Was sich liebt das raecht sich - Roman
Ende von Affären mit angesehenen Männern, die einen Ruf zu wahren hatten, war ihr hinlänglich bekannt. »Und ich gebe dir mein Wort, dass niemals jemand etwas von unserer außerberuflichen Beziehung erfahren wird, also keine Angst.«
Froh, dass es vorüber war, marschierte sie zum Lift. Die Affäre und der Sex waren langweilig geworden, und die Rolle, die sie in dem Unternehmen hatte spielen dürfen, brachte keinen echten Schwung in ihren Lebenslauf. People Records war ein kleiner Fisch, und auch wenn ihr Job zu Beginn durchaus interessant gewesen war, war es allmählich Zeit, ihre beachtlichen Fähigkeiten
noch einmal woanders auf die Probe zu stellen, überlegte sie.
Die Spiegelwand im Fahrstuhl zeigte ihr, dass eine ihrer vollen cremefarbenen Brüste halb aus ihrem Kleid herausgequollen war, und lässig rückte sie ihr Oberteil zurecht.
Gott, weshalb in aller Welt war es nur derart schwer, einen starken, erfolgreichen Mann zu finden, der nicht seine Zeit damit vergeudete, die Entscheidungen, die er getroffen hatte, zu bereuen, oder sich für sein Benehmen zu entschuldigen? Wahrscheinlich suchte sie nach einem Mann, der ihrem Vater ähnlich war. Himmel, was würden wohl Freudianer dazu sagen? Ihr Vater war ein attraktiver, erfolgreicher Geschäftsmann und eine Autoritätsfigur gewesen. Wenn sie ehrlich war, hatte sie immer eine Heidenangst vor ihm gehabt, ihn aber gleichzeitig vollkommen idealisiert. Zumindest hatte er ihr, anders als die Mutter, der sie vollkommen egal gewesen war, Aufmerksamkeit geschenkt.
Darcy drückte ungeduldig auf den Knopf des Lifts. Ihr Vater hatte in ihr das Verlangen nach Unabhängigkeit geweckt, und im Alter von sechzehn Jahren, nachdem er plötzlich an einem Herzinfarkt gestorben war, hatte sie das Heim ihrer Familie verlassen und jeden Kontakt mit ihrer Mutter abgebrochen, die nie für sie da gewesen war. Darcy hatte beschlossen, nie eine bedürftige Hausfrau zu werden, die daheim bei den Kindern saß, und zu Ehren ihres Vaters alles darangesetzt, möglichst erfolgreich und unabhängig zu sein. Sie sah fantastisch aus, benahm sich aber bei der Arbeit und im Bett eher wie ein Mann. Das hatte ihr einen Ruf als Mannweib eingetragen, doch sie trug den Titel voller Stolz.
Nur nachts, wenn sie allein im Bett lag, wurde hin und wieder ihr Gewissen wach, und sie fragte sich, weswegen
ihre Mutter immer derart still gewesen und warum sie jedes Mal erschrocken war, sobald ihr Vater in den Raum gekommen war. Allerdings hatte sie schon vor langer Zeit gelernt, diese unguten Gedanken einfach abzuschütteln, statt sie näher zu ergründen, und da sie seit der Beerdigung des Vaters nicht mehr mit der Mutter sprach, fiel ihr das auch nicht weiter schwer.
Darcys Augen fingen an zu blitzen, als sie auf ihrem Blackberry eine Notiz über ein neues Unternehmen las. Die gesamte Branche spekulierte wild über den Jett Musikverlag. Sie klopfte sich nachdenklich gegen das Kinn und kam zu dem Ergebnis, dass sie noch ein wenig warten würde, ehe sie Lochlin Maguire eine endgültige Antwort gab.
Zwei Fettklöße in schlecht sitzenden Anzügen bewunderten mit großen Augen ihre straff gespannten Nippel, doch als sie den Lift verließ, löschte sie das Feuer dieser Lüstlinge mit einem Blick, der sie vor Kälte zittern ließ. Die beiden waren weder attraktiv noch reich genug, um ihre Zeit mit ihnen zu vergeuden, aber da sie wusste, dass es schwierig war, um diese Tageszeit ein Taxi zu bekommen, gönnte sie dem Türsteher einen diskreten Blick auf ihre wunderbaren unverpackten Brüste und sah ihn mit einem derart breiten Lächeln an, dass er, während sich die Hose seiner Uniform für jeden sichtbar ausbeulte, vernehmlich mit den Fingern schnipste, bis ein Taxi direkt vor ihr hielt.
Darcy nahm im Fond des Wagens Platz und las noch einmal die Notiz über den Jett Musikverlag. Irgendwas an diesem neuen Laden weckte ihr berufliches Interesse, und die Vorstellung, bald einen neuen, aufregenden Weg zu gehen, rief eine fast sinnliche Erregung in ihr hervor. Sie rutschte leicht auf ihrem Sitz herum, spürte ein Pochen zwischen ihren Schenkeln, wie es von dem langweiligen
Darren nie hervorgerufen worden war, und grinste fröhlich vor sich hin.
Tavvy Maguire fuhr zusammen, weil ihr der beißend kalte Wind die Haare ins Gesicht peitschte. In Stiefeln aus künstlichem Leopardenfell aus ihrer Zeit als Popstar, einer Wollstrumpfhose sowie einem alten schwarzen Pullover von Lochlin, der ihr bis zu den Knien ging,
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