Was sich liebt das raecht sich - Roman
ein paar Mädchen ihre billigen Bleistiftröcke und Blusen gegen farbenfrohe Bikinis ausgetauscht, und ein paar der jungen Dinger lagen sogar einfach
in ihren Dessous im Gras. Vor einer Kneipe hatten die Männer ihre Krawatten abgelegt, um beim Genuss des Feierabendbiers nicht eingeengt zu sein, und die Frauen tranken kühlen Pinot Grigio und tauschten gut gelaunt die neuesten Klatschgeschichten aus.
Das Leben war doch einfach schön, stellte er zufrieden fest. Die Tatsache, dass er die Frauen in seinem Leben momentan nicht ganz unter Kontrolle hatte, wurde durch den Herzinfarkt seines größten Feindes mehr als wettgemacht. Jetzt würde er auch die anderen Bereiche seines Lebens wieder in Ordnung bringen, denn jetzt war er wieder motiviert.
Gut gelaunt drückte Judd auf den Knopf der Gegensprechanlage und trug Heidi fröhlich auf, Darcy per Kurier die fristlose Kündigung zu schicken. »Offenbar hat sie die Klausel übersehen, der zufolge ich sie rauswerfen kann, wenn sie der Arbeit länger als eine Woche fernbleibt«, stellte er zufrieden fest, und fügte, ohne auf Heidis empörtes Schnauben einzugehen, hinzu: »Und Sebastian bekommt eine förmliche Abmahnung von mir.«
»Sebastian, Ihr Sohn?«, stammelte die Frau.
Judd machte ein grimmiges Gesicht. »Richtig, Heidi, mein nichtsnutziger Sohn, der sein übertriebenes Gehalt ganz sicher nicht verdient. Am liebsten würde ich ihm nur den Mindestlohn bezahlen, aber ich glaube, dass das rechtlich etwas schwierig ist.« Er dachte kurz nach, und dann fingen seine Augen an zu leuchten. »Perfekt. Streichen Sie ihm seinen geradezu empörend hohen Bonus«, wies er seine Assistentin herzlos an. »Sagen Sie ihm, seine bisherigen Leistungen hätten mich nicht befriedigt und dass er, wenn er darüber reden möchte, einen Termin mit mir ausmachen soll.« Er drehte sich erneut mit seinem Sessel und plante in Gedanken schon den nächsten Mord.
Flüchtig überlegte er, ob er vielleicht herausfinden sollte, was Elliot täglich nach der Schule trieb. All die Erzählungen vom Fußballspielen klangen irgendwie nicht echt. Doch von seinem Büro aus konnte er nichts tun, deshalb ginge er der Sache einfach später nach. Jetzt wählte er die Nummer seines zweiten Sohns und freute sich, als der sofort beim ersten Klingeln an sein Handy kam.
»Was ist los, Dad?«, wisperte Ace.
»Hast du das von Lochlin gehört?«
Es folgte eine kurze Pause. »Von Iris’ Vater? Nein. Was hätte ich hören sollen? Ist etwas passiert?«
Judd fragte sich fasziniert, weshalb Iris noch nicht wusste, was geschehen war. Er beschloss, Ace nichts von Lochlins Herzinfarkt zu sagen. Denn dann bekäme Iris sicher Schuldgefühle, weil sie in der letzten Zeit nicht zu erreichen gewesen war; und vor allem wollte er ihr nicht die Überraschung nehmen, wenn sie nächstes Mal mit jemandem von der Familie sprach.
»Oh, nichts Wichtiges«, erwiderte er gut gelaunt. »Wie laufen die Dinge bei dir?«
»Gut, gut«, gab Ace ausweichend zurück. »Aber jetzt muss ich wieder auflegen.«
Judd beugte sich vor. »Nicht so schnell. Ich habe eine Presseerklärung gegenüber einer Zeitschrift abgegeben, dass Iris einen Vertrag mit meiner Firma unterschreibt.«
»Du hast was?«
War der Junge vielleicht krank? Er hatte eine raue Stimme und plapperte alles, was Judd sagte, nach, als wäre er ein Papagei. »Du hast gesagt, sie wäre damit einverstanden, einen Vertrag zu unterschreiben – das hat sie doch wohl getan, oder etwa nicht?«
»S-so in etwa«, stotterte Ace. »Z-zumindest haben wir darüber gesprochen, und ich bin mir sicher, dass ich sie früher oder später dazu überreden kann.«
Judd war derart erbost, dass er beinahe den Hörer hätte fallen lassen. »Willst du damit etwa sagen, dass du mich angelogen hast?« Seine Stimme klang gefährlich ruhig, und als Ace ihm keine Antwort gab, dachte er eilig nach. Es konnte nicht viele Gründe geben, weshalb er von dem Jungen wegen des Vertrags belogen worden war. Entweder hatte er Iris noch gar nicht auf das Thema angesprochen und versuchte, Zeit zu schinden, oder – und das war wahrscheinlicher – er hatte sich trotz eindringlicher Warnungen, sein Herz nicht an eine Maguire zu verlieren, tatsächlich in die junge Frau verliebt.
Judd trommelte mit seinen Fingern auf den Schreibtisch und ging in Gedanken seine Möglichkeiten durch. Falls sich Ace tatsächlich in Iris verliebt hatte, brächte er ihn am liebsten eigenhändig um. Aber was würde er dadurch erreichen? Und
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