Was sich liebt das raecht sich - Roman
Feind ins Bett zu gehen.
»Aus dem Weg!«, brüllte Luisa die Schaulustigen an. »Wir werden uns mit dieser Kiste prächtig amüsieren. Lass uns die Schlüssel holen. Los!«
Iris strich mit einer Hand über die Kühlerhaube des Gefährts. Es wäre geradezu perfekt, um damit durch Los Angeles zu düsen. Nie zuvor in ihrem Leben hatte jemand ihr ein derart extravagantes Geschenk gemacht, und auch wenn sie es zu schätzen wusste, als Kind nicht allzu sehr verwöhnt worden zu sein, beeindruckte Judds großzügige Geste sie doch sehr.
Trotzdem würde sie den Wagen gleich morgen zurückschicken, nahm sie sich vor, da sie das Versprechen, das sie ihrem Vater vor der Abreise gegeben hatte, einhalten würde.
Luise schien ihr anzusehen, was sie dachte, denn sie fuhr sie an: »Wag ja nicht, den Wagen zurückzuschicken. Wenn du ihn nicht haben willst, gib ihn einfach mir. Oder sieh ihn als Leihgabe an. Wir werden ihn benutzen und später zurückgeben, okay?« Eilig rannte sie nach oben, wo der Schlüssel lag.
Iris riss die riesengroße Schleife von dem Jeep. Könnte sie das wirklich machen? Wenn sie diesen Wagen nur für kurze Zeit behielte, wäre er vielleicht ja gar kein richtiges Geschenk. Obwohl sie von Schuldgefühlen überwältigt war, konnte sie nichts anderes denken, als dass es bisher ein wunderbarer Tag gewesen war.
»Nur über meine Leiche. Haben Sie das kapiert?«
Wie ein bockiger Teenie schob Savannah das Dossier, das Darcy zusammengestellt hatte, wieder über den Tisch, verschränkte die Arme vor der Brust und schüttelte trotzig ihre dunkelrote Mähne aus.
Darcy sah sie aus zusammengekniffenen Augen an. Seit Judd sich nach Los Angeles verzogen hatte, um sich dort um eine geheimnisvolle »dringende« Angelegenheit zu kümmern, hatte sie die Verantwortung für Savannahs Karriere bei seinem Musikverlag. Sie hatte jede Menge Zeit damit verbracht, sich zu überlegen, wie sie das Image der jungen Frau verändern könnte, welche Art Musik am ehesten zu ihr passte und welches die beste Aufmachung für ihr Album wäre, und konnte deshalb einfach nicht glauben, wie unhöflich und undankbar Savannah war. War ihr denn nicht klar, dass jede Menge Mädchen einen Mord begehen würden, um an ihrer Stelle zu sein? Wusste sie denn nicht, was für ein Glück sie hatte, dass sie eine solche Unterstützung für ihren Karrierestart bekam?
Savannah aber, die vor Darcys lächerlich klobigem Eichenschreibtisch saß, war nicht weniger genervt als sie. Nach dem Treffen mit ihrem Vater hatte sie erwartet, auch dem Rest des Harrington-Clans vorgestellt zu werden, dann hatte er sie allerdings einfach ihrem Schicksal überlassen und war in die Staaten abgehauen. Und als wäre das nicht bereits schlimm genug, hatte er sie obendrein der Gnade seiner pampigen Geliebten ausgeliefert, die nicht die geringste Lust zu haben schien, dafür zu sorgen, dass Savannahs Karriere in die Gänge kam. In ihrer schwarzen Seidenbluse und dem cremefarbenen Bleistiftrock war Darcy der Inbegriff von Eleganz und Klasse, doch das Glitzern ihrer braunen Augen machte deutlich, dass sie alles andere als ein Schwächling war.
»Also.« Darcy spannte ihre steifen Nackenmuskeln an.
Ihr war klar, Judd würde einen Anfall kriegen, wenn es ihr nicht irgendwie gelänge, Fortschritte bei seiner Tochter zu erzielen. Weil sie, wenigstens im Augenblick, sein eindeutiger Liebling war. »Was gefällt dir nicht an meinen Vorschlägen? «
»Sie gefallen mir alle nicht.« Savannah blätterte gereizt die Seiten um und pikste sie nacheinander mit dem Zeigefinger an. »Ich hasse das Image, das Sie mir verpassen wollen, die CD-Cover kann ich nicht ausstehen, und die Art Musik, die ich Ihrer Meinung nach singen soll, ist der totale Mist!«
»Du brauchst Ecken und Kanten, denn sonst wirkst du mit deiner Stimme am Ende wie eine schlechte Britney-Spears-Kopie«, widersprach ihr Darcy und sah sie mit blitzenden Augen an. »Nur Britney geht als Britney durch. Was mir für dich vorschwebt, ist ein rockigeres Image – schwarzes Leder, wirres Haar und rauchiges Make-up. Ein tougher Look, etwas, womit du dich von dem normalen, künstlichen Schwachsinn abhebst, der augenblicklich überall zu finden ist.«
Savannah sah sie trotzig an, doch sie fuhr entschlossen fort: »Ich sehe dich auf dem Cover deiner CDs in Gestalt des bösen Mädchens, das keine Frau jemals als Schwiegertochter haben will, und die dazu passende Musik wäre das, was in unserem Metier als ›kantiger Pop‹ bezeichnet
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