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Was sich liebt das raecht sich - Roman

Was sich liebt das raecht sich - Roman

Titel: Was sich liebt das raecht sich - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sasha Wagstaff
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er bisher in jedem Job ausschließlich nach seinem Gefühl gehandelt hatte, hegte er seit kurzer Zeit den Wunsch, ernst genommen zu werden. Vor allem von seinem Dad. Zu spät war ihm bewusst geworden, dass er nur sich selbst die Schuld an seinem Playboy-Image geben konnte, aber trotzdem ärgerte es ihn,
dass er die Probleme seines Vaters innerhalb von wenigen Sekunden hätte lösen können, hätte der ihm auch nur einmal wirklich zugehört.
    »Was gibt es zum Abendessen?«, fragte er, und alle starrten ihn mit großen Augen an. »Oh, verstehe, ich soll wieder einmal kochen.« Seufzend stand er auf, riss die Kühlschranktür auf, und bereits nach wenigen Minuten gab er seinen Schwestern Anweisung, den Tisch zu decken, hackte selbst Schalotten und briet für sie alle Steak Diane.
    Lochlin holte eine Flasche Châteauneuf-du-Pape und fragte sich, weshalb er das Gefühl hatte, seine Familie wäre in Gefahr. Wie gern hätte er Tavvy seine lächerlichen Ängste wegen dieses neuen Plattenlabels anvertraut, aber dadurch hätte er ihr unnötig Angst gemacht, und so nahm er sie einfach schweigend in den Arm.
    Eng an ihren Mann geschmiegt, sah Tavvy aus dem Fenster auf den dunklen Abendhimmel, der den Garten in ein wildes, dunkles Zauberreich verwandelte, und dachte wieder an die betörend schöne Melodie, die ihr vor ein paar Tagen eingefallen war. Sie hatte Licht und Schatten, und die wechselnden Akkorde kamen ihr bereits wie alte Freunde vor …
    Ach, könnte sie die Tonfolge doch einfach abschütteln, wünschte sie sich, hätte aber gleichzeitig zum ersten Mal seit Jahren gerne fünf Minuten Zeit für sich allein gehabt und die wunderbaren Noten zu Papier gebracht …

3
    »Meinst du, dass ich lieber die weiße Jeans oder die schwarze Lederhose auf der Party tragen soll?« Charlie Valentine stolzierte vor dem riesigen prunkvollen Spiegel, der fast eine ganze Wand des Raums bedeckte, auf und ab. Vor seinem nackten Oberkörper baumelte das schwere Kreuz, das er bereits seit Jahren trug, und während er mit dem Reißverschluss der schwarzen Lederhose kämpfte, atmete er zischend ein.
    »Tja, auf deiner Tournee 2004 waren die weißen Jeans der Hit«, erwiderte Susannah in der Hoffnung, dass er den Hinweis verstand. Die Jeans war nicht nur viel zu eng, sondern wies in Schritthöhe einen nicht gerade hübschen Schweißfleck auf und sollte vor allem generell von niemandem getragen werden, der älter als vierzig war.
    »Du hast recht«, murmelte er. Natürlich hatte er den Hinweis nicht verstanden und nahm selbstgefällig eine andere Pose vor dem Spiegel ein.
    Susannah seufzte leise. Himmel, das Leben mit einem verrückten Egozentriker war manchmal alles andere als leicht. Vor fünfundzwanzig Jahren war Charlie Valentine ein absoluter Herzensbrecher gewesen, Sex auf zwei Beinen und mit seiner herrlich rauen Stimme ein absoluter Star. Heutzutage allerdings … sie rollte mit den Augen, als er vor dem Spiegel seine »Rockstar-Orgasmus-Grimasse« zog und seine schmalen Hüften kreisen ließ. Heutzutage kam ihr Charlie eher wie der ältliche, ein wenig angetrunkene Gast auf einer Hochzeitsfeier vor.

    Ihr Heim, ein ziemlich vulgäres Herrenhaus im gotischen Stil, das Charlie vor Jahren von seiner ersten Million erstanden hatte, war mit kitschigem Rock ’n’ Roll-Krimskrams und überteuerten Antiquitäten vollgestopft. Nach einer Reihe wilder Partys in den Achtzigern und Neunzigern war es nicht weniger berühmt als Charlie selbst, doch sosehr er sein Zuhause auch liebte, trieb ihn weniger der Wunsch nach Reichtum als vielmehr das Verlangen, möglichst ständig auf Tournee zu sein und vor Horden kreischender Frauen zu singen, an. Er liebte seinen Job, und es brachte ihn fast um, dass das Interesse an seiner Musik allmählich zu erlahmen schien und seine populärsten Songs nur halb so häufig aus dem Netz heruntergeladen wurden wie erhofft.
    »Dieser verdammte Lochlin hat mir nicht mal richtig zugehört, als ich ihn noch mal angerufen habe«, motzte Charlie, während er mit einem von Susannahs wasserfesten Eyelinern – dem neuesten Produkt der von ihr vor fünf Jahren entwickelten Make-up-Serie – dicke blaue Linien um seine Augen zog. »Außerdem habe ich unzählige Nachrichten auf seiner Mailbox hinterlassen, aber ich glaube nicht, dass er eine Comeback-Tournee für mich organisieren wird. Dabei bin ich, verdammt noch mal, sein Freund.«
    Susannah starrte auf sein Spiegelbild und hätte Charlie gern erklärt, dass er viel zu alt für

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