Was sich liebt das raecht sich - Roman
vor allem konnte er es ihm nicht wirklich verdenken. Weil das Mädchen ebenso begehrenswert wie seine Mutter war und er verstehen konnte, wenn Ace ihr, nachdem er sie verführt hatte, hoffnungslos verfallen war. Trotzdem blieb die Tatsache bestehen, dass er es nicht leiden konnte, wenn man ihn belog. Obwohl es ihn unendlich wütend machte, dass er in der letzten Zeit kaum noch etwas anderes tat, als den Leuten zu verstehen zu geben, wer das Sagen hatte, kam ihm plötzlich eine fantastische Idee. Er könnte Ace problemlos dazu bringen, dass er zwei Fliegen mit einer Klappe für ihn schlug.
»Lass sie fallen«, wies er ihn mit barscher Stimme an.
Aces Entsetzen war mit Händen greifbar, obwohl eine Distanz von knapp sechstausend Meilen zwischen ihnen lag. »Nein, Dad, du verstehst nicht …«
»Ich meine es ernst«, versetzte Judd dem Sohn den Todesstoß. »Du lässt sie auf der Stelle fallen. Und falls ich dahinterkomme, dass du das nicht tust, wirst du dafür bezahlen. Wenn du weiter Rennen fahren und dein bequemes
Leben leben willst, solltest du vernünftig sein.« Und als letztes, brutales Argument fügte er noch hinzu: »Du tust, verdammt noch mal, gefälligst endlich mal, was ich dir sage, sonst wirst du enterbt. Das, was du bisher geleistet hast, ist einfach nicht genug. Also verbann Iris Maguire am besten ein für alle Mal aus deinem Leben, denn du weißt, ihr zwei habt sowieso nicht die geringste Chance.«
Ace rang schockiert nach Luft, Judd aber legte einfach auf und lehnte sich mit einem Feixen, auf das sogar die Grinsekatze neidisch gewesen wäre, in seinem Schreibtischsessel zurück. Die Frauen in seinem Leben waren ein Haufen unzuverlässiger Schlampen, seine Söhne hingegen hatte er im Griff. Er bewunderte eine besonders gut gebaute Blondine unten auf dem Rasen und sonnte sich in der Gewissheit, Ace so fest im Griff zu haben, dass der nicht mehr wagen würde, irgendwas zu tun, was ihm missfiel.
Ein kleines grünes Handtuch um den Körper haltend und mit um den Hals geschlungenem nassen Haar kam Iris aus der Dusche. Mit den langen, angenehm gebräunten Beinen und der Wespentaille sah sie aus wie eine verführerische Meerjungfrau.
»Alles in Ordnung?«, fragte sie, während sie sich das Haar mit einem zweiten Handtuch trocken rieb. Das diamantbesetzte Herz trug sie wie immer um den Hals.
Ace antwortete nicht. Er lag in leuchtend roten Badeshorts, in denen er wie ein Statist aus Baywatch aussah, auf dem Bett und hatte das Gefühl zu sterben.
»Wer hat denn gerade angerufen?«
»Judd.«
Iris setzte sich auf den Bettrand und fragte sich, weshalb ihr Freund so schlecht gelaunt aussah. »Und, was wollte er?«
Ace blickte sie an. Mehr als alles andere wollte er ihr gegenüber ehrlich sein und ihr den widerlichen Plan erklären. Doch dann würde er sie ganz bestimmt verlieren.
»Nichts«, erklärte er und zwang sich zu einem Lächeln. »Er wollte nur wissen, wie’s mir geht.«
Iris kämmte ihr nasses Haar. »Schon wieder? Wow. Er scheint wirklich gern immer über alles auf dem Laufenden zu sein.«
Unfähig, ihr ins Gesicht zu sehen, wandte Ace sich ab.
Während Iris ihre Haare föhnte, sah er zu, wie sie die blonden Strähnen um die gebräunten Schultern fliegen ließ. Das Geld und auch das Testament waren ihm vollkommen egal. Er wäre sogar bereit, seine Karriere als Rennfahrer aufzugeben, nur war es einfach so, dass er ohne die Fahrerei ein Niemand war.
Er fuhr bereits Rennen, seit er ein kleiner Junge gewesen war, und hatte nie was anderes gelernt. Er war alles andere als dumm, hatte aber schlechte Schulnoten gehabt, da ihm immer nur das Rennfahren wichtig gewesen war, und die einzigen Jobs, die er vor seiner Amateur- und anschließenden Profikarriere je erledigt hatte, hatte er – weil er gedacht hatte, es würde der Karriere dienen – an den Rennstrecken gehabt. Womit sollte er sich seinen Lebensunterhalt verdienen, wenn er nicht länger Rennen fuhr? Und wie würde es ihm ohne die Gefahr und den Kick, den ihm die lebensgefährlichen Rennen verschafften, gehen?
Rastlos trat er ans Fenster und zündete sich eine Zigarette an. Wenn er seine Karriere Iris zuliebe aufgäbe, wie sollten sie dann leben? Wie sollte er sie bei ihrer Gesangskarriere aktiv unterstützen? Was sollte er den ganzen Tag lang tun? Vor allem ließe er Judd schändlich im Stich. Und das wollte er ganz sicher nicht. Er hatte sich sein Leben lang nach seiner Anerkennung und nach seiner Zuneigung
gesehnt, und dieser
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