Was sich liebt das raecht sich - Roman
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Hugo schluckte, stellte allerdings fest: »Das will ich doch wohl hoffen. Da dich nämlich nichts und niemand daran hindern können wird, den Romeo zu spielen, junger Mann.«
»Ich … ähm …ich werde mir alle Mühe geben. Und … danke.« Er verzichtete darauf, dem Lehrer zu erklären, dass sein Bruder Ace bei seinem letzten Versuch, wie ein Engländer zu sprechen, fast vor Lachen umgefallen war.
Der Gedanke daran, dass sie jede Menge Zeit würde mit Elliot verbringen müssen, bis der Text bei ihnen beiden richtig saß, ließ Caities Herz höher schlagen. Das hieß, natürlich nur, wenn sie die Rolle der Julia auch bekam. Die Proben fingen in den nächsten Wochen an, und sie würde jeden freien Augenblick zum Üben nutzen, damit sie beim Vorsprechen auf alle Fälle konkurrenzlos war.
»He, ich habe etwas über meinen Vater rausgefunden«, meinte Elliot, nachdem Hugo weitergegangen war. »Ich weiß nicht, ob es etwas zu bedeuten hat, aber er ist vor circa fünfundzwanzig Jahren von hier in die Staaten ausgewandert. Ziemlich plötzlich, meinte meine Mom. Doch sie hat mich gleichzeitig davor gewarnt, zu tief in der Vergangenheit zu wühlen, weil sie denkt, dass mein Vater dann echt wütend wird.«
Caitie sah begeistert aus. »Dann hat es ganz bestimmt was zu bedeuten!«, jauchzte sie.
»Oh, und meine Großeltern sind von hier weggezogen, kurz bevor er in die Staaten ging«, fügte Elliot noch hinzu.
»Sie sind nicht mehr am Leben, und ich habe sie nie kennengelernt. Was auch immer damals geschehen ist – anscheinend war es schlimm genug, dass mein Vater nie wieder mit ihnen gesprochen hat. Meine Mom hat mir erzählt, kurz nach ihrer ersten Begegnung hätte er die beiden einmal kurz erwähnt, sich allerdings rundheraus geweigert, ihr zu sagen, was der Grund für seinen abgrundtiefen Hass auf seine Eltern war.«
»Wirklich?« Caitie bezog Jas in die verschworene Runde ein. »Jas, das ist einfach total aufregend! Ich werde auch auf meiner Seite etwas graben, aber meine Eltern fragen kann ich nicht. Ich schwöre euch, dass irgendeine Riesensache hinter alledem steckt – das ist schließlich immer so, wenn über etwas niemand reden will, oder etwa nicht?«
Elliot zuckte mit den Schultern. Ihm lag nicht so viel daran, in der Vergangenheit zu wühlen, aber wenn es Caitie wichtig war, würde er sehen, ob sich nicht doch noch etwas in Erfahrung bringen ließ. Jas hingegen biss sich auf die Lippe und sah ihre beste Freundin furchtsam an. Was auch immer zwischen den Familien vorgefallen war, hatte man nicht ohne Grund begraben, und sie hatte die Befürchtung, dass Caitie vielleicht auf etwas stieß, was man besser in Ruhe ließ. Doch kaum hatte sich Caitie etwas in den Kopf gesetzt, gab es für sie kein Halten mehr. Deswegen bedachte Jas Elliot mit einem unsicheren Lächeln und hoffte bei Gott, dass das Geheimnis der beiden Familien zumindest nicht gefährlich war.
Unsichtbar hinter einem Paravent versteckt, hatten Skye und Abby Valentine dem Gespräch der drei gelauscht, und jetzt quollen ihnen fast die dick geschminkten Augen aus dem Kopf. Seit Skye auf dem Ball mit Iris’ Freund geturtelt hatte, behandelte Caitie sie wie Luft, was ihr keineswegs gefiel.
»Ich habe mir überlegt, wie wir uns an Caitie dafür rächen können, dass sie uns seit Wochen ignoriert«, klärte sie ihre Schwester auf.
Abby sah sie zweifelnd an. »Und was schlägst du vor, Mozart?«
»Einstein, du Idiot, nicht Mozart«, meinte Skye erbost. Gott, wie dämlich ihre Schwester war! »Ich werde versuchen, die Rolle der Julia zu bekommen.«
»Du?« Abby rang nach Luft, und Skye stellte beleidigt fest: »Caitie hat es auf Elliot abgesehen, der jetzt der Romeo ist. Deshalb muss ich die Julia werden, stimmt’s? Und zwar nicht nur in unserem Stück, sondern auch im echten Leben.« Und mit einem bösen Lächeln fügte sie hinzu: »Ich bin mir nicht sicher, ob es Shakespeare war, aber jemand hat einmal gesagt: ›Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt‹.«
Diese Erklärung hätte Abby beinahe umgehauen. Caitie Elliot abspenstig zu machen war eine Sache, aber es war praktisch ausgeschlossen, dass der blöde Hugo jemals jemand anderen als sie die Julia spielen ließ. Weil sie schließlich die beste Schauspielerin ihrer Schule war.
Sie spähte an dem Paravent vorbei, und als sie sah, mit welchen Blicken Elliot Caitie musterte, kam Abby zu dem Schluss, dass Skye es schon als Riesenglück bezeichnen könnte, hielte Elliot jemals auch
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