Was sich liebt, das trennt sich: Roman (German Edition)
hatte.
»In New Nineveh schon.« Abbys Gesicht hatte einen entschlossenen, trotzigen Ausdruck.
»New Nineveh ist nicht New York.«
Seine Großtante schnalzte mit der Zunge. »Und warum lebt Peggy immer noch in New York? Sie zeigt keinerlei Interesse, ganz hierher zu ziehen. Und dann hat Ernestine auch noch diese Pappas letzten Monat am Haus vorbeifahren sehen. So führt man keine Ehe.« Sie hielt inne, um Luft zu holen. »Außerdem glaube ich nicht, dass Peggys Eltern von den New-Nineveh-Adams abstammen.«
Luke war sich bewusst, dass er sich unter ihrer unerschütterlichen Gewissheit wand.
»Ich glaube« - er schob den Einkaufszettel mit seinen Gedichtzeilen in seine Tasche - »dass wir - Peggy und ich - unsere Beziehung vielleicht lieber beenden sollten.«
»Eure Ehe beenden?« Abby rieb sich die Ohren, als hätte sie nicht richtig gehört.
»Wir sind zu verschieden.«
Die alte Dame schnalzte mit der Zunge.
»Es stimmt. Wir hätten gar nicht erst heiraten sollen, und wir hätten nicht verheiratet bleiben sollen. Wir haben überstürzt gehandelt und uns nicht überlegt, ob wir gut füreinander sind.« Jedes Wort verletzte Lukes bereits angeschlagenes Herz weiter. Aber Abigail die Wahrheit zu gestehen, war irgendwie auch erlösend. »Ich weiß, dass du sie magst, und ich weiß, du willst, dass ich mich endlich binde, aber ...« Weiter konnte er nicht gehen. Er konnte ihr wohl kaum erklären, dass er nicht mit Peggy zusammenbleiben konnte, weil sie mit einem anderen Mann verlobt war.
Der Teekessel flüsterte atemlos.
»Liebst du sie?«
Das Flüstern des Kessels wurde ein paar Dezibel lauter.
»Ja«, antwortete Luke nach einem Moment. »Aber so einfach ist es nicht.«
»Wenn es einfach ist, machst du es falsch.«
Aus dem Kessel strömte jetzt laut der Dampf. »Ich möchte dich bitten, dein Testament noch einmal zu ändern«, fuhr Luke lauter fort. »Jetzt, wo du dich mit dem Gedanken, das Haus zu verkaufen, ein bisschen vertrauter gemacht hast, könnten wir es immer noch verkaufen ...«
Abigail nahm den Kessel vom Herd.
»... ohne Peggy!«, schrie Luke in die jetzt stille Küche. Er hielt inne, deutete auf den Herd und fuhr mit normaler Stimme fort: »Der Herd.« Er war noch immer an.
Abby goss kochendes Wasser in ihre Tasse und den Rest zischend in die Spüle. »Ich ändere mein Testament nicht.« Sie stellte den leeren Kessel in die Spüle. »Du musst ein Jahr lang mit Peggy verheiratet bleiben.«
»Der Herd, Abby.« Luke deutete darauf.
»Sonst wird das Haus nicht verkauft.« Sie setzte sich ihm gegenüber an den Tisch. Hinter ihr brannte noch immer ein perfekter Feuerring auf dem Herd.
»Abigail, der Herd!« Luke schob den Stuhl zurück und drehte mit Händen, von denen er nicht gemerkt hatte, dass sie zu Fäusten geballt waren, den Herdknopf auf »Aus«. »Du kannst nicht einfach vergessen, dass der Herd an ist! Willst du das Haus abbrennen?«
»Es war ein Fehler.« Seine Großtante rührte in ihrem Tee. »Du warst da und hast dich darum gekümmert. Hast du mich wegen des Testaments verstanden?«
»Du darfst einen solchen Fehler aber nicht machen!« Es war unfair, sie anzuschreien, aber er war es leid, so zu tun, als wäre alles in Ordnung. Es war nicht alles in Ordnung. Es war alles eine elende Katastrophe. »Wir sind nicht versichert, Abby. Ich musste die Police kündigen. Wenn dieses Haus abbrennt, dann hast du kein Dach mehr über dem Kopf, und, noch schlimmer, auch nichts mehr, wovon du leben könntest! Hast du mich verstanden?«
»Wir haben die Kiste mit dem Stern. Davon können wir leben.«
»Es gibt keine Kiste.« Er sah ihr direkt in die Augen. »Ich suche seit Wochen danach. Ich habe nichts gefunden. Wenn Charles dir etwas geschenkt hat - und ich sage nicht, dass er es nicht getan hat -, dann kann es auf keinen Fall etwas wert sein. Es tut mir leid, Abby.« Er war einfach nicht in der Lage, aus der Haut zu fahren. Gelassen zu bleiben saß zu tief in ihm drin.
Abigail trank von ihrem Tee. »Eine Kiste mit einem Stern«, wiederholte sie, und zum zweiten Mal fragte Luke sich, ob seine Großtante ihre Demenz manchmal nicht nur vortäuschte. Wenn sie das Gespräch von der Scheidung und dem Hausverkauf ablenken wollte, dann hätte sie es nicht effektiver machen können. Er ließ das Thema fallen.
Brock war der geborene Gastgeber. Er lief durch das Wohnzimmer seines Vaters und seiner Stiefmutter in New Jersey und blieb alle paar Schritte stehen, schüttelte Hände, klopfte auf
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