Was sich liebt, das trennt sich: Roman (German Edition)
hatten, der aufrichtigen Freude nach, zwei weitere Monate kaltes Wetter einfach übersprungen zu haben. In New York City blühten die Osterglocken im Februar anstatt im März, die Tulpen blühten im März anstatt im April und die Leute in der Stadt packten ihre Schneestiefel und Parkas in den Schrank und holten die Frühlingsmäntel und Schuhe heraus, die sonst erst nach Ostern zum Vorschein kamen. Peggy kam sich vor wie ein mürrischer Gast auf einer Party.
»Ich habe das Gefühl, ein Verräter zu sein, aber ich muss sagen, dass es mir im Moment nichts ausmacht.« Bex stopfte ihre Daunenjacke in die Tasche für die Reinigung. »Ich kriege die hier sowieso nicht mehr zu, und ich will mir nicht extra eine neue kaufen. Nicht, dass ich überhaupt eine Jacke brauchen würde. Dein Vater macht es genau richtig, Peggy. Mir ist so heiß, dass ich auch Shorts anziehen würde, wenn ich nicht sicher wäre, dass die Leute dann vor Entsetzen über meine Elefantenbeine in Ohnmacht fallen.«
Bex hatte die ersten drei Monate überstanden, und die Zwillinge entwickelten sich nach allen Richtwerten ganz normal. In der vierzehnten Woche hatte Bex allen freudestrahlend von ihrer Schwangerschaft erzählt, den Kundinnen, dem UPS-Boten, jedem, der zuhörte. Sie trug bereits Schwangerschaftskleidung, zwei oder drei Größen mehr als andere Frauen in ihrer Schwangerschaftswoche und zeigte ihren Bauch offen, deutlich und stolz. Aber sie wurde schnell müde, und wenn Peggy mit ihr von einem leeren Ladenlokal zum anderen lief, um für den Laden ein neues Zuhause zu finden, bevor der Mietvertrag auslief, musste sie alle paar Minuten eine Pause machen.
»Ich weiß nicht, warum ich dir das alles zumute«, meinte Peggy seufzend, nachdem sie ein weiteres Loch mit horrender Miete abgelehnt hatten. »Es gibt keinen einzigen Laden an der Upper West Side, den wir uns leisten können, und das ist alles meine Schuld.« Sie hatte ständig das Gefühl, dass sie durch ihren Ausstieg aus der Vereinbarung mit Luke den Laden zugrunde gerichtet hatte. Der Mietvertrag von ACME Cleaning Supply endete am 31. Mai, und Peggy und Bex hatten ihn noch nicht verlängert. Ohne das Geld aus dem Verkauf von Sedgwick House und mit der Konkurrenz durch Bath konnten sie unmöglich bleiben, wo sie waren, und doppelt so viel für denselben Laden zahlen.
»Das ist nicht deine Schuld. Diese Stadt ist zu teuer. Wir Geschäftsleute können sie uns nicht leisten.« Bex griff sich mit beiden Händen an den Rücken, um ihn zu massieren. »Es ist wirklich schade, dass du an den Wochenenden nicht da bist, um dir mit Josh und mir Wohnungen anzusehen. Das ist richtig deprimierend.«
Bex irrte sich. Deprimierend war es, einer einundneunzigjährigen Yankee-Frau zu erklären, warum man auf der Gemeindewiese gegen ihre Familie demonstrierte. Peggy versuchte wieder und wieder, Miss Abigail ihre Gründe zu erklären: »Das ist kein fehlender Respekt gegenüber Ihnen oder Luke. Aber ich weiß, dass Ihnen auch nicht gefallen kann, was Luke mit dem Land macht.«
»Ich würde jetzt gerne meinen Sherry trinken«, sagte die alte Dame dann nur.
Peggy verbrachte vier Samstage damit, auf der Wiese zu marschieren und Slogans zu rufen, bis sie heiser war. Sie wurde von vielen Passanten angestarrt, und von einigen auch sehr finster; vor allem die Immobilienmakler schienen die Demonstranten, die an ihren Büros vorbeizogen, mit Blicken zu ermorden. Aber genauso viele Leute winkten oder nickten ihr erfreut zu. Debby Doff, Besitzerin des Käseladens, brachte der Gruppe Käse zum Probieren vorbei - Brie auf Weißbrot oder Cheddar mit Apfelschnitzen -, und Luigi aus der Pizzeria gab ihnen Getränke in Dosen aus. Die Ladenbesitzer verstanden, das wusste Peggy, dass es sie ihre Existenz kosten würde, wenn die Innenstadt verödete.
Dennoch war es nicht leicht für Peggy. In der Kirche konnte sie spüren, dass ganze Bankreihen sie anstarrten, wenn sie sich setzte. Sie konnte sich vorstellen, was die Leute dachten - dass Peggy und Luke Sedgwick zu Gegnern geworden waren. Miss Abigail schien das Getuschel nicht zu bemerken. Peggy glaubte inzwischen, dass die sich verschlimmernde Demenz vielleicht auch etwas Gutes hatte - wenn die alte Frau dadurch nicht verletzt wurde. Aber es konnte genauso gut sein, dass Miss Abigail sich einfach wie immer nichts anmerken ließ.
»Du musst ihr von der Annullierung erzählen«, sagte Peggy zu Luke während eines ihrer seltenen Gespräche; sie war auf dem Weg vom
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