Was sich liebt das raecht sich - Roman
aber sein Gewissen damit zu belasten, hielt er nicht aus. Dafür waren einfach schon zu viele Menschen umgekommen und auch zu viele verletzt.
Er hörte Tavvy schreien, als er sich blind auf seinen Widersacher warf, seinen Arm ergriff und ihn trotz aller Gegenwehr unter der Rauchdecke hindurch nach draußen zog.
Die Holzwände des Stalls zerbarsten mit einem lauten
Knall, wodurch beide Männer durch die Luft flogen. Judd wirbelte wie ein erlöschendes Feuerrad herum, bevor er neben Lochlin auf die Erde krachte und dann neben ihm die Anhöhe hinunterkullerte, bis er gegen die Wand des Herrenhauses stieß. Über ihnen blähte sich der Rauch, und die knisternden Flammen hüllten erst das Dach und dann eine Seite des halb aus Holz erbauten Hauses in sich ein.
»Da oben!«, brüllte jemand und richtete den Strahl aus seinem Schlauch aufs Dach. Keuchend lenkte auch Leo Beaumont den Schlauch aufs Haus, und Conrad Lafferty warf seine Jacke über Judd und drückte ihn am Boden fest, bis die Sanitäter kamen und man ihn in einen Krankenwagen lud.
Trotz allem, was der Mann verbrochen hatte, tat es seiner Tochter in der Seele weh, ihn schwer verletzt zu sehen, und so lief sie ihm eilig hinterher.
»Verpiss dich«, brüllte Judd Savannah an. »Du bist eine Verräterin, genau wie alle anderen auch!«
Sie wischte sich die Tränen fort, merkte, dass die Sorge um den Vater vollkommen vergeblich war, lehnte sich an Conrads Schulter an und fasste den Entschluss, nie wieder auch nur einen Gedanken an den Typen zu verschwenden. Denn er war es eindeutig nicht wert.
Tavvy legte ihren Arm um Lochlin und blickte beklommen auf das Dach von Pembleton. Das Haus war ihnen viel zu kostbar, um es plötzlich zu verlieren, vor allem auf diese grauenhafte Art. Lochlin drückte ihre Hand, froh, dass sie ihn davon abgehalten hatte, Judd die Glieder einzeln auszureißen, als er in den Stall gekommen war. Einen Moment lang hätte er Judds widerliches Spiel um ein Haar fortgesetzt … hätte beinahe die Kontrolle über sich verloren, da er statt der Dinge, die ihm wirklich wichtig waren, nur noch Rachegedanken im Kopf gehabt hatte.
»Dem Himmel sei Dank, dass du eben zur Stelle warst und mich von einer Riesendummheit abgehalten hast«, klärte er Tavvy auf. Aus seinen blutunterlaufenen Augen strömten Tränen über sein Gesicht, und er brach in lautes Husten aus. »Ich weiß nicht, was ich sonst vielleicht getan hätte.«
Sie sah ihn mit einem schwachen Lächeln an. »Du hast deine Lektion in Bezug auf Judd gelernt. Du hättest mich gar nicht gebraucht, um dir zu sagen, was du machen sollst. Schließlich hast du ihn allein aus dem Stall gezerrt. Das hätten nicht viele getan, nachdem sie gehört hätten, dass er ihren kleinen Bruder auf dem Gewissen hat.«
»Oder nachdem sie gesehen hätten, wie er über dich hergefallen ist«, stieß Lochlin heiser aus, kämpfte dann aber gegen die widerlichen Bilder an.
»Um mich musst du dir keine Sorgen machen. Ich bin zäher, als ich aussehe.« Sie blieb dicht neben ihm stehen, und sie beide sandten stumme Stoßgebete für die Rettung ihres Heimes aus.
»Nicht Pembleton«, flüsterte Caitie, klammerte sich an ihre große Schwester und vergrub den Kopf an ihrem Hals.
»Schon gut«, erklärte Iris sanft. »Schau, das Feuer ist gelöscht. Das Dach und die eine Seite sind etwas beschädigt, weiter nichts.«
Vorsichtig schlug Caitie ihre Augen wieder auf – »Gott sei Dank!« – und blickte ihren Vater fragend an. »Warum hast du Judd gerettet, Dad? Nach allem, was er uns angetan hat, hättest du ihn ruhig auch einfach sterben lassen können.«
Lochlin küsste ihren dunklen Schopf. »Weil bereits zu viele Menschen verletzt worden sind. Ich hätte ihn nicht einfach sterben lassen können, nicht auf diese Art.« Seine Augen brannten noch vom Rauch, blitzten plötzlich aber
fröhlich auf. »Sagen wir einfach, dass es mir lieber ist, wenn er im Gefängnis statt im Leichenschauhaus die Quittung für sein Treiben kriegt.«
Elliot kam aus dem Zelt gerannt. »Ich habe gerade Abby aus dem Klohäuschen befreit – meine Güte, was zum Teufel ist denn hier passiert?«
Caitie klärte ihn mit schnellen Worten auf, und er machte ein unglückliches Gesicht. Würde er wohl jemals aufhören, sich dafür zu schämen, dass sein Vater ein derart gemeiner Drecksack war?
»Keine Angst«, beruhigte ihn Savannah, die inzwischen wieder ganz die Alte war. »Ich habe ihm gesagt, was wir von ihm halten.« Und mit gut gelaunter
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