Was sich liebt, das trennt sich: Roman (German Edition)
Schultern oder füllte Gläser nach. Er war richtig gut darin. Ganz anders als ...
Nein. Peggy würde den Silvesterabend nicht damit vertun, an Luke zu denken.
»Noch mehr zu trinken. Wer möchte noch was? Bex? Josh?« Brock hatte eine laute Stimme, und Peggy konnte sich gut vorstellen, wie sie bei kleineren Gesellschaften von den hohen gewölbten Wänden widerhallte. Er hielt eine Champagner-Flasche in der Hand und senkte sie in Bex' Richtung.
Bex legte die Hand über ihr Plastik-Champagnerglas, von dem Peggy wusste, dass nur Mineralwasser darin war, und lehnte ohne Begründung ab. Bex hatte immer noch niemandem von ihrer Schwangerschaft erzählt und wollte das auch erst tun, wenn die ersten drei Monate vorbei waren. Es war eines der vielen Geheimnisse, bei denen Peggy ein schrecklich schlechtes Gewissen quälte, weil Brock nicht eingeweiht war, vor allem, weil sie es Luke anvertraut hatte. Verdammt, Peggy. Hör auf, an ihn zu denken. An ihn und Nicki. Sie wünschte, sie würde den Namen dieser Frau nicht kennen.
»Dann Josh. Hier, Großer.« Brock wartete, bis Josh den Rest von seinem Champagner getrunken hatte, dann füllte er Joshs Glas bis obenhin wieder auf. »Schön, dass ihr beide extra hergefahren seid. Wir sollten nach Jersey ziehen, Pegs. Sieh doch nur, wie viel Platz in diesem Haus ist. Und unsere Kinder werden einen Garten brauchen, in dem sie spielen können.«
Peggy konnte der Sache mit dem Platz nicht widersprechen, aber das Haus war schrecklich mit seinen hohlen Ziersäulen und den Laminatböden und dem Gasfeuer-Kamin, alles brandneu und synthetisch. Es schien genau wie die anderen identischen Häuser in dieser Siedlung fertig aus dem Boden hochgeschossen zu sein, wie glänzende Plastikfiguren in einem Monopoly-Spiel. Aber es war in einem exzellenten Zustand - das musste sie ihm zugestehen. Luke hätte sicher seinen rechten Arm für die Decke gegeben: makelloser weißer Gips ohne Flecken oder Dellen. Versiegelte, wasserdichte Perfektion. Sie blinzelte gegen die schwimmenden Kreise an, die die versenkten Leuchten vor ihren Augen tanzen ließen. »Wir werden sehen«, sagte sie. Sie hatte nicht vor, jemals in einem solchen Haus zu leben.
Brock ging bereits zur nächsten Gruppe der Gäste. Die meisten Leute kannte Peggy nicht: Freunde und Geschäftspartner der Clovis. Sie entdeckte Brocks Bruder Brent, eine kleinere, blonde Version von Brock, der neben Bex ihr Trauzeuge sein würde. Ein paar von Brocks ehemaligen Football-Teamkameraden aus der Highschool unterhielten sich mit Brocks Vater Ron, während die Frauen der Freunde für sich standen und Shrimps von einem gekühlten Haufen Meerestiere auf dem Esstisch aßen. Peggy wurde klar, dass das der Unterschied zwischen WASP-Partys und den Partys aller anderen war: Hier aßen die Leute das Essen.
Sie sah sich genauer im Raum um. Es waren keine befreundeten Kameraleute da - außer Brock waren sie überall im Land verteilt und bereiteten sich auf die Bowl-Spiele morgen vor.
»Seht ihr, wie sehr er sich verändert hat? Er arbeitet extra nicht an Silvester, um mit mir zusammen zu sein«, betonte Peggy vor Bex und Josh, als hätten die beiden Brock kritisiert - obwohl keiner der beiden auch nur einen einzigen abfälligen Kommentar gemacht hatte, seit sie schließlich von Peggy über ihre Verlobung in Kenntnis gesetzt worden waren. Sie hatten sie unterstützt und sich gefreut und waren genau so gewesen, wie Peggy es gehofft hatte.
»Ist mir aufgefallen.« Bex setzte sich in einen knochigen, auf alt gemachten Sessel und nutzte nicht mal die Gelegenheit, um über Brocks Stiefmutter Sharon zu lästern, die ihn vorhin anmaßend als »Louis-quatorze« bezeichnet hatte.
»Mir auch.« Josh trank noch einen Schluck Champagner.
Es war bizarr.
»Ich komme gleich wieder.« Peggy bahnte sich ihren Weg durch die Menge und ging in Rons und Sharons Fernsehzimmer, wo die Nerzmäntel der Gäste in parfümierten Schichten die Lehnen der Sofas und Sessel bedeckten und die Sitze mit strassbedeckten Handtaschen vollgestellt waren. Peggy suchte nach ihrer eigenen, schlichten Handtasche und stand dann da, das Handy am Ohr. Auf dem riesigen, an der Wand aufgehängten Flachbildfernseher hüpften die Leute live auf dem Times Square herum, auf stumm geschaltet.
»Frohes Fast-Neues Jahr«, begrüßte sie Luke, als er sich meldete.
»Gleichfalls.« Seine höfliche, distanzierte Förmlichkeit traf sie, was dumm war. Es war ja nicht so, als wenn sie ihn angerufen hätte, um ihm
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