Was sich liebt, das trennt sich: Roman (German Edition)
sein Gesicht wie ein Heiligenschein umgaben. Ich sollte lieber gehen, dachte sie. »Ich schreibe Gedichte. Oder ich versuche es. Und ich bin für das verantwortlich, was vom Familienvermögen noch übrig ist - ich soll es vermehren - ein Talent, das ich nicht zu besitzen scheine. Ich sitze hier und kaufe und verkaufe Aktien, damit das Haus nicht völlig auseinanderfällt und Abby und ich genug zu essen und was zum Anziehen haben. Und ich versage kläglich in beidem - im Gedichteschreiben und als Verwalter des Familienvermögens. Ich weiß nicht, warum ich dir das erzähle. Du kannst nichts daran ändern.«
»Manchmal geht es einem schon besser, wenn man mit jemandem geredet hat.«
»Nicht in meiner Welt«, sagte er.
Er stand vom Bett auf. Sie war enttäuscht, bis ihr klar wurde, dass er sich nur einen Pullover aus dem Schrank holte. Sie war überrascht, als er wieder zu sprechen begann. »Es ist kalt in diesem Haus«, sagte er und zog sich den Pullover über seinen Pyjama. »Wenn ich auch nur etwas mehr heize, dann würde die Rechnung bei vier- bis fünftausend Dollar im Monat liegen. Außerdem sind da die Grundsteuern, die ich kaum zahlen kann, und die Unterhaltskosten, die ich ganz sicher nicht zahlen kann, und für all das trage ich die Verantwortung. Ich wurde in sie hineingeboren, und von dem Moment an, als mir klar wurde, welchen Namen ich trage, wusste ich, dass ich sie erben würde, ob ich wollte oder nicht. Und dabei wäre ich eigentlich viel lieber ... wie du gewesen.«
»Wie ich? Wieso?«
»Du bist frei. Du kannst leben, wo du willst, und arbeiten, was du willst. Dir haben nicht mehrere Generationen deiner Familie von Geburt an gesagt: ›Du wirst in der Finanzwelt arbeiten, und du wirst in Sedgwick House wohnen, und das ist das College, auf das du gehen wirst, und das sind die Hobbys, die du haben wirst, und das sind die Freunde, mit denen du zusammen sein wirst. Du bist nicht an einen Familiensitz gebunden - verdammt, deine Eltern haben nicht mal ein Haus.« Er seufzte. »Abigail würde das, was ich tue, beschweren nennen. Wir Sedgwicks beschweren uns nicht.«
»Na ja, du beschwerst dich tatsächlich. Wenn du so viele Geldsorgen hast, warum suchst du dir dann nicht einen Job?«
»Ich hatte einen Job. Ich war Investmentmanager bei Hartford Mutual. Ich habe ihn aufgegeben, um mich um Abigail und dieses Haus zu kümmern. Selbst wenn ich geblieben wäre, hätte ich auf keinen Fall genug verdienen können, um dieses Haus instand zu halten.«
Peggy versuchte sich Luke in einem Büro mit anderen vorzustellen, wie er auf Team-Workshops fuhr und mit seinen Vorgesetzten an den Wochenenden Golf spielte. Es gelang ihr nicht, genauso wenig wie sie sich selbst in diesem Umfeld vorstellen konnte. Dennoch verstand sie nicht, warum er mit ihr tauschen wollte. »Wir haben alle unsere Verpflichtungen, Luke. Okay, ich konnte mir meine aussuchen, aber es sind dennoch Verpflichtungen. In ein paar Monaten wird sich die Miete für unseren Laden verdoppeln, was uns vermutlich in den Ruin treiben wird, wenn das nicht schon unser Konkurrent erledigt, der in den Laden auf der anderen Straßenseite einzieht. Und in meiner Kindheit und Jugend bin ich sieben Mal umgezogen. Sobald ich mich an der neuen Schule eingewöhnt hatte, beschloss mein Dad, dass er sich langweilt, und schon zogen wir in eine neue Stadt. Ich halte dich für den glücklichsten Menschen auf der Welt, weil du an einem Ort lebst, wo dich jeder schon vor deiner Geburt kannte, wo deine Anwesenheit tatsächlich eine Rolle spielt. Okay. Ende des Vortrags.« Sie holte Luft. Luke starrte sie an. Sie vergrub das Gesicht in den Händen.
Ganz sanft und zärtlich löste Luke ihre Hände von ihrem Gesicht und hob ihr Kinn mit der Fingerspitze an.
Bevor sie zögern konnte, bevor sie etwas sagen konnte, bevor sie wirklich begreifen konnte, was passierte, kam er näher - die Bettfedern quietschten absurd -, legte die Hände um ihr Gesicht und seine Lippen auf ihre.
Sie waren weich. Unglaublich weich und warm, und es war der sanfteste und wärmste Kuss, der erregendste, romantischste Kuss, den sie jemals bekommen hatte. Luke strich mit der Zungenspitze über ihre Lippen, seine Hand streichelte über ihren Rücken. Sein Verlangen lag hinter einer Zurückhaltung verborgen, von der Peggy wusste, dass sie sehr bald einem alles verschlingenden Hunger weichen würde. Peggy und Luke waren nach wenigen Augenblicken dort angekommen, fielen aufs Bett, er öffnete ihren Bademantel
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