Was sich liebt, das trennt sich: Roman (German Edition)
kam, war Ernestine Riga im Damensalon in ein ernstes Gespräch mit Abigail vertieft. Als er hereinkam, um die Nachbarin zu begrüßen, sah er eine Ausgabe der County Times mit dem unzerstörten Artikel in Abigails Hand; Ernestine musste sie mitgebracht haben. Abby lächelte, aber ihr Blick war furchtbar. Er sagte: Darüber unterhalten wir beide uns unter vier Augen, junger Mann.
Luke hätte wissen müssen, dass Abby es herausfinden würde. Die einzige Überraschung war, dass es ein paar Stunden gedauert hatte und nicht ein paar Minuten.
Am Samstag fuhr Peggy in New Nineveh mit Miss Abigail zu ihrem wöchentlichen Einkauf. Cal Seymour Jr., der Seymour's in der dritten Generation führte, verließ gerade den Laden, als die beiden hereinkamen. Er sah an Peggy vorbei, als sie sich begegneten. Am Suppenregal grüßte Peggy eine Frau, die sie aus der Kirche kannte, die jedoch nur kurz Hallo sagte und sich dann entschuldigte. Aber an der Kasse schien die Kassiererin sich wirklich zu freuen, sie zu sehen. »Machen Sie sich keine Sorgen, Mrs. Sedgwick. Viele von uns, die hier aufgewachsen sind, finden, dass es höchste Zeit wird, dass diese Stadt endlich im einundzwanzigsten Jahrhundert ankommt.«
»Was ist hier los?«, fragte Peggy Miss Abigail auf dem Parkplatz.
»Willst du damit sagen, dass Luke es dir nicht erzählt hat, Liebes?«
Als sie wieder zu Hause waren, nahm Peggy auf der Treppe immer zwei Stufen auf einmal, stürmte in den Ballsaal und schrie: »Was glaubst du eigentlich, was du da tust?«
Luke fühlte sich offenbar in die Ecke gedrängt.
»Um die Gemeindewiese herum ist doch schon eine Geisterstadt, dank des Pilgrim Plaza. Und wenn jetzt auch noch Budget Club kommt, dann bedeutet es das Ende für alle. Warum sollte jemand bei Toggery einkaufen, wenn er bei Budget Club ein billiges Poloshirt bekommt? Warum sollte jemand zu Luigi gehen, wenn er sich bei Budget Club eine Tiefkühlpizza holen kann? Verstehst du denn nicht? Das passiert überall in Amerika, Luke - diese großen Ketten marschieren in die Städte und zerstören sie.«
Luke trug ein gelbes Oxford-Hemd. Es war das erste Mal seit Monaten, dass sie ihn ohne Pullover sah. Bei diesen komischen Temperaturen brauchte man keinen. »Es gibt so etwas wie Fortschritt«, sagte er. Er schob die Ärmel nach oben, als wäre ihm zu heiß.
»Das ist kein Fortschritt, das ist Gier. Du versuchst, auf Kosten der Stadt schnell ein paar Dollar zu verdienen. Und genau das passiert gerade mit meinem Laden!« Sie sah sich selbst in dem Spiegel an der Wand und war überrascht darüber, wie wütend sie aussah. »Ist es dir denn völlig egal, wer du bist und woher du kommst? Merkst du denn nicht, dass es in Amerika fast keine Orte wie diesen mehr gibt - Orte, in denen nicht ein Supermarkt an den nächsten grenzt? Ist dir denn nicht klar, wie viel Glück du hast, hier zu wohnen?«
Er sah aus, als ob es ihm nicht gut ginge. Seine Haut war trocken, und er hatte Ränder unter den Augen, als hätte er nächtelang vor dem Computer gesessen und nichts gegessen, den Kontakt zur Außenwelt verloren. Sie war wütend auf sich selbst, weil sie sich Sorgen machte.
»Das Geschäft ist abgeschlossen«, sagte er. »Der Spatenstich findet im Frühjahr statt. Oder früher.« »Wissen Annette und Angelo davon?«
»Die Leute haben gestern demonstriert. Annette hat sie überredet, aufzuhören, aber sie werden bald wieder da sein. Du solltest vorbereitet sein. Sie tragen »STOPPT die Sedgwicks«-Schilder.« Er schien auf ihre Reaktion zu warten, aber sie hatte nichts mehr dazu zu sagen. »Ich tue das, was für meine Familie am besten ist«, sagte er schließlich. »Dann bin ich froh, dass ich nicht mehr lange Teil deiner Familie sein werde.« Sie rannte die Treppe wieder hinunter, ließ die dritte Treppenstufe knarren und landete in der Halle. Sie ging durch die Haustür, rannte zum Gartentor und den geteerten Bürgersteig hinunter zu dem weißen Haus mit den schwarzen Fensterläden der Fiorentinos nebenan, hämmerte mit Fäusten gegen die Tür, bis Annette Fiorentino mit verrutschtem Zopf und einem besorgten Ausdruck in den mitfühlenden blauen Augen von der anderen Seite öffnete.
»Ich mache mit«, sagte Peggy keuchend. »Ich bin jetzt bereit, an den Demonstrationen teilzunehmen. Sagen Sie mir nur, wann Sie mich brauchen, dann bin ich da.«
21
Falscher Frühling
Der Winter kehrte nicht zurück. Nach einer Weile gaben selbst diejenigen, die sich deswegen Sorgen gemacht
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