Was sich liebt das raecht sich - Roman
Licht der Junisonne blühten unzählige violette Rhododendren, und ein Meer aus pinkfarbenen Tulpen wiegte sich sanft in der leichten Brise und verströmte einen süßen Duft.
Als sie Tavvy am Fenster stehen sah, kam Kitty zu ihr in die Küche und blickte sie fragend an. »Na, soll ich uns einen Kaffee kochen?«
»Ich glaube, ich brauche etwas Stärkeres«, gab Tavvy zu, zog die Kühlschranktür auf und nahm eine Flasche Weißwein aus dem Fach. »Möchtest du auch ein Glas?«
Obwohl sie Alkohol am helllichten Tag nur schlecht vertrug, war Kitty klar, dass Tavvy nicht allein trinken sollte, und so nickte sie. »Die Scheune sieht fantastisch aus«, bemerkte sie und hob ihr Glas an ihren Mund.
Auch Tavvy trank den ersten Schluck. »Es tut mir furchtbar leid, dass ich nicht öfter draußen bin. Doch in letzter Zeit hat sich bei mir alles um Lochlin und das Album für Iris gedreht.« Sie sah, dass ihre Hände zitterten und versteckte sie daher rasch unter dem Tisch. »Und nun, da das Album fertig ist, ist Lochlin das Einzige, woran ich denken kann.«
»Du tust mehr als genug«, versicherte Kitty ihr und stellte vorsichtig die Frage, die Tavvys größter Albtraum war. »Gibt es irgendetwas Neues?«
Tavvy schüttelte den Kopf, und in ihren Augen stiegen Tränen auf. »Gott, ich bin im Augenblick eine fürchterliche Heulsuse. Aber es ist einfach hart, damit zurechtzukommen, dass er nicht zuhause ist. Denn, weißt du, er ist Pembleton. Alles hier erinnert mich an ihn.« Sie legte ihre Hände wieder auf den Tisch, versuchte, das Zittern zu unterbinden, und sah Kitty fragend an. »Sie haben uns am späten Nachmittag zu einem Gespräch ins Krankenhaus bestellt. Was meinst du, was das zu bedeuten hat?«
»Wahrscheinlich wollen Sie euch einfach sagen, was für Fortschritte er macht.« Kitty tätschelte ihr aufmunternd die Hand. Tavvy tat ihr furchtbar leid, allerdings war ihr klar, dass sie zusammenbrechen würde, bliebe sie hier sitzen, dächte weiter über Lochlin nach und tränke gegen ihren Kummer an. »Du brauchst ein neues Projekt. Der Umbau der Scheune ist unter Kontrolle, aber wie sieht es mit der Mittsommerparty aus, die du jedes Jahr veranstaltest?
Der Termin müsste doch wohl in ein paar Wochen sein.«
Der Mittsommerball fand jedes Jahr in einem großen Zelt im Wald unweit des Bluebell Cottage statt. Es war ein magischer Termin, und Tavvy gab sich bei der Dekoration des Zelts immer große Mühe. Sie hängte funkelnde Laternen auf, verteilte Blumen auf den Tischen, streute Blütenblätter auf den Boden und griff dabei oft das Thema des von Hugo ausgewählten Sommerstückes – diesmal also Romeo und Julia – auf. Außerdem wurde gesungen und getanzt, es gab ein fantastisches Büfett, und bevor alle nach Hause gingen, zündeten sie stets ein rituelles Freudenfeuer auf der Lichtung an.
Normalerweise hätte Tavvy mit der Planung längst schon angefangen, jetzt dagegen seufzte sie leise auf. »Ich schätze, ich sollte das Fest auch dieses Jahr veranstalten. Shay hat mir dazu geraten, denn er ist sich sicher, dass es Lochlin bis dahin besser geht.«
Auch wenn Kitty ernste Zweifel daran hegte, gab sie sich die größte Mühe, sich nicht ansehen zu lassen, dass sie skeptisch war. »Wenigstens hast du dann wieder was zu tun, jetzt, da Iris’ Album fertig ist. Und falls du mich brauchst, helfe ich gerne aus. Gib mir einfach eine Liste mit den Sachen, die ich machen soll, dann fange ich gleich morgen an.«
Tavvy nickte. »Danke. Es ist wirklich eine Ironie des Schicksals, dass Hugo ausgerechnet Elliot und Caitie Romeo und Julia spielen lässt, nicht wahr?«
Kitty schüttelte den Kopf. »Das stimmt. Aber schließlich steckt mein Leben augenblicklich voller Überraschungen, und auch der eine oder andere Skandal kommt darin vor.« Sie sah Tavvy reglos aus ihren grauen Augen an. »Wenn ich dir etwas erzähle, versprichst du mir, es niemandem zu sagen?«
Tavvy richtete sich auf. Es freute sie, dass sie einmal an etwas anderes denken konnte als an ihr eigenes Leid. »Natürlich.«
»Lexi Beaumont. Sie schläft mit meinem Sohn.«
»Doch wohl nicht mit Ace?« Tavvy rang nach Luft und versuchte zu verstehen, wie der junge Mann es schaffte, gleichzeitig auf zwei verschiedenen Kontinenten tätig zu sein.
Kitty runzelte die Stirn. »Nein, nicht mit Ace. Mit Sebastian. Lexi hat ein Verhältnis mit Sebastian.«
»Oje.« Tavvy erschauderte. Wenn sie sich recht erinnerte, war Kittys erster Sohn ein wenig attraktiver Kerl mit
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