Was sich liebt das raecht sich - Roman
vor Shay gehabt. Hätte nicht
Darcy ihm versichert, dass Shay diese Dinge verbrochen hatte, hätte er es nie geglaubt. »Hör zu, wenn du diese Dinge nicht getan hast, brauchst du nur ein Wort zu sagen, dann nehme ich die Kündigung sofort zurück.«
Statt aber seinen alten Kumpel zu verpfeifen, wies Shay Robin an, den Mund zu halten, räumte seinen Schreibtisch und verließ die Redaktion.
Dann trug er den Karton mit seinen persönlichen Sachen in die nächste Bar, um sich nach Kräften zu betrinken. Nicht, weil er gefeuert worden war, sondern weil ihm Darcy Middleton, egal, was sie getan hatte, nicht mehr aus dem Kopf gehen zu wollen schien. Er bestellte eine Flasche Scotch und goss eine großzügige Menge in sein Glas, denn ihm war bewusst, dass es, verdammt noch mal, bestimmt sehr lange dauern würde, bis er diese Frau endlich vergaß.
Judd lungerte neben dem Pool von Brockett Hall. Er trug ein weißes Leinenhemd und Shorts und hatte seine Augen hinter einer Armani-Sonnenbrille versteckt. Shay Maguire war erledigt. Judd seufzte zufrieden auf, weil der attraktive, allzu kesse Sohn seines Rivalen innerhalb so kurzer Zeit erfolgreich in seine Schranken verwiesen worden war. Darcy hatte ihre Sache wieder mal hervorragend gemacht.
Er blickte kurz in Richtung Pool. Er hatte ihn mit neuen, winzig kleinen dunkelblauen Mosaikfliesen auslegen lassen, doch das dunkle Wasser, das so einladend im Licht der Mittagssonne schimmerte, sah noch immer wie vor all den Jahren aus. Plötzlich stiegen die Erinnerungen in ihm auf. Silvester 1984 … Himmel, hatte sich ihm dieses Datum wirklich unauslöschlich eingebrannt?
Hilfe, tu doch jemand was , hatte irgendwer geschrien, nur hatte niemand etwas unternehmen können, weil es schon zu spät gewesen war. Blutspuren hatten wie riesige,
leuchtend rote Quallen die ruhige Schönheit des klaren Wassers gestört. Aus irgendeinem Grund jedoch war das Nass völlig ruhig geblieben, genau wie der reglose Körper, der mit dem Gesicht nach unten auf der Wasseroberfläche trieb.
Judd wandte seinen Blick vom Wasser ab. War es richtig, dass er hierher zurückgekommen war? Brockett Hall gehörte wieder ihm, wieder hatte ein Harrington das Ruder übernommen, und zwar endlich ein Harrington mit Rückgrat, sagte er sich schnaubend, und erneut wogte Verachtung für das schmähliche Verhalten seiner Eltern in ihm auf. Er hatte Schande über sie gebracht, hatte den Namen der Familie entehrt, hatten sie ihm erklärt, und nachdem er seinem Schicksal überlassen worden war, war er nach Amerika geflohen und dort hatte ihn einer seiner reichen Freunde aus dem Internat sofort in die bessere Gesellschaft eingeführt.
»Da triffst du jede Menge reicher Debütantinnen«, hatte ihn Rupert grinsend aufgeklärt, und es hatte tatsächlich gestimmt. Dicke Mädchen, dünne Mädchen, Jungfrauen und Schlampen – in den Salons hatten sich privilegierte junge Frauen in pastellfarbenen Kleidern und mit schmerzlich formellen Hochsteckfrisuren gedrängt. Dann hatte er Kitty Delaware, ein scheues, etwas plumpes, aber außergewöhnlich reiches Mädchen kennengelernt und sie hatte ihn angezogen wie der Honigtopf die Bienen – oder eher wie eine naive junge Frau mit einem Treuhandfonds den mittellosen jungen Mann. Er hatte seinen gesamten Charme und seinen englischen Akzent dazu benutzt, Kitty und ihre Familie zu umwerben, und bereits ein paar Monate nach der Hochzeit hatten sie ihm Teile des Familienunternehmens überschrieben und in seine geschäftlichen Vorhaben investiert.
Grinsend blickte Judd sich um. Elliot lag in einem zerknitterten
scharlachroten Fußballtrikot unter einem Baum und las verstohlen irgendeinen Text. Jedes Mal, wenn er das Haus zu seltsamen Uhrzeiten verließ, erklärte er, er ginge Fußball spielen, doch das nahm ihm Judd nicht ab.
Und Martha heulte hinter ihrer Sonnenbrille, nachdem sie von ihm erfahren hatte, dass Sebastian heute nicht im Büro erschienen war, obwohl er morgens mit der Aktentasche in der Hand aus dem Haus gegangen war. Seine Schwiegertochter, die in einem gestreiften Morgenmantel und mit derart sonnenverbrannten Füßen, dass sie frisch gepulten Krabben ähnlich sahen, auf einer Liege lag, tat, als wäre sie in den neuesten Jackie-Collins-Roman vertieft, nur dass sie ihr Buch dummerweise falsch rum hielt. Der Gedanke, dass Sebastian wieder einmal irgendwelche Heimlichkeiten vor ihr hatte, machte sie eindeutig fertig, und Judd hatte es Spaß gemacht, sie den ganzen Morgen damit
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