Was sich liebt das raecht sich - Roman
Schlampe«, fauchte er sie an.
»Ich wollte Ihnen gerade versichern, dass ich die Absicht habe, mich sehr gut um Ihre Tochter zu kümmern, Mr Harrington, doch das ist Ihnen offensichtlich scheißegal«, stellte Conrad Lafferty mit missbilligender Stimme fest.
Judd unterzog ihn einer hasserfüllten Musterung und wandte sich dann wieder seiner Tochter zu. »Himmel, wenn das dein neuer Freund ist, hast du anscheinend einen furchtbaren Vaterkomplex.«
»Deine schmutzige Fantasie ist wieder einmal mit dir durchgegangen, Daddy«, klärte sie ihn nüchtern auf. »Conrad ist nämlich nicht mein neuer Freund, sondern mein neuer Geschäftspartner. Aber über Dinge wie Moral redest du am besten gar nicht erst. Schließlich hast du sogar schon mal einen Menschen umgebracht, oder?«
»Das ist alles ewig her … das interessiert niemanden mehr.«
Plötzlich drehte er sich um und riss die Laterne vom Boxenrand. »Bleibt alle, wo ihr seid, wenn ich das Ding nicht fallen lassen soll!«
Eilig führte Tavvy das zitternde Fohlen aus dem Stall, Lochlin blieb allerdings wie angewurzelt stehen. Petra übernahm das Pferd und brachte es in einen anderen Stall, damit es wieder warm und sicher war, doch die anderen Tiere spürten ebenfalls die Spannung und bewegten sich nervös in ihren Boxen hin und her.
»Sei doch kein Idiot!«, fuhr Lochlin seinen Widersacher an, denn die Laterne hing gefährlich dicht über dem trockenen Stroh. »Mach es nicht noch schlimmer, als es
bereits ist. Es ist vorbei, aber so muss es ja wohl nicht enden.«
Judd hielt die Laterne über seinen Kopf und sah sich mit blitzenden Augen um. »O doch, das muss es, Maguire. Das muss es auf jeden Fall.« Damit schleuderte er die Laterne auf den Boden und machte zur gleichen Zeit wie Lochlin einen Satz zurück, da das Stroh sofort Feuer fing und die ersten Flammen schon durch die Luft züngelten.
»Alle raus!«, schrie Lochlin und ruderte hilflos mit den Armen. Meine Güte, dachte er. Der gesamte Stall könnte in Flammen aufgehen, und er stand direkt neben dem Haus. Die ersten Rauchsäulen stiegen bereits zur Decke auf, und er sah sich verzweifelt um. »Drüben neben der Küche sind ein paar Schläuche angeschlossen und Eimer stehen da auch«, brüllte er über seine Schulter und war froh, als er mit einem Mal nicht mehr allein war.
»Detective Chief Inspector Lipton«, stellte sich der andere vor, der neben ihn getreten war. »Ich soll einen gewissen Mr Harrington verhaften. Großer Gott, was macht er da? Will er sich etwa umbringen?«
Judd stand inmitten des Flammenmeers, und Lochlin überlegte, wie es ihm gelang, im Angesicht des Todes so gelassen zu wirken. »So sieht es aus.«
»Mr Harrington«, drängte der Polizist. »Ich muss Sie bitten rauszukommen.«
Noch immer vollkommen fasziniert verfolgte Judd das Spiel der Flammen dicht vor seinen Schuhen. »Warum sollte ich das tun? Sie wollen mich doch ins Gefängnis stecken, oder etwa nicht?«
»Wir können über alles reden …«
»Es gibt nichts mehr zu reden!«, brüllte Judd und stieß ein irres Lachen aus. »Ich habe es getan, aber dafür gehe ich bestimmt nicht in den Knast.« Inzwischen sah er auch
wie ein Verrückter aus. »Ich habe immer schon gesagt, es wäre ein Spiel auf Leben und Tod!«
Hustend schob sich Lochlin seine rabenschwarzen Haare aus den Augen. »Das ist doch totaler Schwachsinn, Judd. Komm raus, bevor dir was passiert!«
Aus Angst um Lochlins Leben rannte Tavvy wieder in den Stall und schlug sich die dichten grauen Rauchwolken aus dem Gesicht. »Raus hier!«, rief sie Lochlin zu. »Ich kann dich nicht verlieren … bitte komm!«
Judd hob sich seinen Hemdsärmel vor das Gesicht, denn in der trockenen Luft fiel ihm das Atmen schwer. Die Flammen züngelten am Saum von seiner Hose, Funken sprühten, und sein Hemd geriet in Brand.
Judd fing an zu schreien, und Lochlin rief entsetzt: »Judd! Du bist total verrückt … bitte … komm mit raus!« Er blinzelte, weil in dem dichten Rauch, der ihn umgab, kaum noch etwas zu erkennen war.
DCI Lipton rannte vor die Tür, drehte das Wasser auf und schnappte sich genau wie Leo einen Schlauch. Nachdem der Stall in Flammen aufgegangen war, bedrohte das Feuer jetzt das Herrenhaus.
Mit einem letzten Blick auf Judd wollte auch Lochlin aus dem Stall stürzen und den anderen einfach seinem Schicksal überlassen, doch aus irgendeinem Grund brachte er das nicht über sich. Er wünschte Judd den Tod und wahrscheinlich hatte dieser Kerl ihn auch verdient,
Weitere Kostenlose Bücher