Was sich liebt das raecht sich - Roman
Sein Vater war tatsächlich vollkommen übergeschnappt. Er war nicht mehr monogam gewesen, seit er von seiner ersten Freundin mit seinem bis dahin besten Freund betrogen worden war, denn in dem Moment hatte er sich geschworen,
immer auf mehrere Pferde gleichzeitig zu setzen, weil das der beste Schutz vor Herzschmerz war.
»Ich meine es ernst«, informierte sein Vater ihn. »Falls du auch nur einen Fehler machst, ziehe ich mein ganzes Geld aus deinem Team zurück.«
Aces Lachen erstarb.
»Außerdem wirst du dann schneller aus deiner schicken Junggesellenbude ausziehen, als du auch nur ›Scheiße‹ sagen kannst.« Judd hoffte, er hätte sich verständlich ausgedrückt. »Und die Beziehung zu Iris Maguire endet, wenn ich es dir sage, ist das klar? Bring sie dazu, dass sie sich in dich verliebt, und wenn ich es sage, schießt du sie wieder ab.«
Ace musste schlucken. Was in aller Welt hatte das alles zu bedeuten? War der Hass, den Judd auf diesen Lochlin zu empfinden schien, tatsächlich so groß, dass ihm nichts mehr heilig war? Der perverse Plan des Vaters kam ihm wie ein krankes Schachspiel vor, bei dem Mitglieder beider Familien glücklose Bauern waren, die sein Vater als wahnsinniger Spieler nach Gutdünken verschob.
War seine erträumte NASCAR-Karriere es tatsächlich wert, dass er sich dafür derart widerlich verhielt? Ace war sich nicht sicher, doch als er das irre Leuchten in den Augen seines Vaters sah, wurde ihm klar, er hatte keine andere Wahl.
Entschlossen stand sein Vater auf. »Eins noch. Ich will, dass sie einen Vertrag mit meinem Label unterschreibt. Das könnte ein bisschen knifflig werden, weil sie ihrem Vater natürlich versprochen hat, dass sie auf jeden Fall zu Shamrock geht.« Doch mit einem bösartigen Lächeln fügte er hinzu: »Aber wenn das einer schaffen kann, dann du.«
»Ich soll sie also auch noch dazu bringen, dass sie bei dir unterschreibt.« Ungläubig warf Ace die Kreditkarte des
Vaters wieder auf den Tisch. »Na super. Wird bestimmt das reinste Kinderspiel.«
»Oh, und eine allerletzte Sache noch.« Ohne auch nur einen Hauch von Zärtlichkeit legte er die Hand auf die Schulter seines Sohns. »Verlieb dich in eine Maguire, und du wirst dir keine Gedanken mehr über deine Karriere machen müssen, da du keine mehr haben wirst. Und zwar nicht nur, weil ich dann mein ganzes Geld von deinem Team abziehe, sondern weil ich dir persönlich beide Beine brechen werde. Ist das klar?«
Ace klappte vor Schreck die Kinnlade herunter, doch noch während er verfolgte, wie sein Vater das Café verließ, nahm schon die Bedienung mit dem langen schwarzen Haar ihm gegenüber Platz. »Und, nachher noch Lust auf einen Drink? Und dann vielleicht noch auf ein Frühstück? «, fragte sie ihn flirtbereit.
Ace steckte die Kreditkarte des Vaters ein. So fühlte es sich also an, ein Gigolo zu sein, ging es ihm unglücklich durch den Kopf.
»Und?«, fragte die Serviererin und runzelte bei dem Gedanken, vielleicht eine Abfuhr zu bekommen, ihre glatt gespritzte Stirn. Schließlich wusste sie, dass Ace ein NASCAR-Fahrer und einer der größten Frauenhelden in der Gegend war.
Unsicher stand er auf. »Ähm … nein, tut mir leid.«
Das Hundert-Watt-Lächeln der jungen Frau erlosch. »Nein? Hast du wirklich Nein gesagt?«
Ace fragte sich, wie er es höflich formulieren sollte. »Wie es aussieht, bin ich – wie sagt man doch so schön? – in festen Händen.« Er verzog verbittert das Gesicht. »Oder sagen wir eher, ich bin bereits verkauft.«
Die junge Frau schnappte nach Luft, und er stapfte erbost aus dem Café.
9
Iris beugte sich über die Brüstung des Balkons und atmete grinsend ein. Obwohl ihr von der ungewohnten Hitze richtiggehend schwindlig war, starrte sie, geblendet von dem hellen Licht, hinunter auf den Venice Beach. Sie war seit vier Tagen in L. A. Zuhause in Pembleton war die Luft von Blumenduft erfüllt und meistens regenschwer, hier hingegen herrschten Sonnenschein und eine Atmosphäre freudiger Erwartung, von der Iris einfach nicht genug bekam.
Luisas in einem fünfstöckigen, Tropical Shade genannten Block gelegenes Apartment war mehrere Straßen vom Strand entfernt. Die Wohnung war winzig klein, eben – wie es Louisa nannte – ein echtes »Schmuckkästchen«, sah aber den mit den in hübschen Pastellfarben gestrichenen Türen, den Wänden voller Poster von Tanzfilmen, leeren Plattenhüllen und den Regalen voller glitzernder Tanztrophäen, die sie im Verlauf der Zeit gewonnen
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