Es ist so was von vorbei, überlegte sie und wusste, dass diese Entscheidung bereits vor geraumer Zeit gefallen war. Gott, was für ein fürchterlicher Heuchler Darren war. Geschäftsbesprechung , hahaha …
Darcy zog den Morgenmantel wieder aus und ihren schwarzen Spitzentanga von La Perla an. Sie fragte sich, ob Darrens Frau wohl wusste, dass es bei dieser Geschäftsbesprechung um ein Essen in dem superteuren neuen Restaurant des berühmten Fernsehkochs und danach um einen dreistündigen Sex-Marathon in einer Suite eines der besten Londoner Hotels gegangen war – in der man für eine Nacht genauso viel bezahlte wie eine vierköpfige Familie für einen einwöchigen Trip nach Disneyland.
Verheiratete Männer waren alle gleich, dachte sie erbost. Sie wollten ihren Spaß und zugleich die treu sorgende Ehefrau daheim, doch davon, wie weit die Kerle gingen, um ihre Affären zu vertuschen, war sie einfach immer wieder überrascht.
Aber jetzt hatte sie endgültig genug. Mit zusammengekniffenem Mund machte sie sich auf die Jagd nach ihrem BH. Ihr Verhältnis mit Darren war ein für alle Mal vorbei, und es war allerhöchste Zeit, dass sie aus seinem Leben – und aus ihrem blöden Job – verschwand. Sie gab die Hoffnung auf, ihren Büstenhalter noch zu finden, und während sie den Verlust eines derart exklusiven Stücks betrauerte, schob sie ihre Arme in das dunkelblaue Kleid von Diane von Fürstenburg und band es in Höhe ihrer schmalen Taille zu. Natürlich hatte sie gewusst, dass Darren verheiratet war, doch das war nicht ihr Problem. Sie war eine intelligente, erfolgreiche PR-Beraterin von Anfang dreißig mit einer fantastischen Wohnung in Kensington, die mit reichen, mächtigen Männern ausging und bereits mit einer Vielzahl dieser Typen auch ins Bett gestiegen war. Es ging sie nichts an, dass die von ihr gewählten Partner fast immer gebunden waren, sie war eine ungebundene Frau und konnte ohne jede Reue jeden anbaggern, der ihr gefiel.
Und genauso wollte sie es haben, dachte sie und schob dabei die Füße in die dunkelblauen High Heels. Kurz und amüsant, und wenn der Spaß vorüber war, kehrte der jeweilige Mann verjüngt und mit im wahrsten Sinn des Wortes eingezogenem Schwanz zu seiner ahnungslosen Frau zurück.
Darren kam aus dem Badezimmer und war überrascht, dass sie sich wieder angezogen hatte. »Wo willst du hin?«, wollte er von ihr wissen. Seine treuherzige Miene wurde grimmig, als sie das geschmackvolle Cartier-Collier, das ein Geschenk von ihm gewesen war, in ihre Tasche gleiten ließ.
»Ich gehe. Fahr du heim zu deiner Frau«, riet sie ihm knapp und drehte ihr langes zimtfarbenes Haar zu einem eleganten Knoten auf. »Und zu deinem Sohn.« Sie
schminkte sich noch schnell und merkte, dass Darrens Gesicht so rot wie ihr Lippenstift geworden war.
»Das … das kannst du doch nicht machen«, stammelte er verwirrt. Obwohl ihre Beziehung eindeutig am Ende war, fielen ihm auch jetzt noch Darcys wunderbarer Körper in dem teuren Kleid, ihre makellosen Züge und die frisch aufgesteckten Haare auf. Sie war draufgängerisch, aber zugleich unglaublich feminin – eindeutig kein Vergleich zu seiner langweiligen Frau. »Ich habe die Suite die ganze Nacht gebucht … und meiner Frau gesagt, dass ich nicht vor morgen Mittag kommen kann …«
»Tut mir leid, Darren, doch das ist nicht mein Problem.« Sie sah ihn mit hochgezogenen Brauen an. »Wirklich, vielleicht solltest du ihr sagen, dass du dir gern wie ein kleiner Rotzbengel den Allerwertesten versohlen lässt, dann bräuchtest du zu keiner anderen zu gehen.«
Er schnappte wie ein Fisch an Land nach Luft und trat entschlossen auf sie zu, sie bedachte ihn allerdings mit einem derart kalten Blick, dass er sofort wieder stehen blieb.
»Und bevor du es wagst, mich an die Luft zu setzen … ich kündige.« Sie stieß einen resignierten Seufzer aus, denn die Etikette für das
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