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Was sich liebt, das trennt sich: Roman (German Edition)

Was sich liebt, das trennt sich: Roman (German Edition)

Titel: Was sich liebt, das trennt sich: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Lipton
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werden. »Sind wir jetzt fertig?«
    »Wir sind fertig.« Sie ging zum zweiten Mal innerhalb der letzten Stunde zur Tür. Der Gedichtband, den er ihr geschenkt hatte, lag verloren auf seinem Bett. »Wir müssen vielleicht noch bis September zusammenbleiben, aber soweit es mich angeht, ist unsere Freundschaft - wie immer du es nennen willst -«, Peggy sah ein letztes Mal auf das Buch, »beendet.«

 
    Am Silvestermorgen, nach einem Dutzend wortreichen Verabschiedungen, mehreren herzlichen Umarmungen und Wangenküssen und zwanzig Minuten vorsichtigem Zurücksetzen des fünften Rads auf der schmalen hinteren Zufahrt an der Nordseite von Sedgwick House, fuhren Peggys Eltern ab, zurück nach Westen, in das warme Wetter. Luke bedauerte ihre Abreise. Peggy war am Nachmittag des Ersten Weihnachtstags nach New York zurückgefahren, und ohne die Ablenkung durch Max und Madeleine gab es nichts, woran er denken konnte, nur eine einzige Sache, und an die wollte er nicht denken. Das Haus kam ihm verlassener vor als jemals zuvor. Er verbrachte den Vormittag mit Börsengeschäften und ging dann nach unten, um die verkochten Reste von Weihnachten zu essen. Als er auf die knarrende dritte Stufe auf der vorderen Treppe trat, schien sie zu wimmern.
    Luke schrieb traurige Gedichtzeilen auf den Rand von einer von Abigails Einkaufslisten, als seine Großtante in die Küche kam, um sich einen Tee zu kochen. Sie lehnte sein Angebot ab, ihr zu helfen, und schlurfte zur Spüle, füllte den alten Kessel und stellte ihn auf den Herd. Das Tick-Tick-Tick des alten Gasbrenners ertönte, der Mühe hatte, sich zu entzünden, und dann sprang ein Ring blauer Flammen nach oben und traf auf den Kessel.
    »Still hier«, meinte Abby.
    »Ja, sehr.« Luke legte den Stift weg. Er musste an den Spaziergang im Wald denken, den er mal an einem Silvesternachmittag mit Abby unternommen hatte, als er noch ein Junge war. An jenem Nachmittag war die Sonne schon fast hinter den alten Bäumen untergegangen, deren schneebedeckte Äste sich wie ein Schleier dem Waldboden zuneigten. Die »Witwe im Wald« hatte Abby eine alte Eiche genannt und auf den verrottenden Rest einer zweiten Eiche in der Nähe gedeutet: Nur der Stamm stand noch, zerstört durch einen Blitzeinschlag Jahre zuvor.
    »Mr. und Mrs. Adams sind ziemlich lebhaft.« Abby nahm ihren nassen, benutzten Teebeutel von der fleckigen Untertasse auf der Ablage und legte ihn in ihre Tasse. Dann wandte sie sich mit dem Blick zu Luke um.
    Luke beschloss, ihn zu ignorieren. »Möchtest du einen Lebkuchenmann? Es sind noch ein paar in Peggys Keksdose ...« Er hielt inne. Sein Herz wurde schwer bei dem Gedanken an den verwitweten Baum und an Peggy, und Abigail hörte nicht auf, ihn anzustarren. »Also gut. Was?«
    »Was stimmt nicht mit deiner Ehe?«
    Die Direktheit ihrer Frage überraschte ihn - er fragte sich, ob etwas von Max' und Madeleines Sag-alles-frei-heraus-Art auf sie abgefärbt hatte. Es würde ihm nichts ausmachen, wenn es so wäre, obwohl - vielleicht nicht gerade bei diesem speziellen Thema. Der kurze Kuss mit Peggy hatte etwas in ihm aufgewühlt; er hatte für einen hauchzarten Augenblick endlich gewusst, was wahre Liebe war, warum Menschen sich entschlossen zu heiraten und sich für immer an jemanden banden. Er hatte den Wunsch verstanden, dieses Für immer mit Kindern fortzusetzen, die den eigenen Namen weitertrugen und damit das Versprechen auf die Ewigkeit.
    Und dann war der Moment vorbei gewesen, und ihm war klar geworden, dass es mit Peggy kein Für immer geben würde.
    Abigail beobachtete ihn; das spürte er. Er dachte sich in seiner Fantasie Zeilen aus, versuchte, Zeit zu schinden: Ihr blitzgetroffener Gefährte überdeckt mit Moos. Ihr vom Blitz gespaltener Gefährte voller Moos. Der Witwen-Baum würde jetzt nicht mehr da sein, überlegte er, niedergemäht für den Parkplatz des Pilgrim Plaza.
    »Ich habe dich was gefragt, junger Mann.«
    »Ich weiß nicht, was du meinst.« Das wusste er wirklich nicht. Es war so viel nicht in Ordnung mit seiner Ehe. Es konnte alles sein.
    »Warum ist sie nach Weihnachten weggefahren? Warum ist sie nicht die Woche geblieben?«
    »Wenn einem ein Laden gehört, dann kann man nicht einfach eine Woche nicht arbeiten.« Vor allem in der Woche nach Weihnachten, wenn die Läden voller Kunden waren, die ihr geschenktes Geld ausgaben und sich alles kauften, was sie zu Weihnachten nicht bekommen hatten. Peggy hatte Luke das erklärt, als er sich diese Frage selbst gestellt

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