Was sich liebt, das trennt sich: Roman (German Edition)
Mitte Februar machte er sich auf zu einem seltenen Ausflug zur Post. Staunend stellte er fest, dass die Kälte verschwunden war. Es war unpassend und unerklärlich warm. Auf der Gemeindewiese standen wieder die Demonstranten und protestierten in Hemdsärmeln. Ein paar Vögel zwitscherten, als wäre Frühling. Als Luke im Postamt an den Schalter trat - er hatte sich geweigert, vor dem unehrlichen Wetter zu kapitulieren, und war mit Mütze, Handschuhen und Schal standhaft warm verpackt -, begrüßte ihn Jeff, der Postmeister, fröhlich: »Schöner Tag, hm?«
Sicher - für Mai, wollte Luke sagen.
»Ich glaube, das beruhigt sich bald wieder.« Jeff deutete hinaus auf den Rasen.
Luke nickte und wusste nicht, was der Postmeister meinte.
»Wie geht's Peggy?« Jeff legte Lukes Rolle Briefmarken auf die Theke. »Ich sehe sie in der Kirche, aber unter der Woche nicht. Schließt du sie im Haus ein?« Er kicherte, ein lautes, herzliches Rumpeln, das seine breite Brust erschütterte. »Nettes Mädchen, Peggy. Aber das wusstest du.«
»Das wusste ich. Weiß ich«, korrigierte Luke sich selbst.
Zurück auf dem Rasen stand er in der Sonne und schwitzte in seinen Februar-Sachen, während er den Demonstranten zusah. Norma Garrison und ihr Mann Mike waren nach den Terroranschlägen von New York nach New Nineveh gezogen, weil sie sicherer leben wollten. Sie hielten »Beschützt unsere Stadt«-Schilder hoch. Die Frau mit den schwarzen Cowboystiefeln war eine Schriftstellerin, die ursprünglich aus Los Angeles stammte, wusste Luke. Sie hielt eine Ausgabe der Litchfield County Times hoch. Und die Besitzerin des Käseladens trug ein achteckiges Schild. Als sie sich wieder umdrehte und zurückmarschierte, konnte Luke lesen, was darauf stand, und hätte beinahe laut aufgeschrien. Da, in zehn Zentimeter großen Buchstaben, stand auf rotem Hintergrund: »STOPPT die Sedgwicks«.
Zu Hause trank Abigail Tee mit Annette Fiorentino. »... hat den ganzen Winter noch nicht geschneit, und jetzt das, und das gefällt mir überhaupt nicht«, sagte seine Großtante gerade. »Das ist unnatürlich.«
»Da stimme ich Ihnen zu. Warum manche Leute immer noch die globale Erwärmung anzweifeln, ist mir ein Rätsel.« Annette sah auf. »Luke, was ist los?«
Wenige Augenblicke später standen Luke und Annette auf Charity's Porch.
»Ich hatte keine Ahnung, dass sie heute demonstrieren.« Annette steckte ihre Hände in die Taschen ihrer ausgeblichenen Jeans. »Ich schätze, sie haben sich aufgemacht, weil es heute so warm ist und wegen des Artikels in der Zeitung.«
Eine Spinne webte ihr Netz in der Ecke der windgeschützten Veranda. Es war ein nutzloses Unterfangen; die Spinne würde hier draußen sterben, sobald die Kälte zurückkehrte. »Was für ein Artikel?«
»Dann hast du die County Times noch nicht gesehen?«
Das hatte Luke nicht. Er rannte in die Küche. Die lokale Wochenzeitung, die immer freitags kam, lag ungelesen auf der Ablage neben der Spüle, und sein eigener Name blitzte ihm darauf entgegen: SEDGWICK VERPACHTET LAND AN BUDGET CLUB.
Luke hatte sein ganzes Leben von seiner Familie gehört, dass es nur bei drei Gelegenheiten akzeptabel war, den eigenen Namen in der Zeitung zu lesen: bei Geburt, Heirat und Tod. Er hob die Zeitung auf und fing an zu lesen:
NEW NINEVEH - Vor vierzig Jahren verkaufte William Elias »Bink« Sedgwick, geplagt von finanziellen Sorgen und kurz vor dem Bankrott, fast den gesamten altehrwürdigen Familien-Grundbesitz, abgesehen von 20 Morgen Ackerland eine Meile westlich der Gemeindewiese. Die so gut wie sichere Zustimmung des Bauausschusses vorausgesetzt, wird auf dem restlichen Sedgwick-Land jetzt ein neuer Megamarkt entstehen. Luke Silas Sedgwick IV hat das Land für 99 Jahre an Budget Club International verpachtet ...
Wenn nicht alle Rauchabzüge geschlossen worden wären, hätte Luke sofort ein Feuer gemacht und den Artikel verbrannt, um dafür zu sorgen, dass weder Peggy, noch - Gott bewahre - Abigail darauf stießen. Er gab sich damit zufrieden, die gesamte Titelseite in Konfettifetzen zu zerreißen. Er fragte Annette: »Hat Abby das hier gesehen? Weiß sie, dass ich das Land verpachtet habe?«
»Du hast es ihr nicht gesagt?«
»Hast du irgendetwas gesagt?«, drängte Luke, und als klar wurde, dass Annette das nicht getan hatte, entspannte er sich ein wenig. »Du musst dafür sorgen, dass die Proteste aufhören«, sagte er ihr.
»Ich gehe sofort rüber. Wie lange brauchst du, um es deiner
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