Was sich liebt das raecht sich - Roman
stolz auf dich.«
Charlie zupfte an seinen Gitarrenseiten und fragte sich dabei, wann zum Teufel er vergessen hatte, was für phänomenale Beine seine Frau besaß. »Danke. Jetzt fühle ich mich wieder wie der alte Charlie Valentine.« Er strich sich über das frisch getönte Haar. »Tja, vielleicht nicht wirklich wie der alte, sondern eher wie eine neue Ausgabe von mir.«
»Das will ich doch wohl hoffen.« Susannah gab ihm einen Kuss. »Ich liebe deine neue Haarfarbe, aber ich fände es entsetzlich, wenn du wieder anfangen würdest, alle zwei Sekunden mit einem anderen Groupie in die Kiste zu springen.« Damit stand sie auf und wandte sich mit traurigem Gesicht zum Gehen.
Nachdem er im Verlauf der Zeit ohne Rücksicht auf Susannah ein ums andere Mal mit irgendwelchen Frauen ins Bett gegangen war, kam er sich mit einem Mal entsetzlich schäbig vor. Gott, wie hatte sie es all die Jahre mit ihm ausgehalten?, überlegte er beschämt. Es war einfach erbärmlich, dass er immer wieder etwas mit naiven jungen Mädchen angefangen hatte, nur weil er auf diese Weise seinem eigenen Ego hatte schmeicheln können und weil dieses Vorgehen seiner Meinung nach ein Teil des Traums vom Rock ’n’ Roll gewesen war. Trotzdem hatte ihm Susannah nie die Rechnung für sein schändliches Verhalten
präsentiert, sondern stets geduldig abgewartet, während er seinem Vergnügen nachgegangen war, und hatte ihm auch nicht den Rücken zugekehrt, als es mit seiner Karriere steil bergab gegangen war.
Was für eine Frau. Verspätet und beschämt erkannte er, dass sie einfach unglaublich war, schnappte sich spontan ein neues Notenblatt und notierte als Überschrift Susannahs Song.
Das wird das beste Lied, das ich jemals geschrieben habe, dachte er, denn ein Teil der Melodie und auch des Texts gingen ihm bereits durch den Kopf.
Charlie war nicht der Einzige, der neue Lieder schrieb. In Pembleton ging Tavvy eilig noch einmal die Lieder, die sie für Iris’ Album zusammengestellt hatte, durch. Sie fand, dass die Melodien ausdrucksstark und rundherum perfekt für Iris’ Stimme waren, und in die Texte hatte sie ihr Herz und ihre Seele mit hineingelegt. Alles, was sie für Lochlin und Judd empfand, sowie die Dinge, die in diesem Jahr geschehen waren, waren in das Album eingeflossen, und indem sie ihren Emotionen freien Lauf gelassen hatte, hatte sie sich selbst davon befreit.
Zu zwei Melodien hatten sie jedoch noch keinen Text verfasst, denn obwohl Iris steif und fest behauptete, sie könne keine Lieder schreiben, war Tavvy der Überzeugung, dass sie es nur mal versuchen müsste, um zu sehen, dass sie durchaus dazu in der Lage war. Sie hatte keine Ahnung, welchen Schluss die Tochter aus ihren Erfahrungen während der letzten Wochen ziehen würde, aber sie ging sicher davon aus, dass diese Zeit den Stoff für ein paar gute Lieder bot.
Tavvy blickte aus dem Fenster und fühlte sich wie in einem Traum. Sie wusste, Iris käme bald zurück, allerdings hatte sie keine Ahnung, was zwischen dem Mädchen und
Ace Harrington gelaufen war und ob Iris die Absicht hatte, wieder nach Amerika zurückzukehren oder nicht. Erst mal war sie einfach froh, dass sie ihre Tochter wiedersehen würde, und klammerte sich weiter an die Hoffnung, dass ihr Mann bald wieder zu sich kam.
Bitte, bitte, Lochlin, werd wieder gesund, flehte sie stumm. Ohne ihn war nichts mehr, wie es sonst gewesen war. Pembleton, das Heim, das sie im Verlauf der Jahre zusammen geschaffen hatten, kam ihr ohne seine Gegenwart leer und einsam vor. Sie hatte das Gefühl, als fehle ihr der rechte Arm, als stolpere sie ohne Lochlin wie ein halber Mensch orientierungslos herum. Erst seit er nicht mehr da war, wurde ihr bewusst, wie groß der Abstand zwischen ihnen in der letzten Zeit geworden war. Früher waren sie seelenverwandt gewesen, doch seit ein paar Wochen hatten sie beinahe wie Fremde unter einem Dach gelebt, hatten keine wirkliche Verbindung mehr gehabt, ihre Erlebnisse nicht mehr geteilt, einander ihre Gedanken nicht mehr anvertraut.
Wenigstens kam Iris heim, sagte sie sich erleichtert und räumte die Notenblätter fort. Als das Mädchen angerufen hatte, um ihr schluchzend zu erklären, dass es bereits früher fliegen würde und deshalb schon heute Nachmittag in London wäre, hatte Tavvy es gebeten, gleich ins Krankenhaus zu kommen, denn die Ärzte hatten ein Gespräch mit der Familie anberaumt.
Der verwilderte Garten war das reinste Paradies, ging es Tavvy flüchtig durch den Kopf. Im
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