Was sich liebt das raecht sich - Roman
fuhr sie fort. »Gott weiß, was ich damals in ihm sah … doch er kann unglaublich überzeugend und sehr charismatisch sein, wenn er will. Bald schon wurde mir bewusst, was für ein Tyrann er war, und um mich zu halten, hat er mich mit Drogen vollgepumpt. «
Shay holte vernehmlich Luft. »Himmel, kein Wunder, dass Dad immer derart Angst um Iris hatte.«
»Allerdings. Ich fürchte, ich habe kein besonders gutes Beispiel abgegeben, worunter die arme Iris jahrelang gelitten hat.« Lustlos rieb Tavvy die Mascaraflecken von ihren Fingern ab. »Ich fing an, mich auf diesen Partys mit Champagner volllaufen zu lassen, dann kam noch ein bisschen Gras dazu, und als es mit meiner Karriere richtig losging und alles der totale Wahnsinn war, hat mich Judd mit Kokain bekannt gemacht.« Der Blick aus ihren bernsteinfarbenen Augen wurde trüb. »Er hat mich mit dem Zeug versorgt, und ich wurde total abhängig von ihm. Ich schätze, das war seine Art, mich zu kontrollieren. Versteh mich nicht falsch, ich glaube, er hat mich geliebt, aber er hatte eine solche Angst davor, ich könnte ihn verlassen, dass er mich an einer möglichst kurzen Leine gehalten hat. Erst als ich deinen Vater traf, fand ich den Mut, Judd zu verlassen und mir Hilfe zu besorgen.«
Shay verspürte ein Gefühl der Übelkeit. »Mein Gott. Der Kerl ist ein absolutes Monster! Ich hatte ja keine Ahnung, dass es um so was geht.«
Tavvy warf sich rücklings auf die Couch. »Oh, es kommt noch schlimmer, Shay. Noch viel, viel schlimmer. Aber … jetzt kann ich nicht mehr. Ich brauche dringend etwas Schlaf.«
»Natürlich.« Shay sprang auf, deckte sie mit seiner Jacke zu, schob ihr ein Kissen unter den Kopf, und bereits nach wenigen Sekunden schlief sie tief und fest.
Er strich ihr eine Haarsträhne aus der Stirn. Er würde seiner Mutter nicht erzählen, was für fürchterliche Dinge Pia ihm berichtet hatte, denn das hieß, dass die Sache zwischen Iris und Judds Sohn viel ernster als befürchtet war. Er hatte ihr eine SMS nach der anderen geschickt, aber bisher hatte sie auf keine reagiert.
Er verdrängte den Gedanken an die Schwester, nahm erneut hinter dem Schreibtisch seines Vaters Platz, verglich die Verkaufszahlen mehrerer Jahre und schrieb sich stichwortartig auf, wie sich Shamrock doch vielleicht noch retten ließ. Es würde alles andere als leicht sein.
Denn wenn nicht jemandem bei Jett irgendwelche monumentalen Fehler unterlaufen waren, hatte der Konkurrent das Unternehmen seines Vaters erfolgreich fertiggemacht.
Er zog sein Handy aus der Tasche und gab eine Nummer ein. »Leo? Ich bin’s, Shay. Nein, noch keine Veränderung … hör zu, tut mir leid, dass ich so spät noch störe, aber ich brauche deinen anwaltlichen Rat …«
Sebastian starrte unbeteiligt auf das unscharfe Schwarz-Weiß-Bild, das er in den Händen hielt. Mit dem riesengroßen weißen Kopf und den dürren Gliedern sah das Ding nicht wie ein Baby, sondern eher wie ein Alien aus. Er saß neben Lexi in seinem Porsche und erschauderte. Er empfand nicht das Geringste, als er auf das Foto seines Kindes sah, das da in Lexi wuchs.
»Also? Was sollen wir jetzt machen?«
Lexi klappte den Spiegel über dem Beifahrersitz herunter und zog eine Grimasse, als sie auf die Ansammlung von Pickeln blickte, die mit einem Mal auf ihrem Kinn erschienen war. Himmel, schwanger sein war wirklich ätzend, dachte sie. Als wäre es nicht bereits schlimm genug gewesen, dass ihr ständig übel war, kam jetzt auch noch unreine Haut dazu.
Der Arzt hatte sie umgehend zum Ultraschall geschickt, und es hatte sich herausgestellt, dass sie tatsächlich im März schwanger geworden war.
Sie blickte auf Sebastians weiches Kinn und sein karottenrotes Haar und fragte sich, weshalb er jemals attraktiv für sie gewesen war. Sicher, er war reich, und das war das Einzige, worum es ging, aber der Sex mit ihm hatte nicht einmal ansatzweise Spaß gemacht. Und seit sie wusste, dass sie schwanger war, schlief sie – vor allem, da sie alle fünf Minuten das Bedürfnis hatte, sich in ihre Gucci-Handtasche zu übergeben – sowieso nicht mehr mit ihm.
Sebastians nächster Satz schockierte sie derart, dass sie die Befürchtung hatte, jeden Augenblick könnten verfrühte Wehen bei ihr einsetzen.
»Wie viel müsste ich dir dafür zahlen, dass du das Baby kriegst und mir dann überlässt?«
Vor lauter Überraschung dachte sie noch nicht mal mehr an ihren vornehmen Akzent. »He?«
»Du hast mich genau verstanden.« Er gab ihr das
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